Die Leidenszeit wird länger: Carlos Mané fehlt dem VfB Stuttgart bis Saisonende. Foto: Baumann

Er hätte ein entscheidender Faktor im Kampf gegen den Abstieg werden sollen. Doch nun ist Carlos Mané verletzt – und der VfB Stuttgart muss mit den Folgen umgehen.

Stuttgart - Als Carlos Mané am Sonntagvormittag vorzeitig vom Trainingsplatz des VfB Stuttgart trottete, waren die Sorgenfalten der an der Einheit beteiligten noch kaum auszumachen. Leichte Schmerzen in der Hüfte, ein wenig muskuläre Probleme – alles kein Problem. Ist doch ein Problem: Am Donnerstag lag der kleine Portugiese auf dem OP-Tisch. „Diese Verletzung“, sagt der VfB-Trainer Hannes Wolf, „ist ganz bitter.“

Für Carlos Mané. Und für den VfB Stuttgart.

Schon am 2. April des vergangenen Jahres hatten Freud und Leid in Bezug auf den offensiven Mittelfeldspieler nahe beieinander gelegen. Mané halt entscheidend mit, im Heimspiel gegen Dynamo Dresden aus einem 0:3 noch ein 3:3 zu machen. In eben dieser Partie zog sich der 23-Jährige aber auch einen Knorpelschaden am rechten Knie zu. Bedeutete: eine monatelange Zwangspause – die sich nun dem Ende entgegen neigte.

Mané war bereits im Trainingslager dabei

Kurz vor Weihnachten war Carlos Mané ins Mannschaftstraining zurückgekehrt, Anfang Januar war er im Trainingslager dabei. „Er hat schon einiges an Belastungen verkraftet“, sagt Hannes Wolf, der sich gemeinsam mit dem Sportvorstand Michael Reschke Hoffnungen auf die helfende Kraft Manés noch im Laufe dieser Saison machte. Das war vor dem Schock, der für Wolf „gefühlt aus dem Nichts“ kam.

Man habe vorsichtig agiert bei der Eingliederung des schmalen Dribblers, „wir haben uns an alle zeitlichen Abläufe gehalten“, versichert der Coach. Geholfen hat es nichts. Am bereits lädierten Bein riss eine Sehne am Oberschenkel, die nun per Operation fixiert wurde. „Die ganze Truppe hat sich auf seine Rückkehr gefreut“, sagt Michael Reschke. In zwei Wochen, teilte Mané am Donnerstag via Internet mit, hätte er sich bereit gefühlt für die Bundesliga: „Ich war so motiviert wie noch nie.“ Die Mitspieler bestätigen diesen Eindruck, der nun schlagartig verblasst ist. „Die Mannschaft war geschockt“, berichtet Hannes Wolf – der gemeinsam mit seinem Sportchef nun mit den Folgen umgehen muss. Den kurz- und langfristigen.

Thommy kommt als Brekalo-Ersatz

In Mario Gomez hat der VfB in der kurzen Winterpause zwar bereits in die Offensive investiert, abgesichert ist ein Aufschwung im Angriffsspiel damit aber noch lange nicht. Zum einen verließen in Simon Terodde und Josip Brekalo auch zwei Offensivspieler den Club, dazu kommt nun Manés Aus für den Rest der Saison. Zum anderen hat die Vorrunde gezeigt, dass man eher nicht davon ausgehen sollte, dass alle Spieler verletzungsfrei durch eine komplette Halbserie kommen. Der VfB aber benötigt bei seiner Mission Klassenverbleib dringend Tore – weshalb weitere Aktivitäten auf dem Transfermarkt nun wieder zwingender erscheinen.

Eine Verpflichtung konnte Michael Reschke am Donnerstag bereits verkünden: Vom FC Augsburg kommt Außenstürmer Erik Thommy. Der aber gilt als Ersatz für den zum VfL Wolfsburg zurückgekehrten Brekalo und hinkt in Sachen Bundesligaerfahrung noch deutlich hinterher. Wer Carlos Mané als ernsthafte Option für die Rückrunde angesehen hat, muss daher nun eigentlich die Planungen nachjustieren. „Wir halten die Augen offen“, sagt Hannes Wolf – offiziell. Intern wird er seinen Wunsch nach einer weiteren Offensivverstärkung wohl dringlicher hinterlegt haben. Die Frage ist nur: Wer kann dem VfB nun helfen?

Was passiert mit Mané im Sommer?

André Schürrle hat in den Stuttgarter Überlegungen bislang keine Rolle gespielt, der Nationalspieler von Borussia Dortmund ist aber immer noch an einer Veränderung interessiert. Bei 1899 Hoffenheim kommt Felix Paßlack seit seinem Wechsel vom BVB zur TSG bisher kaum zum Zug – der 19-Jährige wäre Trainer Wolf aus dessen Dortmunder Zeit bestens bekannt. Ob beide realistische Optionen sind, müssen Wolf und Reschke bewerten. Und auch, wie eine Lösung aussehen könnte, die über diese Saison hinaus Bestand hat. Denn zur Personalie Carlos Mané gehört auch das im Sommer auslaufende Leihgeschäft des VfB mit Sporting Lissabon.

Der Ex-Sportvorstand Jan Schindelmeiser hat vor eineinhalb Jahren zwar eine Kaufoption ausgehandelt, dass der VfB diese (15 Millionen Euro teure) Karte zieht, hält nun aber sogar Hannes Wolf für „unrealistisch“. Ganz ausschließen will er einen Verbleib Manés über die Saison hinaus aber auch nicht – schließlich hält er nach wie vor viel vom schmächtigen Portugiesen mit den flinken Beinen. „Wir wissen um seine Qualität, seine Leichtfüßigkeit, seine Schnelligkeit“, sagt Wolf, „vielleicht wird man sich ja noch einmal unterhalten.“