Diesmal war es keine Atomkatastrophe, die der CDU das Ergebnis vermasselt hat. Nur ein Jahr nach Fukushima stehen die Konservativen wieder vor den Trümmern einer verlorenen Wahl. Wird es auch diesmal den Kopf eines Kreisvorsitzenden kosten?
Stuttgart - Die Messer sind gewetzt. Nicht nur am Büfett im Ratskeller in einem Korb neben Putengeschnetzeltem, Maultaschen und Kartoffelsalat. Auch hinterm Rücken des CDU-Kreisvorsitzenden Stefan Kaufmann, der erst 2011 angetreten war, die Partei nach vorne zu bringen. Sebastian Turner war sein Kandidat, und die Art, wie er ihn aus dem Hut zauberte, hat viele vergrätzt.
Kaufmann weiß das. Und er gibt sich furchtlos und kämpferisch: „Ich werde als Kreisvorsitzender weitermachen“, sagt er und fügt als Kampfansage hinzu: „In drei Wochen sind die turnusmäßigen Neuwahlen, und da werden wir ja sehen, wer sich für unseren Kandidaten verkämpft hat und wer nicht.“ Einen Parteilosen zu nominieren sei die richtige Entscheidung gewesen. Und zwar nicht von ihm allein, sondern „in einem transparenten Verfahren von einer Zweidrittelmehrheit“. Nur so sei auch die bürgerliche Rückendeckung von Freien Wählern und FDP möglich gewesen.
Wer Freund, wer Feind ist, versteckt sich am Wahlabend noch hinter demonstrativem Applaus. „Ob Renner mit seiner liberaleren Art der bessere Kandidat gewesen wäre? Ich stelle an so einem Abend keine Vermutungen an“, sagt Iris Ripsam, die stellvertretende Fraktionsvorsitzende. Dass sich die Frage nach einem anderen Kreisvorsitzenden stellen könnte, verneint Alexander Kotz, der Fraktionschef, noch vehementer als Ripsam: „Wenn der aufgrund dieses Wahlergebnisses zurücktreten müsste, würde man in Zukunft keinen Kreisvorstand und keinen Kandidaten mehr finden“, sagt er.
Das ist das Dilemma der CDU. Nach den verlorenen Gemeinderats- und Landtagswahlen war der Bundestagsabgeordnete Kaufmann die einzige Führungsfigur ohne Makel. Jetzt verlor er seine erste große Wahl.
Von zu Hause lässt Gerhard Mayer-Vorfelder, der Grandseigneur der Partei, wissen: „Mit so einem desaströsen Ergebnis hätte ich nie gerechnet. Ich hätte jetzt große Lust, wieder in der Politik mitzumischen.“ In die gleiche Kerbe schlägt Sport- und Kulturbürgermeisterin Susanne Eisenmann. „Das Wahlergebnis ist für die CDU ein Debakel und ein rabenschwarzer Tag.“ Eisenmann macht sich Sorgen. „Es zeigt sich, dass wir im Land immer mehr Städte verlieren.“ Um diesen Abwärtstrend zu stoppen, empfiehlt sie eine Neubesinnung: „Ich hoffe, dass diese Niederlage für die Partei ein Signal ist, darüber nachzudenken, mit welchen Inhalten und Personen man in Zukunft antritt.“
Nopper: „Ich hoffe, dass meine Partei die Kraft für eine Zäsur hat“
Ein Seitenhieb Eisenmanns gegen Kaufmann: „Er hat sich frühzeitig festgelegt, mit einem Kandidaten in die Wahl zu ziehen, der in Stuttgart nicht verankert, parteilos und kommunalpolitisch unerfahren ist. Das war eine Fehleinschätzung, für die er Verantwortung übernehmen muss.“ Ein Weiter-so könne es definitiv nicht geben. Diese Hoffnung hat Susanne Eisenmann trotz der bitteren Niederlage nicht aufgegeben. „Wenn die CDU diesen Tag als einen Neuanfang begreift, birgt dieses bittere Wahlergebnis auch eine Chance.“ Stadtrat und Schatzmeister Klaus Nopper sagt: „Ich hoffe, dass meine Partei die Kraft für eine Zäsur hat.“
Finanzbürgermeister Michael Föll, der voriges Jahr nach der verlorenen Landtagswahl den CDU-Kreisvorsitz abgab, registriert das Ergebnis mit Gleichmut. „Wer die Sache mit Vernunft und ohne Emotion betrachtet hat, ist nicht überrascht.“ Jetzt erwartet er eine spannungsfreie, konstruktive und gute Zusammenarbeit mit Fritz Kuhn. An ihm selbst werde es nicht scheitern.
Und die anderen Parteien? FDP-Kreisvorsitzender Armin Serwani tröstet sich: „Wir haben erreicht, dass es mit Kuhn keine City-Maut geben wird.“ Fraktionsvorsitzender Bernd Klingler sagt: „Wir waren Teamplayer, aber unsere Themen sind in Turners Wahlkampf gar nicht vorgekommen. Die FDP hat damit eine große Chance verpasst.“ Jürgen Zeeb von den Freien Wählern sieht dagegen als Einziger einen durchweg positiven Effekt: „Wir hatten einen unabhängigen Kandidaten, waren tatkräftig dabei und hingen nicht wie ein Blinddarm dran.“
CDU-Bürgermeister Martin Schairer hat trotz der Wahlniederlage seinen Humor nicht verloren. „Ein gutes Ergebnis“, sagt er – und fügt hinzu: „Für den VfB.“
Ganz großen Applaus gibt es dann doch noch: Alt-OB Manfred Rommel stattet den Verlierern im Rathaus überraschend einen Besuch ab. Dabei sieht die CDU-Basis, wie groß der Schatten ist, den er noch immer wirft. Rommel aber gibt sich knitz wie eh und je: „Niemand beschimpft mich, niemand will was von mir.“
Wir haben die Bilder einer Wahlparty, auf der die Stimmung nicht so recht aufkommen wollte.
Kaufmann weiß das. Und er gibt sich furchtlos und kämpferisch: „Ich werde als Kreisvorsitzender weitermachen“, sagt er und fügt als Kampfansage hinzu: „In drei Wochen sind die turnusmäßigen Neuwahlen, und da werden wir ja sehen, wer sich für unseren Kandidaten verkämpft hat und wer nicht.“ Einen Parteilosen zu nominieren sei die richtige Entscheidung gewesen. Und zwar nicht von ihm allein, sondern „in einem transparenten Verfahren von einer Zweidrittelmehrheit“. Nur so sei auch die bürgerliche Rückendeckung von Freien Wählern und FDP möglich gewesen.
Wer Freund, wer Feind ist, versteckt sich am Wahlabend noch hinter demonstrativem Applaus. „Ob Renner mit seiner liberaleren Art der bessere Kandidat gewesen wäre? Ich stelle an so einem Abend keine Vermutungen an“, sagt Iris Ripsam, die stellvertretende Fraktionsvorsitzende. Dass sich die Frage nach einem anderen Kreisvorsitzenden stellen könnte, verneint Alexander Kotz, der Fraktionschef, noch vehementer als Ripsam: „Wenn der aufgrund dieses Wahlergebnisses zurücktreten müsste, würde man in Zukunft keinen Kreisvorstand und keinen Kandidaten mehr finden“, sagt er.
Das ist das Dilemma der CDU. Nach den verlorenen Gemeinderats- und Landtagswahlen war der Bundestagsabgeordnete Kaufmann die einzige Führungsfigur ohne Makel. Jetzt verlor er seine erste große Wahl.
Von zu Hause lässt Gerhard Mayer-Vorfelder, der Grandseigneur der Partei, wissen: „Mit so einem desaströsen Ergebnis hätte ich nie gerechnet. Ich hätte jetzt große Lust, wieder in der Politik mitzumischen.“ In die gleiche Kerbe schlägt Sport- und Kulturbürgermeisterin Susanne Eisenmann. „Das Wahlergebnis ist für die CDU ein Debakel und ein rabenschwarzer Tag.“ Eisenmann macht sich Sorgen. „Es zeigt sich, dass wir im Land immer mehr Städte verlieren.“ Um diesen Abwärtstrend zu stoppen, empfiehlt sie eine Neubesinnung: „Ich hoffe, dass diese Niederlage für die Partei ein Signal ist, darüber nachzudenken, mit welchen Inhalten und Personen man in Zukunft antritt.“
Nopper: „Ich hoffe, dass meine Partei die Kraft für eine Zäsur hat“
Ein Seitenhieb Eisenmanns gegen Kaufmann: „Er hat sich frühzeitig festgelegt, mit einem Kandidaten in die Wahl zu ziehen, der in Stuttgart nicht verankert, parteilos und kommunalpolitisch unerfahren ist. Das war eine Fehleinschätzung, für die er Verantwortung übernehmen muss.“ Ein Weiter-so könne es definitiv nicht geben. Diese Hoffnung hat Susanne Eisenmann trotz der bitteren Niederlage nicht aufgegeben. „Wenn die CDU diesen Tag als einen Neuanfang begreift, birgt dieses bittere Wahlergebnis auch eine Chance.“ Stadtrat und Schatzmeister Klaus Nopper sagt: „Ich hoffe, dass meine Partei die Kraft für eine Zäsur hat.“
Finanzbürgermeister Michael Föll, der voriges Jahr nach der verlorenen Landtagswahl den CDU-Kreisvorsitz abgab, registriert das Ergebnis mit Gleichmut. „Wer die Sache mit Vernunft und ohne Emotion betrachtet hat, ist nicht überrascht.“ Jetzt erwartet er eine spannungsfreie, konstruktive und gute Zusammenarbeit mit Fritz Kuhn. An ihm selbst werde es nicht scheitern.
Und die anderen Parteien? FDP-Kreisvorsitzender Armin Serwani tröstet sich: „Wir haben erreicht, dass es mit Kuhn keine City-Maut geben wird.“ Fraktionsvorsitzender Bernd Klingler sagt: „Wir waren Teamplayer, aber unsere Themen sind in Turners Wahlkampf gar nicht vorgekommen. Die FDP hat damit eine große Chance verpasst.“ Jürgen Zeeb von den Freien Wählern sieht dagegen als Einziger einen durchweg positiven Effekt: „Wir hatten einen unabhängigen Kandidaten, waren tatkräftig dabei und hingen nicht wie ein Blinddarm dran.“
CDU-Bürgermeister Martin Schairer hat trotz der Wahlniederlage seinen Humor nicht verloren. „Ein gutes Ergebnis“, sagt er – und fügt hinzu: „Für den VfB.“
Ganz großen Applaus gibt es dann doch noch: Alt-OB Manfred Rommel stattet den Verlierern im Rathaus überraschend einen Besuch ab. Dabei sieht die CDU-Basis, wie groß der Schatten ist, den er noch immer wirft. Rommel aber gibt sich knitz wie eh und je: „Niemand beschimpft mich, niemand will was von mir.“
Wir haben die Bilder einer Wahlparty, auf der die Stimmung nicht so recht aufkommen wollte.