Ronald Krötz hat im Wahlkampf besonders mit seiner Art gepunktet, auf Leute zuzugehen. Foto: Gottfried Stoppel

Während sich Ronald Krötz am Montag noch über das „gigantische“ Ergebnis bei der Alfdorfer Bürgermeisterwahl freut, will der abgewählte Michael Segan keinen Kommentar mehr abgeben – für manchen Beobachter ist das bezeichnend.

Alfdorf - Am Tag nach der Bürgermeisterwahl in Alfdorf, bei welcher der Amtsinhaber Michael Segan mit nur 30 Prozent der Stimmen überraschend deutlich abgewählt worden ist, kann der designierte Schultes, Ronald Krötz, sein Glück noch kaum fassen. Zwar hätten ihm die Rückmeldungen der Bürger im Verlauf des Wahlkampf durchaus Anlass zu „vorsichtigem Optimismus“ gegeben, aber der 44-jährige Polizeihauptkommissar räumt ein: „Dass das Ergebnis für mich letztlich so gigantisch ausfällt, hätte ich nicht zu hoffen gewagt“. Satte 68 Prozent der Wahlberechtigten in der nur 7100 zählenden, aber flächenmäßig größten Kommune des Rems-Murr-Kreises hatten Krötz ihre Stimme gegeben und damit gleich im ersten Wahlgang verhindert, dass der 56-jährige Segan, wie von ihm angepeilt, seine dritte Amtsperiode antreten kann.

Segan will keine öffentliche Person mehr sein

Dieser wollte am Montag weder den Ausgang der Wahl analysieren, noch seine Enttäuschung in Worte fassen. „Ich war 16 Jahre lang eine öffentliche Person, jetzt gebe ich keine Statements mehr ab“, lautete sein knapper Nicht-Kommentar.

Genau diese mangelnde Kommunikationsfähigkeit, so sagen einige Insider der Alfdorfer Kommunalpolitik, habe dem gebürtigen Schorndorfer, der sich einst selbst als Nicht-Alfdorfer gegen den örtlichen Hauptamtsleiter durchgesetzt hatte, möglicherweise auch seine deutliche Niederlage eingehandelt. „Wir leben hier auf dem Land, und da ist es wesentlich, dass man miteinander redet“, sagt ein Gemeinderat, der in diesem Zusammenhang nicht namentlich genannt werden will. Segans Herausforderer aus Urbach hingegen habe mit seiner offenen, auf die Leute zugehenden Art, besonders gepunktet.

„Er hat einen außerordentlich guten Wahlkampf gemacht“, konstatierte denn auch Klaus Hinderer, der Vorsitzende der Freien Wähler, der mit zwölf von 22 Sitzen mit Abstand stärksten Fraktion im Alfdorfer Gemeinderat. „Er hat mit den Bereichen Jugend, Senioren oder Breitbandausbau Themen beackert, die bei uns in der Vergangenheit vielleicht nicht ganz so gut besetzt waren.“ Er traue Ronald Krötz durchaus zu, seine neue Rolle gut ausfüllen zu können, sagt Hinderer. Und ein bisschen sollte er das durchaus beurteilen können: Schließlich war Krötz vor der Pensionierung des früheren Leiters der Pressestelle in der damaligen Polizeidirektion Waiblingen dessen Mitarbeiter.

Einige Großprojekte sind auf den Weg geschickt

Klaus Hinderer selbst wird als erster Stellvertreter des Bürgermeisters in den kommenden Wochen und Monaten wahrscheinlich gefragt sein, denn dass Michael Segan vor dem Amtsantritt von Ronald Krötz, der auf den 27. April terminiert ist, noch mal ins Rathaus zurückkehren wird, gilt als unwahrscheinlich. Hinderer ist um die Aufgabe nicht bange, „das werden wir gemeinschaftlich schon hinbekommen und das schweißt ja auch zusammen“. Zumal einige Großprojekte wie der Umbau der Hauptstraße, das neue Sportzentrum oder die Kläranlage bereits auf den Weg gebracht seien.

Und wie geht es für Ronald Krötz, der eigens für den Wahlkampf vier Wochen Urlaub genommen hatte, weiter? „Heute gehört meiner Familie“, erklärte er am Montag, „morgen gehe ich erst mal wieder zur Arbeit beim Polizeipräsidium Aalen.“ Ende April aber werde er seine ganze Kraft in den Dienst der Gemeinde stellen.