Geben sich nach dem ersten Wahlgang zwar geschlagen, aber nicht als Verliererinnen: Josefa von Hohenzollern (links) und Marion Beck (rechtes Bild, Mitte). Foto: Simon Granville

Mit Tobias Degode gibt es einen Sieger im ersten Wahlkampf. Als Verlierer sehen sich die vier übrigen Bewerberinnen und Bewerber aber nicht.

Während der Sieger Tobias Degode lächelt, sich aber zurückhaltend gibt, üben sich die unterlegenen Oberbürgermeister-Kandidaten nach der Verkündung des Ergebnisses in Zweckoptimismus. „Vielleicht ist das der Start für etwas ganz Großes“, scherzt Marisa Betzler, die am Ende auf 1,2 Prozent der Wählerstimmen kam, beim Livetalk unserer Zeitung kurz nach dem Verkünden des vorläufigen Endergebnisses.

 

Tobias Degode, aktuell noch Verwaltungsleiter bei der Stadt Düsseldorf, hatte sich am Sonntag mit 50,9 Prozent der abgebenen Stimmen gleich im ersten Wahlgang durchgesetzt. Wäre es zu einer Stichwahl gekommen, wäre die wohl gegen Marion Beck erfolgt. Die von den Grünen und der SALZ-Fraktion im Leonberger Gemeinderat unterstützte Bewerberin war auf 32,4 Prozent gekommen.

Marion Beck richtet den Blick nach vorn

Ob sie enttäuscht ist, wird sie in der „Leonberger Runde“ von dem Leiter der Lokalredaktion der Leonberger Kreiszeitung Thomas K. Slotwinski gefragt. „Nein, keinesfalls. Ich nehme so viel mit“, sagt die 55-Jährige, die in Weil der Stadt-Hausen lebt und sich als „Kandidatin von hier“ präsentiert hat. Ganz verbergen kann sie die Enttäuschung aber nicht, als sie sagt: „Es hat nicht sollen sein.“ Marion Beck richtet dennoch den Blick nach vorn. Genauer gesagt auf ihre Aufgaben als Leiterin des Amts für Kultur und Wirtschaftsförderung in Herrenberg. „Ich mag Herrenberg, ich arbeite gern dort.“

Blick durch die Kamera auf die OB-Kandidaten während des Livetalk Foto: Christoph Müller/STZN

Sie sei überhaupt nicht enttäuscht, sagt Josefa Prinzessin von Hohenzollern-Emden zu ihrem Ergebnis von 11 Prozent. „Durch meinen Sohn habe ich jetzt eine ganz andere Erdung.“ Die von Noch-Oberbürgermeister Martin Georg Cohn beurlaubte Erste Bürgermeisterin von Leonberg hat – gelinde gesagt – turbulente zwei Jahre hinter sich.

Josefa von Hohenzollern hat zwei turbulente Jahre hinter sich

Da ist zum einen der fortwährende Streit mit Cohn, der zwischenzeitlich auch vor Gericht ausgetragen wurde. Zum anderen wurde die 51-Jährige im August zum ersten Mal Mutter – nur wenige Wochen nachdem ihr Mann Harald von Hohenzollern-Emden an einem plötzlichen Herztod verstorben war. „Im Wahlkampf wurden immer wieder zwei Sachen angesprochen: Wie geht es meinem Sohn? Und meine Rolle im Rathaus“, erzählt sie im Wahltalk.

Dazu habe sie immer wieder gegen Falschinformationen in Bezug auf ihre Rolle als Erste Bürgermeisterin kämpfen müssen. Mit dem Amtsantritt von Tobias Degode am 1. Dezember hoffe sie nun darauf, „endlich mal mein Wissen und Können einbringen zu können. Ich bin bis 2029 als Erste Bürgermeisterin gewählt“. Und fügt hinzu: „Gewählt ist gewählt.“

Willi Kerler redet Klartext

Auf den Hinweis hin, dass er mit einem Wahlergebnis von 4,5 Prozent besser abgeschnitten habe als die FDP, muss Willi Kerler lachen. Ob seine kernigen Aussagen ihm dabei geholfen haben? „Wahrscheinlich“, antwortet der 57-Jährige und ist auch im Talk nicht um deutliche Aussagen verlegen.

„Man muss den Leuten irgendwann mal den Spiegel vorhalten. Die Probleme, die Leonberg hat, die werden sich über kurz oder lang nicht ändern“, sagt der Leonberger. Doch die Leute belügen und Sachen versprechen, die man gar nicht tun könne, da sei er nicht dabei.

Kleinste und Jüngste im Bunde der Bewerber ist Marisa Betzler. Die 34-Jährige sieht sich trotz ihres Ergebnisses von 1,2 Prozent nicht als Verliererin. „Ich habe viele liebe Menschen in Leonberg kennengelernt und neue Freundschaften geschlossen“, sagt die Stuttgarterin. „Und eben vielleicht etwas Großes gestartet.“