So entspannt konnte man Jazz am Dulkhäusle genießen. Damit ist nun Schluss, doch die Idee der Konzertreihe lebt. Foto: Rainer Kellmayer

Im vergangenen Jahr kam das überraschende Aus für die Reihe „Jazz beim Dulkhäusle“. Nun geht es eine Nummer kleiner weiter.

Viele Jazzfreunde aus der Region hatten lange Jahre in der Sommerzeit ein bevorzugtes Ziel: das Esslinger Dulkhäusle. Musikerinnen, Musiker und Bands aus der ganzen Region waren dort an lauen Sommerabenden zu Gast und zeigten dem Publikum, wie facettenreich die regionale Szene ist. Doch im vergangenen Jahr war Schluss mit lustig: Die Macher des Vereins Live-Musik, die fast vier Jahrzehnte lang sommerliche Jazzkonzerte in Esslingen organisiert hatten, legten eine „kreative Pause“ ein – nicht ohne das Versprechen, nach neuen Wegen und Konzepten zu suchen. Tatsächlich geht es nun weiter – etwas kleiner und an neuen Veranstaltungsorten, aber mit nicht weniger Herzblut als bisher.

 

Schon in den 1980er Jahren wurde auf der Esslinger Burg gejazzt. Anfangs organisierten örtliche Musiker zusammen mit den Betreibern der dortigen Gastronomie sonntägliche Frühschoppenkonzerte. 1990 entstand daraus der Jazzer-Verein Live-Musik Esslingen. Und als es auf der Burg nicht mehr weiterging, fanden die Live-Musiker für einige Zeit in der Kulturkneipe Vier Peh ein neues Domizil.

Bis zu 800 Fans kamen auf Esslingens Höhen

Mehr als 20 Jahre lang konnte man Jazz beim Dulkhäusle genießen. Foto: Andreas Kaier

In den letzten mehr als 20 Jahren wurde auf Esslingens Höhen gejazzt. Dort hat die Reihe „Jazz beim Dulkhäusle“ viele der angesagtesten Bands aus der Region präsentiert – bei gutem Wetter unter freiem Himmel, bei Regen in der Waldgaststätte Dulkhäusle. Das musikalische Spektrum der Konzerte war so facettenreich wie die regionale Jazzszene – die Konzerte wurden von bis zu 800 Gästen goutiert. Der Eintritt war frei, das Publikum wurde jedoch um Spenden zur Finanzierung des aufwendigen Programms gebeten. Sponsoren wie die Kreissparkasse halfen bei der Finanzierung.

Doch im vergangenen Jahr gab’s für viele Fans eine herbe Enttäuschung: Eckhart Fischer, Werner Acker, Edgar Müller-Lechermann und ihre Mitstreiter legten eine „kreative Pause“ ein, weil die Rahmenbedingungen zusehends schwieriger geworden waren, weil Personalengpässe in der Gastronomie die Bewirtung erschwerten und weil das Wetter zunehmend zum Risikofaktor wurde. „Ohne die drastische Anhebung der öffentlichen Zuschüsse und ohne weitere wirkmächtige Sponsoren ist es zukünftig nicht möglich, die Veranstaltungen zu planen und durchzuführen“, hatten die Macher des Vereins Live-Musik vor Jahresfrist festgestellt.

Neue Ideen und Konzepte für Esslingen

Bei schlechtem Wetter wurde im Dulkhäusle gejazzt. Foto: Rainer Kellmayer

Auch die Tatsache, dass viele zwar ganz selbstverständlich die Konzerte am Dulkhäusle genießen, selbst die Ärmel aber nicht hochkrempeln und das ehrenamtliche Organisationsteam tatkräftig unterstützen wollten, hat Eckhart Fischer & Co. nicht unbedingt einen Motivationsschub verpasst. Trotzdem war für die Live-Musiker 2024 klar, dass die Idee einer sommerlichen Jazzreihe weiterleben muss – wie auch immer. Und sie versprachen schon damals: „Wir wollen die Zeit nutzen, uns zu sortieren, neue Ideen und Konzepte zu entwickeln.“

Das ist gelungen – wenn auch eine Nummer kleiner. Mit dem Jugend- und Kulturzentrum Komma und dem Lux, der Gastronomie des Kommunalen Kinos, wurden zwei neue Partner gefunden. „Der große Vorteil ist, dass wir an beiden Orten nicht mehr abhängig vom Wetter sind“, sagt Eckhart Fischer. „Wenn wir bei Regen am Dulkhäusle in die Gaststätte umziehen mussten, war es für alle Beteiligten nicht immer einfach, Gastronomie und Musik spontan unter einen Hut zu bringen.“ Und dass Lux und Komma zentral gelegen und auch ohne Auto gut erreichbar sind, hat die Entscheidung für die neue Partnerschaft erleichtert. „Wir haben uns am Dulkhäusle immer sehr wohlgefühlt und wurden von Kay Rügner und seinem Team vorbildlich unterstützt“, betont Fischer. „Aber für uns als Veranstalter, die alles ehrenamtlich organisieren und mit dem Verein das ganze Risiko tragen müssen, macht das neue Konzept manches leichter.“

Pilotprojekt mit Zukunftschancen

Uli Gutscher und sein Quartett eröffnen im Komma die neue Jazz-Reihe. Foto: privat

Gut hörbarer Jazz abseits von Dixie soll das musikalische Profil der Reihe prägen. Dass die Kreissparkasse und die Zukunftsstiftung Heinz Weiler das Projekt unterstützen, erleichtert den Neubeginn. Für Eckhart Fischer, Werner Acker und Edgar Müller-Lechermann ist die Reihe „Live-Jazz im Komma und im Lux“ ein Pilotprojekt: „Wir wollen sehen, wie es ankommt, und entscheiden dann, wie’s weitergeht.“ Und wenn sich zum Organisationsteam auch ein paar Jüngere gesellen würden, stünde einer guten Zukunft nichts mehr im Wege. „Gerne dürfen auch Musikerinnen und Musiker mitarbeiten, die die Möglichkeit schätzen, in Esslingen vor einem interessierten Publikum aufzutreten“, sagt Fischer. „So haben wir damals auch angefangen: Weil es nicht so viele Auftrittsmöglichkeiten gab, haben wir auf der Burg eben eine eigene Konzertreihe organisiert. Was daraus entstehen kann, hat man die letzten Jahre am Dulkhäusle gesehen.“

Fahrplan für die neue Live-Jazz-Reihe

Komma
 Die ersten drei Konzerte der neuen Reihe steigen im Jugend- und Kulturzentrum an der Esslinger Maille. Eröffnet wird der Reigen von einem langjährigen Weggefährten des Vereins Live-Musik: Uli Gutscher hat sich am Donnerstag, 5. Juni, mit seinem Quartett im Komma angesagt. Das Lisa Wilhelm Quartett ist am 12. Juni im Komma zu Gast, und am 19. Juni gibt es ein Wiederhören mit einem weiteren alten Bekannten der Esslinger Jazzer: Peter Lehel kommt mit seinem Quartett nach Esslingen – verstärkt wird das Ensemble vom renommierten Saxofonisten Heinrich von Kalnein.

Lux
 Der zweite Teil der Reihe ist im Lux, der Gastronomie des Kommunalen Kinos, live zu erleben: Die Band Belle Vague ist dort am 26. Juni zu Gast, die Werner Acker Band spielt am 3. Juli. Eine Woche später ist das Valentin Koch Quintett im Lux zu hören, ehe am 17. Juli die Band rePoT zu hören ist – drei mitreißende Sängerinnen, deren Repertoire von den 1930er Jahren bis ins 21. Jahrhundert reicht. Und schließlich bestreitet die Band Four Gee am 24. Juli das Finale.