Dustin Brown auf dem Weissenhof – in Zukunft wird der Mercedes-Stern nicht mehr auf den Werbebanden zu sehen sein Foto: Baumann/Alexander Keppler

Mercedes-Benz ist als Sponsor des Stuttgarter Tennis-Traditionsturniers auf dem Weissenhof Geschichte – die Veranstalter suchen nach einem Nachfolger. In der Auswahl sind drei Kandidaten.

Stuttgart - Edwin Weindorfer wagte am Mittwoch den Spagat. Er blickte zurück auf die bewegte Geschichte mit 43 Jahren Mercedes-Cup – und er schaute nach vorne, in eine neue Zeitrechnung. Der Direktor des ATP-Turniers auf dem Weissenhof bestätigte Recherchen unserer Zeitung, wonach Daimler, das sich kürzlich in die Mercedes-Benz Group und Daimler Truck aufgespalten hat, sein Engagement als Namenssponsor des Tennis-Traditionsturniers aufgibt.

 

Seit 1979 hieß es in Stuttgart: Aufschlag beim Mercedes-Cup. Das ist nun Geschichte, weil der Autobauer den ausgelaufenen Vertrag nicht mehr verlängerte. „Ich möchte mich bei Mercedes bedanken“, sagt Turnierdirektor Weindorfer also und betont dies: „Dinge verändern sich, das muss man respektieren – jetzt gehen wir neue Wege.“

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Wie die auch mit Blick aufs Turnier in diesem Sommer vom 4. bis 12. Juni aussehen, ist klar: Weindorfers Veranstaltungsagentur emotion sucht einen Nachfolger als Großsponsor und Namensgeber. „Wir sind in intensiven Gesprächen und Verhandlungen mit drei potenziellen neuen Titelsponsoren“, sagt Weindorfer, der eines betont: „Das Turnier auf dem Weissenhof ist gesichert – für diesen Sommer und bis 2025.“ Bis dahin läuft sein Veranstaltungsvertrag mit dem offiziellen Rechteinhaber, dem TC Weissenhof. Der Österreicher hofft, bis Ende März einen Titelsponsor präsentieren zu können.

Kandidat aus Ulm?

„Und selbst wenn nicht“, so sagt das Weindorfer weiter: „Wir haben so viele starke Partner, dass das Turnier weiter Bestand haben wird.“ Einer dieser bestehenden Partner könnte dabei ein Kandidat als Titelsponsor sein: Für den Ulmer Motorenöl-Hersteller Liqui Moly, der bereits Namensgeber der Handball-Bundesliga und beim Karlsruher Frauentennis-Turnier ist, könnte eine Ausweitung des Engagements auf das Stuttgarter Männerturnier reizvoll sein.

Die Attraktivität des Events auf dem Weissenhof jedenfalls hat nach der Umstellung von Sand auf Rasen im Jahr 2015 zugenommen. Zum Ende der Zeit auf der roten Asche war das Turnier am Tiefpunkt der Attraktivität angelangt – es gab Sieger, die teils nur eingefleischten Tennisfans ein Begriff waren. Jetzt, auf Rasen, wurde das Teilnehmerfeld wieder attraktiver, da das Weissenhof-Turnier ein offizielles Vorbereitungsturnier für Wimbledon ist. So schlugen vor der Pandemie unter anderem Roger Federer und Alexander Zverev auf dem Killesberg auf. Für diesen Sommer haben bereits der dreifache Grand-Slam-Sieger Andy Murray und der Australier Nick Kyrgios zugesagt.

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Da verwundert es, dass Mercedes-Benz, das zuletzt einen niedrigen siebenstelligen Betrag in sein jährliches Turnier-Engagement investiert haben soll, in einer Phase des Aufschwungs aussteigt – das aber nur auf den ersten Blick. Denn inwieweit der Konzern sein Engagement bei weiteren regionalen Sportveranstaltungen sowie beim VfB Stuttgart aufrechterhalten wird, ist offener denn je.

Der Mittwoch aber, das war klar, war denn auch eher der Tag des Abschiedes als Sponsor beim Tennisturnier auf dem Weissenhof. „Mercedes-Benz hat im Sommer 2021 den Veranstalter darüber informiert, den Ende 2021 auslaufenden Vertrag als Haupt- und Titelsponsor nicht zu verlängern“, hieß es dazu in der Stellungnahme weiter: „Wir blicken auf 42 Jahre einer spannenden und erfolgreichen Partnerschaft zurück. Wir wünschen dem Turnier und dem Veranstalter emotion alles erdenklich Gute für eine weitere erfolgreiche Zukunft.“

Viele Engagements

Die Mercedes-Benz Group sponsert aktuell E-Sports auf mehreren Ebenen, das Aachener Reitturnier, das Masters-Turnier in Augusta und die British Open im Golf sowie den Laver-Cup im Tennis über eine Partnerschaft mit Roger Federer. Hinzu kommen Kooperationen mit den Golfern Bernhard Langer, Rickie Fowler und Marcel Siem sowie dem Triathleten Jan Frodeno. Zudem ist man Namensgeber beim Junior-Cup in Sindelfingen. Hier, beim Jugendfußballturnier, sollen die Chancen gut stehen, dass es weiter „Mercedes-Benz Junior-Cup“ heißt.