Die Weilheimer Kirchengemeinde St. Franziskus sucht einen neuen Pfarrer. Bis dieser gefunden ist, kümmert sich Franz Keil aus Kirchheim als Administrator um die Gläubigen. Foto: Rudel

Der katholische Geistliche Hermann Ehrensperger zieht die Konsequenzen aus seinen Fehlern und dienstrechtlichen Verstößen. Er wird nicht mehr nach Weilheim zurückkehren.

Weilheim - Der seit Oktober beurlaubte Pfarrer der katholischen St.-Franziskus-Gemeinde, Hermann Ehrensperger, wird nicht wieder an seinen alten Arbeitsplatz zurückkehren. In einer am Donnerstag veröffentlichten Mitteilung der Diözese Rottenburg-Stuttgart heißt es, dass Ehrensperger den Bischof Gebhard Fürst ersucht hat, seinen Verzicht auf die Weilheimer Gemeinde anzunehmen. Dieser Bitte habe Fürst entsprochen. Damit sei der Verzicht Ehrenspergers amtlich.

Am Donnerstagabend hat der Domkapitular und Personalreferent der Diözese, Paul Hildebrand, in einer öffentlichen Gemeindeversammlung die Weilheimer Katholiken über die aktuelle Situation informiert. Ein ausführlicher Bericht über die Versammlung folgt in unserer Samstag-Ausgabe. Mit seinem Verzicht ist Hermann Ehrensperger offensichtlich einer weitergehenden Sanktionierung seines Verhaltens durch die katholische Kirche zuvorgekommen.

Keine strafrechtlichen, aber arbeitsrechtliche Verstöße

Zwar habe sich, so betont Ehrenspergers Anwalt Thorsten Zebisch, sein Mandant keiner strafrechtlich relevanter Vergehen schuldig gemacht. Auch hätten sich viele der Behauptungen, die zu der ursprünglichen Beurlaubung Ehrenspergers geführt hätten, im Lauf der Untersuchung als unwahr herausgestellt. Zebisch räumt aber auch offen ein, dass in den vergangenen Wochen andere arbeitsrechtliche Vorwürfe und Verhaltensweisen Ehrenspergers, die mit der Funktion eines katholischen Pfarrers nur schwer zu vereinbaren seien, bekannt geworden seien.

Hermann Ehrensperger habe verschiedene Verstöße begangen, die einen Verbleib seines Mandanten in Weilheim nahezu unmöglich gemacht hätten. So habe der Pfarrer, der seit 1991 in Weilheim tätig war, mehrfach Urlaub genommen, ohne seine Vorgesetzten davon zu unterrichten. Zebisch: „Ein solches Verhalten kann kein Arbeitgeber akzeptieren.“ Außerdem sei er wiederholt Dekanatskonferenzen unentschuldigt fern geblieben.

Auch ein Vorfall, der vor vier Jahren bundesweit für Schlagzeilen gesorgt hat, spielt in der Beurteilung des Pfarrers eine Rolle. Damals hatte Ehrensperger einen 79-jährigen Lektor kurzfristig mit einer Beerdigung beauftragt. Dabei hat der für eine solche Aufgabe nicht berechtigte Mann die Urne unter anderem mit einem Malerpinsel und Wasser aus einem Gurkenglas gesegnet und die Trauernden mit despektierlichen Äußerungen brüskiert. Die Diözese hat Ehrensperger deshalb damals angewiesen, nie wieder Personen für Aufgaben einzusetzen, die nicht die vorgeschriebene Qualifikation haben oder bischöflich beauftragt sind. Dennoch sei es zumindest jeweils einmal vorgekommen, dass solche Personen eine Taufe und eine Beerdigung und mehrfach einen Gottesdienst betreut hätten.

Drei Jahre lang 20 Prozent weniger Gehalt

Diese von einer eigens eingesetzten Kommission festgestellten Verstöße Ehrenspergers hat der Rottenburger Bischof Gebhard Fürst jetzt mit einem Verweis geahndet. Ehrensperger kann sich zwar wieder auf eine neue Stelle bewerben. Er wird aber bis auf weiteres nur als pastoraler Mitarbeiter eingesetzt. Er darf also keine eigene Pfarrei übernehmen. Zudem werden ihm auf drei Jahre seine Nettobezüge um 20 Prozent gekürzt. Dieses Geld fließt an den Caritasverband der Diözese Rottenburg-Stuttgart.

Eingeräumt hat Hermann Ehrensperger auch, dass er einmal zwei Jugendlichen, die in seiner Pfarrei waren, kurze Ausschnitte pornografischer Filme gezeigt hat. Wie dieses Verhalten zu beurteilen ist, wird nicht in Rottenburg, sondern im Vatikan entschieden. Dorthin hat die Diözese die Ergebnisse der Voruntersuchung zu diesem Thema weitergeleitet. Laut der Pressemitteilung der Diözese hat Hermann Ehrensperger bestätigt, dass er vor rund zehn Jahren eine umfangreiche Filmsammlung, „unter anderem auch mit wenigen Filmen pornografischer Art“, besessen habe.

Pfarrer bereut Besitz pornografischer Filme

Ehrensperger betone, „er habe damals sowohl den Besitz der Sammlung bereut und besonders, dass die jungen Männer dadurch mit pornografischen Inhalten in Kontakt gekommen seien. Er habe daraufhin umgehend die pornografischen Filme gelöscht.“ Die beiden mittlerweile volljährigen Männer hätten – so die Mitteilung – bei der Untersuchung bestätigt, dass sie sich zu keinem Zeitpunkt von Ehrensperger „angemacht oder gar belästigt fühlten“.

Die Querelen um Hermann Ehrensperger haben zu einer tiefen Spaltung des Kirchengemeinderats der St.-Franziskus-Kirche geführt. Mit seinem Verzicht wolle Hermann Ehrensperger der Gemeinde nun „die Chance auf einen Neuanfang und Friede“ eröffnen, heißt es in der Mitteilung. Ein Sprecher der Diözese hat angekündigt, dass die Weilheimer Pfarrei möglichst zeitnah wiederbesetzt werden soll. Bis ein Nachfolger für Hermann Ehrensperger gefunden ist, wird der Kirchheimer Pfarrer Franz Keil als Administrator die Weilheimer Katholiken betreuen.