Die nordamerikanischen Staaten Kanada, Mexiko und USA haben sich in letzter Minute auf eine Neuauflage ihres Freihandelsabkommens geeinigt Foto: AP

Der IHK Region Stuttgart wäre ein weltweiter Freihandel lieber als Vereinbarungen zwischen einzelnen Ländern wie beim Nafta-Nachfolgeabkommen zwischen den USA, Kanada und Mexiko. Es werden teilweise Probleme für deutsche Standorte erwartet.

Stuttgart - Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Region Stuttgart sieht in dem Abkommen zwischen den USA, Kanada und Mexiko ein positives Signal. „Wir freuen uns über den kleinen Lichtblick“, sagte der für Außenwirtschaft zuständige Geschäftsführer Tassilo Zywietz. Nordamerika sei der wichtigste Auslandsmarkt für die Industrie im Südwesten. Deswegen seien „klare Rahmenbedingungen enorm wichtig“. Mit seiner Aussage spricht Zywietz auch für den Baden-Württembergischen Industrie- und Handelkammertag (BWHT). Bei diesem ist er für außereuropäische Wirtschaftsfragen zuständig.

Gemeinsame Basis in Handelsfragen

Dietrich Birk, der Geschäftsführer des Maschinenbauverbandes VDMA in Baden-Württemberg, nannte es „erfreulich“, dass Mexiko, die USA und Kanada jetzt wieder eine gemeinsame Basis in Handelsfragen hätten. „Das sollte uns Mut machen für die bevorstehenden Verhandlungen zwischen der EU und den USA“, sagte Birk. Nach seiner Meinung dürften dabei besonders Fragen der Landwirtschaft eine hohe Hürde darstellen.

Ähnlich war es auch bei dem Abkommen zwischen den USA, Kanada und Mexiko gewesen. Dieses war nach langen, zähen Verhandlungen in der Nacht zum Montag unterzeichnet worden. Birk sieht Hinweise darauf, dass bei US-Präsident Donald Trump die Verhandlungsbereitschaft in Industriefragen größer wird. Darauf könnte beispielsweise hindeuten, dass Trump auf die angedrohten Zölle für die Einfuhren von Autos in die USA aus Kanada verzichtet hat, bei Rohstoffen wie Stahl und Aluminium aber hart bleibt. Ein mögliches Einlenken in Industriefragen „wäre im Sinne des deutschen Maschinenbaus“, meinte Birk.

Die bisherige nordamerikanische Freihandelszone Nafta sei für die deutschen Firmen und die Südwest-Unternehmen vor allem wegen der Wertschöpfungsketten wichtig. So werden etwa Komponenten in einem Land hergestellt und in einem anderen weiterverarbeitet. Deswegen sei die Aufrechterhaltung dieser Freihandelszone „eine positive Entwicklung für die auf dem nordamerikanischen Markt tätige europäische Industrie“, so Birk.

Nordamerika für Kärcher als Produktionsstandort und Markt wichtig

„Nordamerika und speziell der US-amerikanische Markt sind für Kärcher sehr wichtig, da wir hier sowohl Reinigungstechnik verkaufen als auch herstellen“, sagt Hartmut Jenner, Vorstandschef des Winnender Reinigungsgeräteherstellers Kärcher. Insbesondere der freie Warenverkehr der in den USA und Mexiko hergestellten Reinigungsgeräte innerhalb von Nordamerika habe für das Unternehmen eine große Bedeutung. „Daher begrüßen wir die Ankündigung eines neuen Freihandelsabkommens zwischen den USA, Mexiko und Kanada“, so Jenner.

Ein Sprecher des Waiblinger Motorsägen- und Gartengeräteherstellers Stihl sagte, „für das Verhältnis zwischen den USA und der EU macht das Abkommen Mut“. Der Text des Vertrags müsse aber noch genau geprüft werden, um zu sehen, ob ungestörter Handel in der Region möglich sei oder ob neue Handelsbarrieren entstünden. Für das eigene Geschäft in Nordamerika würden sich aber wohl keine wesentlichen Änderungen ergeben. Besser als bilaterale Verträge zwischen einzelnen Ländern wären allerdings Freihandelsabkommen auf multilateraler Ebene im Rahmen der Welthandelsorganisation (WTO). Bei der Daimler AG hieß es, der Vertragsentwurf für das Abkommen werde noch geprüft. Das Unternehmen wies aber darauf hin, die Parlamente in den USA, Mexiko und Kanada müssten dem Vertrag noch zustimmen, ehe er in Kraft treten könne.

DIHK sieht Licht und Schatten

Ähnlich wie Stihl argumentiert auch Zywietz: „Schön wäre ein Schritt gewesen, der den globalen Wertschöpfungsketten und damit dem einfacheren gegenseitigen Handeln weltweit Rechnung getragen hätte“, sagte der IHK-Geschäftsführer. Auch die Spitzenorganisation der Kammern, der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK), sieht bei dem Abkommen Licht und Schatten. Dass ein Auseinanderbrechen der nordamerikanischen Freihandelszone verhindert wurde, „ist zunächst eine gute Nachricht für deutsche Unternehmen in den USA, Mexiko und Kanada“, meinte der DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier. Das Abkommen habe aber auch „deutliche Schattenseiten“. Es verlange höhere Wertschöpfungsanteile in Nordamerika, besonders im Bereich der Automobilindustrie. Dies aber gehe zulasten globaler Wertschöpfungsketten und auch zulasten von Produktionsstandorten in Deutschland“, erklärte Treier. „Ein Abkommen ohne Kanada hätte Wertschöpfungsketten im gesamten Nafta-Raum beschädigt und deutsche Unternehmen empfindlich getroffen“, sagte der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Deutschen Industrie, Joachim Lang.