Neben Frauen- und Herrentoiletten soll es in bayrischen Schulen bald ein drittes WC geben. Foto: dpa

Sollen Schultoiletten extra für das dritte Geschlecht eingerichtet werden? An der Frage scheiden sich die Geister. In Baden-Württemberg scheint die Antwort klar zu sein.

Stuttgart - Das baden-württembergische Kultusministerium sieht keinen Anlass, Schultoiletten für das dritte Geschlecht einzurichten. „Es ist bei uns nicht angedacht, aber den einzelnen Schulen ist das freigestellt“, sagte ein Sprecher von Ressortchefin Susanne Eisenmann (CDU) in Stuttgart. Ihm sei auch keine Schule bekannt, die dies plane.

In Bayern erwägen drei neue Grundschulen im Münchner Umland, neben dem Mädchen- und dem Jungen-WC eine dritte Toilette anzuschaffen für Kinder, die sich keiner der beiden ersten Kategorien zugehörig fühlen.

Der Bundesvize-Chef des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), Gerhard Brand, bezweifelt, dass junge Menschen sich outen würden, indem sie ein spezielles WC für das dritte Geschlecht aufsuchen. Für die, die das dennoch tun, würde es ein Spießrutenlaufen, sagt er voraus. „Das könnte zu einer Stigmatisierung führen.“

Noch kein Interesse an solchen Toiletten angemeldet

Außerdem sei die Finanzlage der kommunalen Schulträger so angespannt, dass sie die Schulen nur mit dem Nötigsten ausstatten könnten. Der Bedarf an solchen Toiletten sei aber verschwindend gering. Beim Landeselternbeirat war noch kein Interesse an einer solchen Toilette angemeldet worden. Wenn die Frage an das Gremium herangetragen werde, werde es sich tiefergehend mit dem Thema auseinandersetzen, sagte LEB-Landeschef Carsten Rees.

Brand, der auch VBE-Landeschef ist, will auch an der Trennung nach Jungen und Mädchen festhalten. Bei einer Freigabe könne es zu Belästigungen der Mädchen kommen. Und Jungen dürften sich nicht wohl fühlen, wenn sie am Pissoir von Mädchen beobachtet werden könnten. Der Umgang mit Menschen mit drittem Geschlecht bedürfe einer vorurteilsfreien Diskussion. „Dass Grundschulen da Vorreiter sein sollen, obwohl die Gesellschaft noch nicht so weit ist, halte ich nicht für sinnvoll.“

Praktikabler seinen Unisex-Toiletten

Auch der Geschäftsführer des Christopher Street Day (CSD) in Stuttgart, Christoph Michl, findet, eine möglichst wenig emotional aufgeladene gesamtgesellschaftliche Debatte über das Thema sei unverzichtbar. Es stelle sich die Frage: „Brauchen wir eine Einteilung in heutiger Zeit überhaupt noch?“ Andererseits könne eine völlige Freigabe Menschen abschrecken, die sexualisierte Gewalt erlebt haben. „Für sie stellt die Trennung einen Schutz dar.“ Dies in Grundschulen abzuwägen, halte er für mutig, es weise aber in die richtige Richtung. Eine Umsetzung setze aber eine Diskussion voraus, an die alle Beteiligten in der Schule einbezogen werden.

Er habe beim CSD in Stuttgart mit seinen 20.000 Teilnehmern keinerlei Kritik an der Regelung gehört, Toiletten mit und ohne Pissoirs auszuweisen - also nicht nach Geschlecht getrennt. Das sei eine praktikable Lösung, die in schon bestehenden Einrichtungen aufwendige Umbauten vermeiden könne.