Sicherheitsvorkehrungen in Paris: Soldat unter dem Eiffelturm Foto: dpa

Nach den Anschlägen vom 13. November versucht Paris, wieder seine alte Lebensfreude zu entfalten. Doch das ist nicht ganz einfach.

Paris - Nie mehr in ein Konzert zu gehen, das kommt für den 26-jährigen Louis nicht infrage. Und das, obwohl er am 13. November die US-Band Eagles of Death Metal in der Pariser Musikhalle „Bataclan“ sah und das Blutgemetzel überlebte, das islamistische Extremisten dort anrichteten. Insgesamt 130 Menschen starben bei der Terrorserie an verschiedenen Orten im Ausgehviertel der französischen Hauptstadt, 350 wurden verletzt. Neben der Trauer über die Opfer blieb auch die Angst zurück, erneut Zielscheibe von Terroristen zu werden.

Rückzug sei aber der falsche Weg, sagt Louis: „Sobald das Bataclan wieder aufmacht, gehe ich hin.“ Das vom Terror betroffene Café A la Bonne Bière hat bereits wieder geöffnet, das Bataclan und die anderen vom Terroristen attackierten Restaurants und Bars wollen im nächsten Jahr wieder den Betrieb aufnehmen.

Touristen meiden Paris

Doch nicht allen gelingt es, die Furcht so schnell zu überwinden. Zwar geht das Leben in Paris weiter, die Menschen sitzen auf Café-Terrassen, sie besuchen Theater und Kinos. Aber die Touristen meiden die meistbesuchte Stadt der Welt. Die Flughäfen zählten in der zweiten Novemberhälfte sechs Prozent weniger Passagiere, auf bis zu 300 Millionen Euro beziffert die Staatsbahn SNCF die Verluste infolge der Terroranschläge. Deutliche Einbußen verzeichneten auch Restaurants, Hotels, Museen, Theater und Kaufhäuser – vor allem jene, die auf eine ausländische Klientel setzen.

„Der Geschäftstourismus hielt sich relativ gut, aber der Freizeittourismus ging stark zurück“, sagt Clément Laloux, Marketingleiter des Tourismusbüros. In der Hotellerie vermerkten vor allem Luxus-Etablissements und Paläste mit vier oder fünf Sternen einen massiven Rückgang von bis zu 40 Prozent. „Die Hauptsehenswürdigkeiten und permanenten Sammlungen in den Museen waren ausgestorben, während die vorübergehenden Ausstellungen weniger betroffen schienen“, so Laloux. „Sie werden im Allgemeinen mehr von Parisern und Franzosen besucht – ein Beweis dafür, dass diese ihre Gewohnheiten kaum geändert haben.“

Starke Polizeipräsenz in den touristischen Vierteln

Um die Einbußen abzufedern, lud ein Bündnis von Gastronomen im Rahmen der Aktion „Alle ins Bistro!“ Kunden ein, jetzt erst recht auszugehen. Nach diesem Vorbild organisierten nun auch rund 50 Pariser Theater- und Konzerthäuser die Kampagne „Mein Platz ist im Saal“, bei der Besucher, darunter auch viele Prominente, Videobotschaften oder Fotos online stellen können. Denn das Geschäft um die Weihnachtsferien macht bis zu einem Viertel des Jahresumsatzes aus und könnte helfen, die erlittenen Verluste auszugleichen. Paris, so lautet die Botschaft, soll die Stadt der Lebensfreude bleiben – ohne Angst vor einem neuen terroristischen Anschlag.

Gerade in den touristischen Vierteln der Hauptstadt zeigt die Polizei starke Präsenz. Premierminister Manuel Valls forderte potenzielle Besucher auf, weiterhin zu kommen, und versicherte, 3000 zusätzliche Soldaten landesweit würden für verstärkten Schutz sorgen. Auch im Schienenverkehr. Seit kurzem müssen Passagiere, die vom Pariser Nordbahnhof aus den Thalys nach Brüssel oder Köln besteigen, Sicherheitsschleusen passieren.

Terror hat Auswirkungen auf die französische Wirtschaft

Am häufigsten stornierten laut Thomas Deschamps vom Pariser Tourismusbüro Amerikaner ihre Reisen, aber auch viele Japaner und Chinesen. Doch das sei vielleicht nicht von Dauer: „Wir hoffen, dass der Traum von Paris stark genug sein wird, um sie wiederkommen zu lassen.“ Städte wie Madrid und London, die 2004 und 2005 Terroranschläge erlitten, spürten nur kurzzeitig wirtschaftliche Folgen.

Auch die Attacken im Januar auf das Satiremagazin „Charlie Hebdo“ und einen jüdischen Supermarkt in Paris hatten kaum Auswirkungen auf die französische Wirtschaft. Das ist nun anders: Im letzten Quartal stieg sie nur um 0,2 statt der erwarteten 0,4 Prozent – doch ab 2016 wird wieder mit einem stärkeren Plus gerechnet. Und mit mehr Besuch in Cafés und Konzertsälen.