Sascha Koller kann wieder entspannt nach vorne blicken – und neue Gipfel erobern. Während seiner Krankheit hat er die Liebe zu den Bergen entdeckt. Foto: factum/Granville

Mit 27 erhält der Neckarweihinger Sascha Koller die Diagnose bösartiger Hirntumor. Doch er wird erfolgreich operiert und gilt als geheilt. Mit einem Buch und der gelungenen Besteigung des Kilimandscharo möchte er anderen Mut machen.

Ludwigsburg - An einem Tag im April 1999 veränderte sich das Leben des 46 Jahre alten Neckarweihingers Sascha Koller schlagartig. Beim Joggen verspürte der Ausdauersportler einen leichten Schwindel, schob dies aber zunächst auf eine Überarbeitung. Ein Allgemeinmediziner verschrieb ihm homöopathische Mittel und schickte ihn wieder weg. Doch der Schwindel wurde nicht besser, im Gegenteil: Die Beschwerden nahmen zu. „Ich ging zu einer HNO-Ärztin, doch diese konnte auch nichts feststellen. Immerhin aber schickte sie mich zu einem Neurologen, und der fand dann schließlich heraus, was ich hatte“, erzählt Koller. Der damals 27-Jährige hatte Krebs: Ein golfballgroßer, bösartiger Tumor wucherte in seinem Kopf und drückte auf das Kleinhirn.

Familie und Freunde halfen ihm

Was folgte, waren eine 13 Stunden dauernde, erfolgreiche Operation, eine anschließende Bestrahlung sowie eine mehrwöchige Chemotherapie. Am Ende war Koller zwar geheilt. Doch bis dahin nahm der ehemalige Ausdauersportler 17 Kilogramm ab und verlor auch die Lebenslust.

„Immer wieder war ich kurz vor dem Aufgeben, ich wollte nicht mehr leben“, sagt er. Doch immer wieder habe er auch Lichtblicke gehabt und neue Hoffnung geschöpft; seine Familie und Freunde hätten ihm extrem dabei geholfen. Das gab ihm schließlich auch die Kraft, nur 20 Monate später wieder als Texter in einer Werbeagentur arbeiten zu gehen.

Und langsam, sehr langsam, begann Koller auch wieder mit dem Sporttraining. „Am Anfang bin ich nur die kleinen Volksläufe mitgelaufen und habe leichtes Hanteltraining gemacht.“ Doch irgendwann habe er bei einem Marathon in München mitgemacht. 2002 war das, und als er da über die Ziellinie gelaufen sei, sei das ein unglaublicher Moment gewesen. „Da lief mir ein Schauer über den Rücken, das war fantastisch“, erinnert er sich.

Der Blick auf die Berge ließ ihn nicht mehr los

Doch das Langstreckenlaufen war es eigentlich nicht mehr, was Koller wirklich wollte. Denn nun nahm ein anderer Gedanke Raum in ihm ein: Das Bergwandern. Während seines Reha-Aufenthaltes in Freiburg sei er in die Schweizer Berge gefahren. Und dort, während er oben auf dem Berg auf Eiger, Mönch und Jungfrau blickte, dort habe es ihn gepackt. „Plötzlich hatte ich dieses unglaubliche Gefühl, und der Blick auf die Berge hat mich nicht mehr losgelassen“, sagt er. Im Jahr 2004 habe er schließlich seinen ersten Wanderurlaub verbracht und sei anschließend regelmäßig zum Wandern in die Schweiz gefahren.

Weshalb er dann im Jahr 2009 ausgerechnet den Kilimandscharo, den mit 5895 Metern höchsten Berg Afrikas, bestieg? „Während meiner Chemotherapie-Zeit habe ich das Buch ‚Schnee am Kilimandscharo’ von Ernest Hemingway gelesen. Und das hat mich einfach nicht mehr losgelassen, ich wollte unbedingt diesen Berg besteigen.“ Und das tat Koller – und stand am 21. August 2009 schließlich schwer atmend, aber glücklich auf dem Gipfel.

Licht am Ende des Tunnels

Heute geht Sascha Koller nur noch alle zwei Jahre zu einer Routineuntersuchung. Das Thema Krebs habe ihn noch viele Jahre nach seiner Genesung begleitet. „Mit dem Stigma Krebs ist man sehr lange konfrontiert, man kommt einfach nicht davon los“, sagt der 46-Jährige.

Mit der Besteigung des Kilimandscharo wollte er zum einen sich selbst belohnen, zum anderen aber auch ein Zeichen setzen, dass er das Thema Krebs endgültig hinter sich gelassen habe. „Ich habe dort oben auf dem Gipfel alles hinter mir gelassen, was ich all die Jahre mitgeschleppt hatte.“ Diese Tour sei für ihn der Abschluss seiner Leidensgeschichte und ein Neustart zugleich gewesen. Mit seiner Geschichte, die es in Buchform gibt, wolle er anderen Krebskranken Mut machen, die Hoffnung nicht aufzugeben, sondern immer weiter zu kämpfen – auch wenn es häufig mühsam sei. „Da ist Licht am Ende des Tunnels. Man muss nur genau hinschauen.“

Studierter Texter
Sascha Koller wurde 1971 in Marbach geboren und wuchs in Neckarweihingen auf. Er studierte Ernährungs- und Hygienetechnik in Albstadt-Sigmaringen und arbeitete von 1998 an als Texter bei verschiedenen Werbeagenturen. Seit dem Jahr 2010 ist er freier Texter in Ludwigsburg.

Höhen und Tiefen
1999 wurde bei Sascha Koller Krebs diagnostiziert. Genau zehn Jahre später stand er auf dem Gipfel des 5895 Meter hohen Kilimandscharo in Tansania.

Lesung und Show
Sascha Koller hat das Buch „Vom Krebspatienten zum Kilimandscharo-Besteiger geschrieben“ und veranstaltet regelmäßig Lesungen und Multivisionsshows. Mehr Informationen unter www.saschakoller.de.