Wer seinen alten Diesel – egal von welcher Marke das Fahrzeug ist – verschrotten lässt, bekommt seinen neuen Volkswagen günstiger. Foto: dpa

Volkswagen startet in besonders belasteten Städten wie Stuttgart ein neues Tauschprogramm. Doch lohnt es sich auch? Und was ist der Unterschied zwischen Wechselprämie und Umweltprämie eigentlich genau?

Stuttgart - Volkswagen zahlt ab sofort wieder eine Prämie, wenn Dieselfahrer ihren alten Wagen gegen einen neuen mit einem moderneren und weniger schmutzigen Antrieb umtauschen. „Mit einem umfassenden Maßnahmenpaket zur Erneuerung der Fahrzeugflotte leistet der Volkswagen-Konzern einen signifikanten Beitrag zur Verbesserung der Luftqualität in deutschen Städten“, sagt Christian Dahlheim, der Leiter des Konzernvertriebs.

Damit unterstütze das Unternehmen die Anstrengungen der Bundesregierung zur Vermeidung von Fahrverboten. Solche Aktionen waren Anfang des Monats vereinbart worden. Allerdings machen dabei nicht alle Marken mit, sondern nur die Marken VW, Audi, Skoda und Seat. Porsche ist nicht dabei. Bei den Kaufanreizen wird zwischen Umweltprämien und Wechselprämien unterschieden.

Was sind Umweltprämien?

Mit den Umweltprämien knüpft der Autokonzern an ein Tauschprogramm an, dass es schon von August 2017 bis Juni 2018 gab. Konzernweit wurden damit nach Angaben des Unternehmens 210 000 alte Dieselautos von der Straße geholt und verschrottet. Auch bei dem neuen Programm, das deutschlandweit gilt, erhalten die Kunden zwar eine Prämie für ein neues Auto oder einen Jahreswagen, jedoch kein Geld für den alten, der verschrottet wird. Abgegeben werden können nicht nur Marken des VW-Konzerns, sondern alle Marken. Voraussetzung ist, das sie einen Motor der Schadstoffklasse Euro 1 bis Euro 4 haben.

Wie hoch sind die Umweltprämien?

Bei den Umweltprämien gibt es je nach Marke und Modell eine große Bandbreite. Sie reicht beim Kauf eines Neuwagens von 1500 Euro für den kleinen VW Up über 5000 Euro für einen Golf, das meistverkaufte deutsche Auto, und 8000 Euro für einen Passat oder Touareg. Wer einen Jahreswagen kauft, erhält je nach Modell nur 50 bis 75 Prozent der Prämie. Bei Audi reicht die Spanne der Umweltprämien beim Kauf eines Neuwagens von 3000 Euro für einen A1 bis zu 10 000 Euro für einen A8, bei dem die Preisliste für einen Neuwagen allerdings auch bei etwa 90 000 Euro anfängt. Bei Internetplattformen werden allerdings deutlich höherer Rabatte für das Flaggschiff der Marke angeboten, als nun mit der Umweltprämie offeriert werden.

Was ist die Wechselprämie?

Neben der bundesweit angebotenen Umweltprämie gibt es jetzt auch eine neue Wechselprämie. Diese erhalten allerdings nur Dieselfahrer, die in 14 von der Bundesregierung als besonders belastet eingestuften Städten und angrenzenden Regionen leben. In Baden-Württemberg sind dies neben Stuttgart die Städte Reutlingen, Heilbronn, Backnang und Ludwigsburg. Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) hat in dieser Woche angekündigt, dass alle Autofahrer in diesen Regionen Post vom Kraftfahrt-Bundesamt bekommen.

Mit diesen Schreiben können sie dann zu den Händlern gehen. Insgesamt sollen 1,4 Millionen Dieselfahrer Post erhalten. Anders als bei der Umweltprämie gibt es bei der Wechselprämie zusätzlich zum Rabatt auch Geld für das alte Auto. Die Wechselprämie gibt es für Dieselautos aller Marken, allerdings nur, wenn sie einen Motor der Schadstoffklasse Euro 4 oder Euro 5 haben. Weil die Kunden auch Geld für den Restwert des Wagens bekommen, sind die Wechselprämien niedriger als die Umweltprämien, die es überall gibt. Sie reichen beim Kauf eines Neuwagens etwa bei VW von 500 Euro für den kleinen Up bis zu 7000 Euro für Passat und Touareg.

Was machen die anderen Autohersteller?

Die Marken BMW und Mercedes-Benz haben bereits vor dem Marktführer ein zusätzliches Tauschprogramm neben dem bereits seit dem vorigen Jahr laufenden angekündigt. Bei Mercedes gab es bisher schon außerhalb der Schwerpunktregionen 2000 Euro für Fahrzeuge der Abgasnorm Euro 1 bis Euro 4, sofern ein neuer Benziner, Diesel oder Hybrid der Abgasnormen Euro 6s, Euro 6d-Temp oder 6c erworben wird. Wer dabei einen Wagen der Schadstoffklassen Euro 1 bis Euro 3 abgibt, erhält zudem einen Wertausgleich von 2000 Euro. Der Wagen wird verschrottet. Bei Autos der Schadstoffklasse Euro 4 wird das Fahrzeug nicht verschrottet, sondern zum Zeitwert in Zahlung genommen.

Neu ist ein Angebot für Dieselfahrer in den 14 besonders belasteten Regionen. Hier können nun auch Wagen der Schadstoffklasse Euro 5 abgegeben werden. Die Prämien sind je nach Modell und je nach dem Kauf eines Neu- oder Gebrauchtwagens gestaffelt. Für eine neue A- oder B-Klasse gibt es einen Rabatt von 3000 Euro, für eine neue S-Klasse oder den Luxus-Geländewagen GLS 10 000 Euro. BMW will nun zusätzlich in den 14 besonders mit Stickoxid belasteten Regionen Dieselfahrern 6000 Euro Rabatt beim Kauf eines Neuwagens gewähren, wenn sie einen Diesel bis Euro 5 damit ersetzen. Auch andere Autohersteller wie Renault, Hyundai oder Ford haben Tauschprogramme gestartet.

Wie bewerten Autoexperten die neuen Tauschprämien für Dieselautos?

Volkswagen versuche mit den Aktionen den Verkaufsrückgang aufzufangen, urteilt Ferdinand Dudenhöffer, Chef des Forschungsinstituts CAR an der Universität Duisburg-Essen. Der Autoexperte wies darauf hin, dass die weltweiten Auslieferungen des Wolfsburger Konzerns im September wegen der Einführung des neuen Abgas-Prüfverfahrens WLTP spürbar eingebrochen seien.

Sein Kollege Stefan Bratzel, Chef des Forschungsinstituts CAM in Bergisch Gladbach, wies auf Mitnahmeeffekte hin: „Das hilft denen, die ohnehin einen Neuwagen kaufen wollten und es sich leisten können.“ Nach Einschätzung von Dudenhöffer werden die neuen Angebote keine sehr große Resonanz finden, weil die alten Diesel mit den seit dem vergangenen Jahr laufenden Rabattaktionen bereits „abgefischt“ worden seien. Dudenhöffer rechnet damit, dass in der gesamten Branche bundesweit etwa 30 000 Kunden von einem der Tauschprogramme Gebrauch machen werden.