Guido Buchwald könnten beim VfB harte Zeiten bevorstehen. Foto: dpa

Guido Buchwald, Vereinslegende und Aufsichtsratsmitglied des Fußball-Bundesligisten VfB Stuttgart, steht zu seiner Kritik an Manager Michael Reschke – er bedauert jedoch auch etwas im Zusammenhang damit. Eine andere Clubikone stützt dagegen Michael Reschke.

Stuttgart - Der VfB Stuttgart kommt auch hinter den Kulissen nicht zur Ruhe. Denn das Aufsichtsratsmitglied Guido Buchwald hat seine Kritik an Manager Michael Reschke inhaltlich unterstrichen. Der Fußballweltmeister bedauerte am Freitag lediglich sein Timing, ebenso wie den Weg über die Öffentlichkeit gewählt zu haben. „Der Zeitpunkt ist unglücklich gewesen“, sagte Buchwald, dessen Interviewaussagen am Donnerstag veröffentlicht wurden. Kurz vor dem wichtigen Spiel des Bundesligisten gegen Eintracht Frankfurt an diesem Freitagabend.

Hermann Ohlicher spricht Michael Reschke sein Vertrauen aus

Doch nicht nur der Zeitpunkt stört nun die Verantwortlichen des VfB. Köpfschütteln haben zum Beispiel auch Buchwalds Einlassungen über die Vertragsverlängerung mit Tayfun Korkut hervorgerufen. „Er hatte noch einen Vertrag bis 2019. Es gab deshalb keinen Grund diesen vorzeitig zu verlängern“, sagte der 57-jährige Ex-Profi und attestierte Reschke einen „Fehler“ – einen von mehreren. Das sieht sein langjähriger Mitspieler und Aufsichtsratskollege Hermann Ohlicher anders: „Obwohl die Mannschaft es bislang auf dem Platz auch aufgrund von großen Verletzungsproblemen noch nicht umsetzen kann, bin ich nach wie vor von Michael Reschkes Arbeit in jeder Hinsicht überzeugt“, sagte der 69-Jährige.

Die Meinungsverschiedenheiten herrschen also weiter vor, da Buchwald betonte: „Ich stehe zu dem, was ich gesagt habe.“ Und offenbar wird die Auseinandersetzung auch deshalb in der Öffentlichkeit ausgetragen, weil Buchwald glaubt, dass seine Fachkompetenz nicht gefragt sei. „Mir geht es jedoch nicht um einen Job beim VfB – mir geht es allein um den Verein“, erklärte der Ehrenspielführer. Und genau an diesem Punkt verstehen die VfB-Oberen ihren Meisterspieler von 1984 und 1992 nicht.

In Thomas Berthold meldet sich ein weiterer Ex-Spieler zu Wort

Aus neun Köpfen besteht der Aufsichtsrat der Fußball AG seit der Ausgliederung der Profiabteilung im Sommer 2017 – besetzt mit Wirtschaftskapitänen wie Wilfried Porth (Daimler) und Hartmut Jenner (Kärcher) sowie ehemaligen Topfußballern wie Ohlicher und eben Buchwald. An der Spitze steht der Vereinspräsident Wolfgang Dietrich. Sie alle sollen durchaus ihre Expertise in Finanz- und Sportfragen einbringen, aber vor allem den AG-Vorstand kontrollieren.

Und auf dieser Ebene ist Reschke wegen seiner Personalpolitik in die Kritik geraten. Zuletzt meldete sich auch der Ex-Spieler Thomas Berthold zu Wort, da er bei seinem ehemaligen Arbeitgeber einen Plan vermisst. Viele Gegenargumente gibt es momentan nicht – das wissen sie in der Führungsetage des VfB, weil die Mannschaft im Tabellenkeller steckt. Bei genauerer Betrachtung betonen jedoch zahlreiche Clubmitarbeiter, dass gerade sportliche Entscheidungen im Vergleich zu früher auf einer breiten Basis getroffen werden.

Wie geht es für Guido Buchwald beim VfB weiter?

Buchwald gehört aber nicht dem inneren Zirkel um Sportchef Reschke an. Er sitzt auch nicht im Präsidialausschuss – einem Gremium, das aus dem Aufsichtsrat heraus gewählt wird. Dietrich, Porth und Ohlicher bilden dieses Trio, das gerade in Krisenzeiten einen kurzen Kommunikationsdraht zum AG-Vorstand pflegt. Sie sind damit eng eingebunden in Entscheidungen wie die Freistellung eines Trainers.

Grundsätzlich werden die Aufsichtsratmitglieder aber von der Hauptversammlung der VfB AG bestellt und nicht gewählt. Deshalb müssen sie auf gleiche Weise von ihrem Amt enthoben werden. Ob es im Fall Buchwald so weit kommen wird, weil er auch gegen den von Präsident Dietrich eingeführten Ehrenkodex des Clubs verstoßen hat, ist offen. Klar ist dagegen, dass der frühere Defensivspezialist während der nächsten Aufsichtsratssitzung zum Rapport bestellt wird. Anfang Dezember setzt sich das Gremium wieder zusammen. Und so lange dürfte es beim VfB hinter den Kulissen grummeln.