Wer wird künftig an der Seite von Winfried Kretschmann regieren? Foto: dapd

Langsam kommt das Personalkarussell in Fahrt – Wer hat Chancen auf einen Regierungsposten?

Stuttgart - Kaum sind die leeren Sektflaschen weggeräumt - die TV-Scheinwerfer sind noch warm -, da sollen die Wahlsieger bereits die Frage aller Fragen beantworten: Wer wird was?

Jeder weiß natürlich, dass man darauf am Tag eins nach der Landtagswahl keine fundierte Antwort erwarten darf. "Erst einmal geht es um Inhalte", hallt es einem überall entgegen. Trotzdem blühen die ersten Personalspekulationen. Grünen-Fraktionsvize Franz Untersteller hat neugierigen Anrufern  folgende Auskunft erteilt: "Ich verweise auf Artikel 46 der Landesverfassung." Denn dort heißt es in Absatz 2: "Der Ministerpräsident beruft und entlässt die Minister, Staatssekretäre und Staatsräte." Wer Winfried Kretschmann kennt, weiß, dass dieser sich eher auf die Zunge beißen würde, als vorzeitig über Ministerposten zu plaudern.

Dennoch haben sich in den letzten Jahren einige Politiker besonders profiliert - und die werden nun gehandelt. Dazu zählt der Stuttgarter Abgeordnete und K-21-Kämpfer Werner Wölfle. Er kommt fürs Verkehrs- wie für das Sozialressort infrage. Auch Untersteller, einer der profiliertesten Umweltpolitiker, darf sich Hoffnungen machen.

Dass die Grünen auf das Umwelt- und Energieressort pochen, ist so gut wie sicher. Allerdings war gestern noch nicht mal klar, wann die neue Fraktion ihr Führungspersonal wählt - auch dafür wäre Untersteller, bisher Fraktionsvize, eine gute Adresse. Auch andere Abgeordnete wie die stellvertretende Fraktionschefin Theresia Bauer, die in Heidelberg das Direktmandat holte, sowie der Finanzpolitiker Eugen Schlachter gelten als ministrabel - doch kommen sie auch zum Zug?

Und dann gibt es noch die Handvoll ehemaliger Spitzenpolitiker, die es im Lauf ihrer Karriere entweder in ein Rathaus oder in den Bundestag verschlagen hat. Dazu zählt der Bundestagsabgeordnete Fritz Kuhn, der die Verhältnisse im Land als ehemaliger Fraktionschef bestens kennt. Das gilt auch für Biggi Bender, die sich als Gesundheitspolitikerin in Berlin einen Namen gemacht hat.

Freiburgs OB Dieter Salomon hat bereits abgewinkt

Freiburgs OB Dieter Salomon dagegen hat bereits abgewinkt: Er steht für ein Ministeramt nicht zur Verfügung - was ganz und gar nicht für Tübingens OB Boris Palmer gilt: Der frühere Verkehrsexperte im Landtag, von Joschka Fischer einst als "einer unserer Besten" geadelt, wird für fast jede Position in der Landesregierung gehandelt.

Nicht ganz so unübersichtlich ist die Lage bei der SPD. Nils Schmid, der künftige Juniorpartner in einer grün-roten Regierung, hatte immerhin wenige Wochen vor der Wahl ein Schattenkabinett vorgestellt und dabei betont, die Kandidaten seien allesamt auch willens, Verantwortung zu übernehmen. Dass er selbst als ausgewiesener Finanzpolitiker das Finanzressort übernehmen will, liegt nahe - ist aber keineswegs sicher. In der Partei wird bereits diskutiert, ob man damit in der Öffentlichkeit punkten kann: "Wir benötigen Ressorts, die nahe bei den Menschen sind, zum Beispiel das Sozialministerium", sagt ein Altgedienter. Dafür käme die bisherige Fraktionsvize Katrin Altpeter infrage.

Für das Kultusministerium sah Schmids Kabinettsliste die Mannheimer Bildungsbürgermeisterin Gabriele Warminski-Leitheußer vor. Doch geht das Kultusressort überhaupt an die Genossen? "Kultus oder Wissenschaft, eines von beiden", meint ein Fraktionär. Für Letzteres käme wiederum die parteilose Hamburger Uni-Kanzlerin Katrin Vernau infrage.

Weitere Mitglieder im Kompetenzteam sind unter anderen Rainer Stickelberger (Justiz), Ernst Ulrich von Weizsäcker (Umwelt), Nicolette Kressl (Finanzen), Rudolf Luz (Arbeit), Reinhold Gall (Inneres) und Susanne Weber-Mosdorf (Kunst). Doch werden sie wirklich berufen?

Das erste Zugriffsrecht wird Schmid sicherlich Claus Schmiedel zugestehen, dem bisherigen Fraktionschef. Der will sich heute bei der Fraktion erneut für dieses Amt bewerben - bisher ohne Gegenkandidaten. Das bedeute aber nicht, so heißt es in der Partei, dass Schmiedel damit für ein Ministeramt außen vor sei.