Die Stadt hat erste Maßnahmen ergriffen, dass sich das Fischsterben im Max-Eyth-See nicht wiederholt. Foto: dpa/Sebastian Gollnow

Im See schwimmen massenhaft Karpfen und Giebel, aber keine Hechte. Ein Gutachter empfiehlt daher, die Raubfische wieder anzusiedeln, um die Wasserqualität zu verbessern.

Stuttgart - Nach dem massenhaften Fischsterben im Max-Eyth-See im vergangenen Sommer ist die Verwaltung fest entschlossen, ein zweites Desaster dieser Art zu vermeiden. Im Ausschuss für Klima und Umwelt berichtete der Leiter des Tiefbauamts, Jürgen Mutz, von verschiedenen Maßnahmen, welche die Stadt inzwischen in die Wege geleitet hat.

Die gute Nachricht schickte Mutz gleich vorweg. „Es gibt noch Fische im Max-Eyth-See.“ Das habe eine Fischbestandserhebung ergeben. Den schon ergriffenen Maßnahmen gegen ein erneutes Fischsterben sollen in diesem Jahr weitere folgen. So hat die Stadt dem See Quellwasser zugeführt, einen Limnologen engagiert, der das Gewässer überwacht und eine Flachwasserzone geschaffen. Anfang Juli hat die Verwaltung einen neuen Wasserkanal in Betrieb genommen, der es erlaubt, die Zufuhr von Frischwasser bei Bedarf zu erhöhen. Später im Jahr will sie mobile Belüftungsanlagen einsetzen, die dem Abfall des Sauerstoffgehalts entgegenwirken. Außerdem will man stationäre Sauerstoffmessgeräte installieren. Das Maßnahmenpaket lässt sich die Stadt 1,3 Millionen Euro kosten.

Der Karpfen ist zu dominant

Fische gibt es im Max-Eyth-See noch in rauen Mengen, hat im April das Gutachter- und Planungsbüro Clear Waters festgestellt. „Es kann keine Rede davon sein, dass durch das Fischsterben im vergangenen Jahr der Bestand abgetötet wurde“, sagte Christian Schuller, Ökologe und Geschäftsführer von Clear Waters. Doch es gibt ein Problem: Raubfische wie Hecht und Barsch konnte man nicht nachweisen. Doch diese Arten sind wichtig, weil sie andere Fische fressen und so deren Bestand auf natürliche Weise regulieren. „Diese Arten wurden wohl vernichtet“, folgerte Schuller.

Dafür gibt es viele Giebel und Karpfen, sogenannte Friedfische, die sich von im Sediment lebenden Kleintieren und Wasserpflanzen ernähren. „Der Karpfen dominiert derzeit den Bestand und die Ökologie des Gewässers“, sagte Christian Schuller. Nachweisen konnte Clear Waters außerdem Rotaugen, Rotfedern, Welse, Gemeine Sonnenbarsche, Aale, Marmorgrundeln und Bitterlinge. Überschreitet der Karpfen-Bestand eine bestimmte Grenze, nämlich 20 bis 25 Kilo pro Hektar, gerät das Ökosystem im See durcheinander. Diese Grenze sei im Max-Eyth-See um ein Vielfaches überschritten und betrage zwischen 90 und 220 Kilogramm pro Hektar, so der Ökologe. Er empfiehlt der Stadt deshalb, den Bestand an Karpfen und Giebel durch Stellnetze und Elektrobefischung zu reduzieren.

Hohe Bußgelder bei Verstößen

Gleichzeitig müsse man den verloren gegangenen Hechtbestand neu aufbauen, damit diese einen „Fraßdruck“ aufbauen und die Friedfische fressen. Einen ersten Besatz mit Junghechten hat das Tiefbauamt im Mai durchgeführt. Auch Barsche und Schleie müssten wieder in den See zurückkehren, so Schuller. Zudem müsse man Fangbeschränkungen für den bei Anglern beliebten Hecht einführen.

Auch die gefährdeten Vogelarten im Schutzgebiet auf der Halbinsel will die Stadt besser schützen, wie Viola Hellwag vom Garten-, Friedhofs- und Forstamt der Stadt ausführte. Der Bootsverleih soll weg vom Vogelschutzgebiet nach Osten verlegt werden. Zwischen Biergarten und Schutzgebiet will die Verwaltung eine Schutzwand errichten. Das Mobiliar am Sandstrand soll teils entfernt werden. Insgesamt strebt die Stadtverwaltung eine geringere Nutzung der Fläche an. Beschallung und Beleuchtung sollen auf ein Minimum reduziert werden. Auf laute Bootsfahrten, Drohnenflüge oder Feuerwerke steht künftig ein empfindliches Bußgeld von bis zu 50 000 Euro. Die Auflagen habe man im Einvernehmen mit Gastronomie und Bootsverleihern beschlossen. Hellwag betonte, dass die strengen Maßnahmen allein dem Artenschutz dienten und man die Gastronomie auf dem attraktiven Platz auf der Halbinsel unbedingt behalten wolle. „Durch den Pächter entsteht auch eine soziale Kontrolle“, sagte Hellwag.