Reisebürobetreiber Yakup (links) und Yavuz Aslan. Foto: Wahlenmaier

Am Montag hat das Reisebüro Thomas Cook Insolvenz angemeldet. Tochterunternehmen wie Condor oder Neckermann-Reisen sind davon betroffen. Die wahren Verlierer sind Urlauber, deren Urlaubspläne sich zum Teil zerschlagen. Impressionen vom Stuttgarter Flughafen.

Stuttgart - Es herrscht gähnende Leere an den drei Check-in-Schaltern von Condor am Stuttgarter Flughafen. Selbst das angrenzende Informationszentrum von Thomas Cook ist unbesetzt, und nicht einmal die beiden an der Rückwand befestigten Monitore informieren die Passagiere. Nur vereinzelt trauen sich die Reisenden am Montag an den Schalter und rechnen wohl mit allen Variationen von Hiobsbotschaften. Einem Pärchen scheint nach guten zehn Minuten am Schalter die angestaute Last von den Schultern zu fallen. Für sie geht es in den wohlverdienten Urlaub auf Kreta, „doch sechs andere Passagiere mussten wieder ausgecheckt werden“, sagt das junge Paar.

„Das ist der absolute Oberwitz“

Für Sandra Scherer aus Filderstadt bleibt es weiterhin spannend. Anvisiertes Ziel ist Utah, also einmal über den großen Teich. Nicht etwa um Urlaub zu machen, nein, die Wissenschaftlerin wird dort am Mittwoch von ihren Kollegen im Labor erwartet. „Wenn man bei der Hotline anruft, sagt eine Computerstimme, dass man aufgrund von zu vielen Anfragen oder Anrufen das Gespräch beenden müsse“, sagt die Filderstädterin. Nachdem keine Informationen über E-Mail, Telefon oder SMS erfolgte, machte sie sich auf den Weg zum Flughafen. „Das ist der absolute Oberwitz“, sagt sie und zeigt auf den geschlossenen Informationsschalter von Thomas Cook. Die Mitarbeiter am Check-in-Schalter bieten ihr zum Schluss einen alternativen Flug an. Der soll in fünf Tagen von Frankfurt aus starten, dann ein Zwischenstopp in Las Vegas einlegen, bevor sie mit der nächsten Maschine nach Salt Lake City weiterfliegen kann. Die letzte Verbindung soll dabei allerdings auf ihre Kosten gehen.

„Wir verstehen die Wut der Kunden“

Eine Ebene über den Schleusen der Sicherheitskontrolle befindet sich das Reisebüro „Schwabenlandreisen“, dass unter der Neckermann-Flagge segelt. Hier klingeln die Telefone gefühlt im Minutentakt und den Mitarbeitern des Reisebüros zur Mittagszeit die Ohren. „Krisenbewältigung“, sagt Yakup Aslan und ringt sich dabei ein Lächeln ab. Er und sein Bruder Yavuz sind seit Montagmorgen darum bemüht ihre Kunden im Ausland mit Informationen zu versorgen oder sich mit den einzelnen Hotels auseinanderzusetzen, denn etliche Zahlungen sind noch offen. Im Gegensatz zu anderen Reisebüros wie Bucher-Reisen stellen sie sich dem Groll der Reisenden. „Wir verstehen natürlich die Wut der Kunden, aber auch wir können nur mit den Informationen arbeiten, die man uns gibt“, sagt Aslan.

Ein Ehepaar trifft es besonders. Für Mitte Oktober ist die lang ersehnte Hochzeitsreise nach Griechenland geplant. Der bei der SSB angestellte Bahnfahrer hat dafür lange gespart, damit es ihnen im Urlaub an nichts fehlt. Was allerdings fehlt ist der bereits an das Reiseunternehmen überwiesene Betrag. Ob sie die Reise antreten können, kann ihnen heute niemand sagen. Die Frau versucht zwar, ihren Mann aufzuheitern, allerdings mit mäßigem Erfolg. Er scheint den Tränen nahe zu sein.