Mit einem Feuerzeug soll der Mann eine Matratze in Brand gesetzt haben. Foto: /vario images

Die Staatsanwaltschaft hat für einen 24-Jährigen ein Sicherungsverfahren angestrengt. Die Vorwürfe der Anklageschrift gab der Mann unumwunden zu.

Der Mann auf der Anklagebank des Stuttgarter Landgerichts hat schon einiges mitgemacht in seinen erst 24 Lebensjahren. Derzeit ist er im Zentrum für Psychiatrie (ZfP) in der Weissenau untergebracht – und wenn es nach dem Willen der Staatsanwaltschaft geht, soll er dort auch noch einige Zeit bleiben. Die Anklagebehörde hält ihn für gefährlich für die Allgemeinheit, weitere Straftaten seien zu erwarten. Daher hat sie nun ein Sicherungsverfahren angestrengt: Sie wirft dem 24-Jährigen schwere Brandstiftung vor, die er wegen einer schizophrenen Erkrankung im Zustand der Schuldunfähigkeit begangen haben soll.

Wut auf den Bekannten

Laut Anklage soll der 24-Jährige im Juni dieses Jahres in einem Mehrfamilienhaus in Korntal-Münchingen, wo er ein paar Tage bei einem Freund übernachtete, eine Matratze und eine Decke mit einem Feuerzeug in Brand gesetzt haben. Das Feuer wurde zwar schnell gelöscht, da ein Brandmelder Alarm gab und ein Nachbar mit einem Feuerlöscher zur Stelle war. Dennoch entstand durch die Kosten für Reparaturen, Reinigung und den Einsatz der Feuerwehr ein Schaden von rund 8500 Euro. Laut Staatsanwaltschaft war dem 24-Jährigen die Gefahr seines Tuns bewusst: Das Feuer hätte auf das Haus übergreifen können, in dem 15 Parteien lebten.

Vor Gericht räumte der Somalier direkt ein, die Matratze angezündet zu haben. „Ich war wütend, weil mein Bekannter mich beleidigt hatte und mir gesagt hatte, ich sei kein normaler Mensch“, so der 24-Jährige, der erst wenige Tage zuvor bei dem Freund untergekommen war. Zudem seien ihm auch immer wieder Gespräche mit Landsleuten im Kopf herumgespukt, die Lügen über ihn verbreitet hätten und ihm das Leben schwer gemacht hätten. Sie hätten etwa behauptet, dass er gar nicht aus Somalia, sondern aus Dschibuti käme. „Ich stand unter großem Stress deswegen“, sagte der 24-Jährige.

Monate in Gefangenschaft verbracht

Bei den Behörden ist der Somalier immer mal wieder auffällig geworden, wiederholt wurden Anpassungsschwierigkeiten wegen seiner belastenden Lebenssituation festgestellt. Nach seinen Angaben ist der 24-Jährige zusammen mit zwei Schwestern und drei Brüdern in Somalia aufgewachsen, wo die Terrormiliz Al-Shabaab Angst verbreitete. Um nicht als Kämpfer für diese rekrutiert oder hingerichtet zu werden, floh er auf den Rat seines Vaters hin mit 15 Jahren zunächst nach Äthiopien. Von dort aus ging es weiter in den Sudan und nach Libyen, wo er einige Monate in Gefangenschaft verbrachte.

Als er von Mitgefangenen freigekauft wurde, gelang ihm über das Mittelmeer als unbegleiteter Minderjähriger die Flucht nach Italien. Über Frankreich kam er dann in einer Gruppe, in der auch ein Cousin von ihm war, nach Trier. Anschließend lebte er in Mainz und Ludwigshafen, ehe er 2019 nach Stuttgart kam. Er machte ein Jahr lang eine Bäckerlehre und arbeitete in der Montage eines Automobilbauers, ehe er zu einem Freund nach Bremen zog. Dort hielt er es nur wenige Tage aus, daher zog er weiter zu dem Bekannten nach Korntal-Münchingen.

Der Prozess wird am Freitag, 9. Dezember, fortgesetzt, das Urteil soll schließlich am 30. Januar verkündet werden.