Nach der Todesfahrt in Heidelberg hat die Polizei souverän auf die Hetze in den sozialen Medien reagiert. Foto: dpa

Im Internet tobte nach der Amokfahrt in Heidelberg der virtuelle Mob. Diese Hetze kann nicht hingenommen werden, meint Politik-Redakteur Knut Krohn.

Stuttgart - Ist das die neue Normalität? Nach der Todesfahrt von Heidelberg tobte der virtuelle Mob durch alle Kanäle der sozialen Medien. Es wurde beleidigt, gehasst, geschmäht, verleumdet – was fehlte, waren Fakten. Auffallend ist, dass sich viele der Pöbler auf Facebook und Twitter nicht mehr in der Anonymität des Internets verstecken. Immer mehr Nutzer haben wohl das Gefühl, mit ihrem Hass gegen Flüchtlinge oder Asylbewerber in der Mehrheit zu sein. In den verschiedenen Internetforen schaukeln sich die sogenannten Kommentatoren dann noch gegenseitig hoch. Das hat bei erschreckend vielen Nutzern zivilisatorische Schranken gelockert.

In scharfem Ton stellte das Social-Media-Team der Polizei die Lügen richtig

In dieser Situation hat die zuständige Polizei das einzig Richtige getan: Sie hielt massiv dagegen. In scharfem Ton, bisweilen auch witzig, stellte das Social-Media-Team unermüdlich Lügen richtig, konterte radikale Hetze und versuchte, die aufgebrachten Gemüter zu beruhigen. Gut ist auch, dass die Polizei prüft, ob sie gegen besonders beleidigende und anstößige Beiträge juristisch vorgehen kann. Den Hetzern darf nicht die Deutungshoheit im Netz überlassen werden. Was nach der Tat von Heidelberg im Internet ablief, darf nicht zur Normalität werden, denn eines Tages glauben die Pöbler womöglich, dass sie mit ihrem Hass nicht nur das Internet beherrschen, sondern auch die Straße.