Der Brand des ICE bei Montabaur kommt die Bahn teuer zu stehen und wirft Fragen auf. Foto: dpa

Der Brand eines Zuges bei Montabaur hat einen zweistelligen Millionenschaden verursacht. Ein Bahnexperte der FDP fordert mehr Investitionen bei Wartung und Reparaturen. Wie groß sind die Risiken wirklich?

Berlin - Die ICE-Brandkatastrophe in Rheinland-Pfalz  hat zweistellige Millionenschäden verursacht. Das wird unserer Zeitung aus Bahn-Kreisen bestätigt. Neben dem beschädigten Zug, den Rettungs- und Räumungsarbeiten sowie der umfangreichen Erneuerung der  Fahrbahnen und Technik schlagen auch Umsatzeinbußen, Zugausfälle, Umleitungen und Entschädigungen zu Buche. Bahnreisende müssen wegen des ICE-Brands bei Montabaur noch bis 17. November mit erheblichen Verspätungen und Einschränkungen durch Umleitungen rechnen. Bis dahin wird die zentrale ICE-Hochgeschwindigkeitspiste Frankfurt–Köln nur eingleisig befahrbar sein, wie die Deutsche Bahn mitteilte. Erst Anfang Dezember soll die Strecke komplett hergestellt sein.

 

Bei dem Brand des ICE 511 am frühen Morgen des 12. Oktober waren zwei ICE-Wagen fast komplett durch gewaltige Hitze zerstört worden. Für die 510 Reisenden des mit Tempo 300 fahrenden Zugs verlief das Unglück glimpflich, da Fahrgäste Rauch bemerkten, die Notbremse zogen und der Zug evakuiert werden konnte.

Transformatoren haben zerstörerische Hitze verursacht

Als Ursache gilt ein Trafobrand, die Ermittlungen der Untersuchungsbehörden laufen noch. Die ICE-Strecke wurde durch die Brandkatastrophe schwer beschädigt. Nach Bahnangaben muss eine Fahrbahn auf 60 Meter Länge komplett erneuert werden. Der ICE-Brand hat in Fachkreisen wie berichtet erhebliche Besorgnis ausgelöst. Inzwischen gilt es als sehr wahrscheinlich, dass einer der Transformatoren, die beim ICE 3 unter einigen Wagen angebracht sind und mit jeweils 1600 Liter Öl gekühlt werden, überhitzt wurde und die zerstörerische Hitze verursacht hat.

Die Deutsche Bahn teilte nach dem Brand mit, dass alle 60 Züge der Baureihe auf technische Mängel überprüft werden und zu einer Sonderuntersuchung für je zwei Tage in die Werkstatt fahren. Danach sollen auch die älteren Baureihen überprüft werden. Ein Sprecher der Bundesstelle für Eisenbahnunfalluntersuchung (BEU), die sich bei gefährlichen Ereignissen einschaltet, teilte mit, bisher gebe es keine Hinweise auf Trafoprobleme bei der gesamten Baureihe. Das Eisenbahn-Bundesamt verweist darauf, dass die Bahn- und Infrastrukturunternehmen selbst dafür verantwortlich seien, den sicheren Betrieb zu gewährleisten.

Der FDP-Bahnexperte im Bundestags-Verkehrsausschuss, Christian Jung, hatte nach dem ICE-Brand gefordert, die betroffene Baureihe vorläufig aus dem Verkehr zu ziehen, bis die Brandursache geklärt ist. Sicherheit gehe vor, zumal die ältesten ICE-3-Züge und Trafos schon 18 Jahre mit bis zu Tempo 300 im Dauerbetrieb seien. Es gebe auch Hinweise, dass technische Probleme im Logbuch des ICE vor der Unglücksfahrt dokumentiert seien. Zudem habe es schon weitere Brände wegen defekter Transformatoren gegeben, so Jung.

Im Dezember 2014 brannte ein ICE-Wagen im Hauptbahnhof München wegen eines defekten Trafos. „Ich bin froh, dass die Bahn nun die Züge zumindest überprüfen lässt“, sagte Christian Jung unserer Zeitung. Er werde im Verkehrsausschuss Aufklärung zu den Ursachen und eingeleiteten Maßnahmen verlangen, hier sei die Bundesregierung in der Pflicht. Bei Wartung, Reparaturen und Austausch müsse mehr getan werden, um Risiken zu verringern.