Nachtschwärmer fanden das Ice Café Adria an der Stadtbahnhaltestelle Rathaus ziemlich gut, die Anwohner offenbar nicht alle. Foto: Max Kovalenko/Lichtgut/

Das Szenelokal Ice Café Adria gibt nach nur 14 Monaten die Schließung bekannt. Die Betreiber begründen dies mit Nachbarschaftsstreitigkeiten. Sie befürchteten nach mutmaßlichen Buttersäure-Anschlägen, dass die Situation völlig eskaliere.

Stuttgart - Die Tage des Ice Café Adria sind gezählt. Das Szenelokal hat nun bekannt gegeben, dass ab März 2020 Schluss ist – nach nur 14 Monaten. Darüber berichtete zuerst das Stuttgartmagazin „Lift“. „Wenn wir weitergemacht hätten, wäre die Lage völlig eskaliert“, sagt Michael Rieger unserer Zeitung über monatelange Auseinandersetzungen mit der Nachbarschaft, die ihren traurigen Höhepunkt jüngst in mutmaßlichen Buttersäureanschlagen durch gereizte Anwohner fanden, wie der Clubbetreiber vermutet.

Ein Grund für das Handtuchwerfen sei auch, dass der beißende Geruch, der durch die mehrmalige Anwendung der ätzenden Substanz zustande gekommen sei, andere Lokale und den Einzelhandel im Quartier geschädigt habe. „Das wollten wir nicht“, sagt Rieger. Obwohl die Clubbetreiber mehrere solcher Vorfälle angezeigt hatten, konnte die Polizei bislang keinen Täter ermittelt.

Hoffnung auf einen Neuanfang woanders

Wer auch immer dahintersteckte: Auch wenn das Ice Café Adria nach Lärmbeschwerden das Tanzprogramm zugunsten von mehr Kulturprogramm zurückgefahren hatte und die Gäste dazu anhielt, sich nachts nicht mehr vor dem Lokal aufzuhalten, wurde weiter Buttersäure ausgekippt. Zuletzt offenbar im November, wo auch Polizeibeamten den Gestank am Tatort bestätigten.

Das Ice Café Adria ist besonders für elektronische Musik für Genrefreunde bekannt, die sich sehr intensiv mit der Materie beschäftigen. Auch wenn am alten Standort für das Ice Café Adria Schluss ist, hegen die Betreiber die Hoffnung, einen neuen Laden zu finden. „Im Januar haben wir vor, in erste Verhandlungen zu treten“ sagt Rieger. Womöglich lebt das Konzept mit Electro und Kultur dann doch irgendwo weiter – ohne Buttersäuregeruch an der Fassade.