Landesgesundheitsminister Manne Lucha hält Veranstaltungen von über 1000 Menschen derzeit nicht für sinnvoll. Foto: dpa/Bernd Weissbrod

Ein Fußballspiel ohne Zuschauer? Eine Oper vor leeren Rängen? Unter Druck beraten Veranstalter in Baden-Württemberg darüber, ob sie ihr Programm einschränken oder sogar absagen müssen. Gesundheitsminister Manne Lucha appelliert bereits an sie.

Stuttgart - Wegen der steigenden Zahl von Coronavirus-Infektionen empfiehlt auch Landesgesundheitsminister Manne Lucha (Grüne), Veranstaltungen mit mehr als 1000 Teilnehmern in Baden-Württemberg abzusagen. Lucha schließe sich einem Appell von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) an, sagte sein Sprecher am Montag in Stuttgart. „Wir unterstützen das. Gesundheitsschutz geht vor.“ Entscheiden müssten aber die Veranstalter oder - in einem entscheidenden letzten Schritt - die Kommunen. Von solchen Absagen betroffen sein könnten unter anderem Bundesligaspiele, Messen und große Konzerte.

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Sorgen bereiten dem Ministerium, den südbadischen Kommunem und den Gesundheitsbehörden neben den Reiserückkehrern aus dem Risikogebiet Südtirol auch die steigenden Fallzahlen aus Südfrankreich sowie dem Elsass. „Es gibt viele Pendler und teilweise unterrichten auch Lehrer aus den Grenzgebieten bei uns“, sagte ein Sprecher des Landratsamtes in Offenburg.

Zahl der Infektionen steigt sprunghaft

Im Lauf des Montags wollten Veranstalter im Südwesten wichtige Entscheidungen unter anderem im Sport und in der Kultur treffen. Unter anderem will der Fußball-Zweitligist VfB Stuttgart entscheiden, ob das Spitzenspiel gegen Tabellenführer Arminia Bielefeld am Abend (20.30 Uhr) mit Zuschauern ausgetragen wird oder als „Geisterspiel“ vor leeren Rängen. Am Vorabend hatte der Verein mitgeteilt, eine Absage sei nicht geplant. Auch andere Veranstalter wie die Staatsoper in Stuttgart und das Festspielhaus in Baden-Baden wollen im Lauf des Tages über mögliche Einschränkungen beraten. Die Messe in Stuttgart plant nach Angaben von Montag keine weiteren Einschränkungen.

Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) schloss weiter flächendeckende Schulschließungen aus. „Es ist aber eine dynamische Lage“, sagte sie am Montag der Deutschen Presse-Agentur. Mehrere Schulen in Baden-Württemberg haben bereits vorübergehend den Betrieb eingestellt.

Am Wochenende war die Zahl der Infektionen mit dem neuartigen Virus in Baden-Württemberg sprunghaft gestiegen. Am Samstag waren von den Behörden landesweit 66 neue bestätigte Fälle gemeldet worden, am Sonntag kamen noch einmal mindestens 17 hinzu. Die Zahl der Infizierten sei damit im Südwesten auf 199 gestiegen, sagte ein Sprecher des Sozialministeriums. Viele von ihnen seien Reiserückkehrer aus Südtirol. Die Region war zuletzt zum Risikogebiet erklärt worden. Auch bundesweit steigen die Zahlen weiter. Die weitaus meisten Fälle bundesweit verzeichnet weiterhin Nordrhein-Westfalen vor Baden-Württemberg und Bayern.