Nach den Pfingstferien kann im Gässle wieder betreut werden. Foto: KS-Images.de

Die Stadt Marbach öffnet ihre Kindertagesstätten in einem Zwei- und Dreischichtbetrieb wieder. Das Land hatte kurzfristig die Öffnung erlaubt – die Stadt wartete noch ab.

Marbach - Die Verordnung des Landes über die schrittweise Betreuung in Richtung eines eingeschränkten Regelbetriebes in Kindertageseinrichtungen und der Kindertagespflege trat vergangenen Samstag in Kraft. Zwei Tage später, also am vergangenen Montag, konnten die Einrichtungen wieder zusätzlich zur Notbetreuung öffnen und ihre Plätze zu 50  Prozent belegen. Die Kurzfristigkeit schmeckte vielen Kommunen ebenso wenig wie die ihrer Ansicht nach fehlenden klaren Vorgaben.

Auch der Marbacher Bürgermeister Jan Trost findet kritische Worte. „Die Freiheiten, die den Kommunen gelassen wurden, begrüße ich, denn wir wollen immer größtmögliche kommunale Selbstverantwortung“, sagt er am Freitag im Gespräch mit unserer Zeitung. „Die Kurzfristigkeit hat aber großen Schaden angerichtet.“ Schließlich habe man nicht ins Blaue hinein eine Elternumfrage starten wollen, solange man die Eckpunkte noch nicht kannte, sondern bewusst abgewartet.

Für die städtischen Kindergärten habe man den Anspruch, dass jedes Kind, das in den Kindergarten kommen will auch kommen kann – zumindest temporär, betont der Stadtchef. „Es gab verschiedene Optionen, das umzusetzen: Entweder einen tageweisen Wechsel der Gruppen oder einen wochenweisen Wechsel.“ Am Ende hat sich die Stadtverwaltung für einen Drei-Tages-Wechsel entschieden. Soll heißen: Die Kinder werden in Gruppen eingeteilt, die dann jeweils drei Tage lang im rotierenden System betreut werden.

Das Ergebnis der Umfrage zeigt einen unterschiedlich großen Bedarf. Am größten ist er in der Einrichtung Pusteblume und im Südstern-Kindergarten. „Da wollen besonders viele Kinder wieder kommen, deshalb fahren wir dort im Drei-Schicht-Betrieb. Also alle drei Tage ist eine der drei Gruppen vor Ort.“ Auch am Kindergarten Kunterbunt sei die Nachfrage sehr groß. Alle 44 Eltern haben dort eine Rückmeldung abgegeben. 39 äußerten den Wunsch nach einer zeitweisen Betreuung. Dennoch werde außer im Südstern und in der Pusteblume lediglich ein Zwei-Schicht-Betrieb umgesetzt. Generell habe man versucht, die Wünsche der Eltern hinsichtlich der bevorzugten Betreuungstage zu berücksichtigen beziehungsweise zu erfüllen, aber alles sei natürlich nicht möglich.

In Rielingshausen ist die Situation besonders schwierig. Durch die Baumaßnahmen in der Einrichtung im Gässle hat die Stadt aktuell wenig räumlichen Spielraum. Die Notbetreuung mit zehn Plätzen im Provisorium in der Backnanger Straße ist schon voll belegt, so Jan Trost. „Nach der intensiven Bauphase im Gässle gehen wir davon aus, dass die dortigen Räumlichkeiten ab dem 15. Juni wieder genutzt werden können“, hatte die Verwaltung den Eltern am Mittwoch in einem Schreiben mitgeteilt. Ab diesem Zeitpunkt wolle man allen Kindern, für die ein Betreuungswunsch zurückgemeldet wurde, im Wechsel eine Betreuung anbieten. „Der-zeit prüfen wir, ob sich in Absprache mit den Behörden ein vorgezogenes Angebot bereits ab dem 8. Juni, also nach der Schließwoche an Pfingsten, umsetzen lässt. Klar ist jedoch, dass dies nicht in einer der Kitas möglich sein wird.“

Probleme und Engpässe gibt es auch in der Einrichtung in der Kindergartenstraße, dessen Träger die evangelische Kirchengemeinde ist. Seit 27. April gibt es dort zwei erweiterte Notgruppen mit momentan zwölf Kindern, Tendenz steigend, berichtet Pfarrer Eberhard Weisser. Allerdings fehlen fünf Erzieherinnen – aus ganz unterschiedlichen Gründen. Teilweise weil sie zur Risikogruppe zählen, krank oder im Pflegeurlaub sind oder aber keine Rückkehrmöglichkeit aus dem Ausland haben. „Es fehlen somit etwas mehr als die Hälfte des gesamten Stellenanteils“, so Weisser. Ein Informationsschreiben beziehungsweise eine Umfrage nach dem Betreuungsbedarf zum eingeschränkten Regelbetrieb ist an die Eltern gegangen, der Rücklauf werde bis Montag, 25. Mai erwartet. „Dann sehen wir weiter.“