So strahlen Sieger: Tobias Degode. Foto: Simon Granville

Wie Tobias Degode seinen überraschenden Wahlsieg verkraftet hat, was er zur Zusammenarbeit mit Josefa von Hohenzollern sagt und was er als erstes vorhat.

In der Nacht zum Montag hat Tobias Degode nicht gerade gut geschlafen. „Ich musste einfach zu viel verarbeiten“, sagt der Überraschungssieger des Sonntagabends, der die Leonberger OB-Wahl aus dem Stand heraus mit 50,9 Prozent gewonnen hat. Im Foyer des Rathauses wurde er lautstark gefeiert. Die Chefs von CDU und Freien Wählern, Oliver Zander und Stephan Schwarz, die sich beide persönlich für den Kandidaten aus Düsseldorf ins Zeug gelegt hatten, strahlten über beide Backen. Im Stadthallen-Restaurant Corfu feierten Degode und seine Unterstützer am späteren Abend den Sieg im ersten Wahlgang.

 

Dass der so nicht erwartet wurde, gibt der 38-Jährige am Tag danach unumwunden zu. „Ich hatte damit gerechnet, dass es wesentlich knapper wird und Frau von Hohenzollern ein besseres Ergebnis bekommt“, sagt Degode im Gespräch mit unserer Zeitung. „Ich hatte mich auf eine Stichwahl eingestellt.“ Josefa von Hohenzollern war entgegen vieler Erwartungen lediglich auf 11,04 Prozent gekommen und musste den zweiten Platz Marion Beck mit 32,3 Prozent überlassen.

OB-Wahl in Leonberg: Tobias Degode sucht Gespräch mit Josefa von Hohenzollern

Nach der Wahl ist vor der Kooperation: Der designierte Oberbürgermeister greift das Angebot der Ersten Bürgermeisterin auf, das sie am Wahlabend gemacht hatte. Josefa von Hohenzollern hatte gesagt, dass sie ihre Aufgaben im Rathaus voll erfüllen und gut mit Degode zusammenarbeiten wolle.

Nachdenklich: Josefa von Hohenzollern. Foto: Simon Granville

Wie das konkret aussehen könnte, das will der Wahlsieger zeitnah mit ihr klären: „Ich werde mich mit Frau von Hohenzollern auf einen Kaffee zusammensetzen, und dann werden wir über alles sprechen. Ich bin bereit, einen guten Weg zu finden.“

Doch nicht nur mit seiner designierten Stellvertreterin muss sich der Verwaltungsfachmann vom Rhein intensiv austauschen. Zudem steht ein Gespräch mit dem noch amtierenden OB an: „Herr Cohn hat mir gesagt, dass es eine gute Übergabe geben werde.“ Gerne würde Degode dabei auch über die aktuell laufenden Haushaltsberatungen sprechen.

OB-Wahl in Leonberg: Die Vorfreude bei Tobias Degode ist groß

Der Etat für das kommende Jahr wird nach jetzigem Stand im Dezember vom Gemeinderat in der ersten Sitzung unter Leitung des neuen Oberbürgermeisters beschlossen. „Ob Herr Cohn eine Mitwirkung von mir im Vorfeld zulässt, das muss er natürlich selbst entscheiden“, sagt Degode.

Offiziell tritt der neue OB sein Amt am 1. Dezember an, das ist ein Montag. „Ich freue mich sehr auf Leonberg“, sagt er. „Ich habe die Stadt während des Wahlkampfes gut kennengelernt und bin fest davon überzeugt, dass viele ungenutzte Potenziale gehoben werden können. Ich bin mir aber auch der großen Verantwortung bewusst.“

Neben den Sachthemen möchte Tobias Degode die interkommunale Zusammenarbeit verbessern: „Der Landrat wie auch die Kollegen aus Böblingen und Sindelfingen waren am Sonntag im Rathaus. Alle wünschen sich eine engere Kooperation.“

OB-Wahl in Leonberg: Niedrige Wahlbeteiligung ist Wermutstropfen

Gerade mit den beiden Städten kann sich der gewählte OB einen intensiveren Austausch vorstellen: „Böblingen, Sindelfingen und Leonberg sind in etwa gleich groß und haben ähnliche Herausforderungen. Da lassen sich gemeinsam Themen vielleicht besser lösen.“ Mit Landrat Roland Bernhard will Degode schnell über einen Gesundheitscampus am Krankenhaus ins Gespräch kommen.

Ein Wermutstropfen ist für den Wahlsieger freilich die niedrige Wahlbeteiligung von lediglich 45,8 Prozent. Degode geht davon aus, dass gerade jüngere Menschen, aber auch eine mittlere Gruppe zwischen 30 und 50 Jahren nicht sehr eifrig in die Wahllokale gegangen sind. „Da müssen wir uns überlegen, wie wir die erreichen.“ Auch der Gemeinderat sei zwar jünger geworden, doch längst nicht alle Altersgruppen seien dort repräsentiert.

Und dann ist da natürlich sein zentrales Thema, die Reorganisation der Stadtverwaltung. Dass er dort hohen Bedarf sieht, hatte Degode schon während des Wahlkampfes mehrfach deutlich angesprochen. Und auch nach dem 28. September stellt sich für ihn eine entscheidende Frage: „Wie serviceorientiert ist eine Verwaltung?“