Zurück in Paris: Das Konzert der Egales of Death Metal soll auch eine Hommage an die Toten des Attentats vom 13. November sein. Foto: dpa

Am 13. November 2015 verwandelten Terroristen das Konzert der Eagles of Death Metal im Club Bataclan in ein Blutbad. Am Dienstag kommt die Band zurück nach Paris – zu einem Konzert voller Symbolkraft und einer Demonstration des Überlebens zugleich.

Paris - Am 13. November 2015 hat der Terror Paris, Frankreich und uns allen den Atem geraubt. Die Musik im Live-Club Bataclan wurde mitten im Konzert der Stoner-Rock-Band Eagles of Death Metal durch den höllischen Lärm von Sturmgewehren zum Verstummen gebracht.

An diesem Dienstag kommt nun diese Gruppe – angeführt von Frontmann Jesse Hughes – zurück nach Paris. Es wird ein Konzert voller Symbolkraft werden, eine Hommage an die 89 Ermordeten, musikalische Teufelsaustreibung und Demonstration des Überlebens zugleich. Die hammerharte Formation aus Kalifornien wird drei Monate nach dem verfluchten Freitag, den 13. wieder Paris rocken, dieses Mal allerdings das große Olympia, die erste Adresse für Konzerte in der Hauptstadt.

Eigentlich wäre es der Band lieber gewesen, eine kleinere Gruppe zu bleiben, die in mittleren Sälen vor rund tausend Besuchern auftritt und mit ihrem elektrifizierten Desert Rock für Stimmung sorgt. Doch durch die tragischen Ereignisse im Bataclan sind sie schlagartig bekannt geworden. Vor Interviewanfragen aus der ganzen Welt können sie sich kaum retten.

Popularität als Martyrium

Die plötzliche Popularität kommt Hughes und seinen Mannen wie ein Martyrium vor, ein Kreuz, an dem sie schwer tragen. Sänger und Gitarrist Jesse „The Devil“ Hughes ist ein Freak wie aus einem Comic von Robert Crumb, besessen von Sex, Drugs and Rock’n’Roll. Ein Film, der einmal über ihn gedreht wurde, zeigt Hughes, wie er an einer riesigen Wasserpfeife zieht, wie er auf die Flagge Chinas schießt und mit seiner Freundin, einer ehemaligen Pornodarstellerin, nackt posiert. Als sein größtes Idol nennt er Ronald Reagan. Hughes sammelt Widersprüche wie andere Bierdeckel: ein faschistischer Anarcho, der wie ein antibürgerliches Mitglied der Tea Party wirkt, mal missionarisch ernsthaft, dann albern wie ein bekiffter Pennäler.

Was ihn hierzulande nicht beliebter macht, ist seine maßlose Liebe für Feuerwaffen. Wie kann so ein Typ das Publikum begeistern, wenn im Bataclan 89 Personen mit Kalaschnikows zusammengeschossen wurden? „Wir rutschten im Blut aus“, hat ein Helfer damals entsetzt zu Protokoll gegeben. Der Pressemann der Eagles of Death Metal hält dagegen: „Jesse Hughes ist ein Gentleman, ein Rock’n’Roll-Narr ja, aber bestimmt kein Hasser.“

Jesse Hughes ist ein Abbild Amerikas

Vielleicht ist Hughes einfach ein Abbild Amerikas mit seiner Größe, seiner Arglosigkeit und seiner Obszönität. Im Dokumentarfilm „The Redemption Of The Devil“ von 2015 sieht man Jesse Hughes am Telefon heulen wie einen Schlosshund, weil er so gerne „eine ganz normale Familie“ hätte. Doch nach dem 13. November vergangenen Jahres ist der Wunsch nach Unschuld und Harmonie ausgeträumt.

In einem Interview versicherten die Rockmusiker, dass nur die Gesichter der hellauf begeisterten Fans im Bataclan sie nach dem Attentat weitermachen ließen. Diejenigen, die im Namen des Propheten das Bataclan in ein Schlachthaus verwandelt haben, seien Mörder, die am liebsten jedes Vergnügen verbieten würden.

Doch sie können niemals gewinnen. Denn nicht nur in Paris werden ganz andere Propheten verehrt – die Verkünder der Freiheit. Auch wenn die an diesem Dienstag in Gestalt von knüppelharten Rockmusikern mit tiefer gestimmten Gitarren und einer Vorliebe für Marihuana unter dem makabren Namen Eagles of Death Metal im legendären Olympia auftreten werden.