In der alten Gaststätte Schiff ist die Sanierung nach dem Brand bald fertig.Foto:factum/Granville Foto:  

Im alten Gasthaus Schiff brannte es im Sommer 2018. Ein 25-Jähriger ist wegen Mordversuchs angeklagt.

Hemmingen - Der Prozess am Stuttgarter Landgericht beginnt an diesem Dienstagvormittag: Ein 25 Jahre alter Mann aus Syrien ist wegen versuchten Mordes und schwerer Brandstiftung angeklagt. Er soll am Freitag, 3. August, in einer Hemminger Unterkunft Feuer gelegt haben. Dabei wurde niemand verletzt, es entstand ein Sachschaden von rund 35 000 Euro.

Die Staatsanwaltschaft wirft dem Mann vor, er habe bei der Brandstiftung in seinem Zimmer in der einstigen Gaststätte Schiffbilligend in Kauf genommen, dass das Feuer auf das Haus übergreifen könnte. Zudem hätten zwei andere Personen, die sich zu diesem Zeitpunkt im Haus befanden, zu Tode kommen können.

Feuerwehrmann zufällig in der Nähe

Gebrannt hatte es in dem Gebäude an der Hochdorfer Straße in Hemmingen an jenem Nachmittag gleich zweimal: Zunächst geriet gegen 14.35 Uhr in einem Zimmer im Erdgeschoss ein Bett in Brand. Zu diesem Zeitpunkt waren laut der Polizei im Haus 21 Personen gemeldet, zwei hielten sich im Obergeschoss auf. Sie konnten das Haus unversehrt verlassen. Die Feuerwehr hatte den Brand rasch gelöscht, die Gemeinde brachte die Bewohner der drei Erdgeschosszimmer anderswo unter. Diese Zimmer waren in den ehemaligen Wirtsstuben der Gaststätte eingerichtet worden.

Einige Stunden später brannte es im Haus erneut – dieses Mal in einem unbewohnten Zimmer im Obergeschoss. Gegen 18 Uhr fuhr ein Mann der Hemminger Feuerwehr zufällig mit seinem Fahrrad am Haus vorbei. Er habe das laute Piepsen eines Rauchmelders gehört, berichtete damals der Feuerwehrkommandant Marco Spera unserer Zeitung, sei ins Haus hineingerannt, habe sich einen Feuerlöscher geschnappt, das Zimmer mit dem Feuer gleich gefunden und die Flammen erstickt.

Am gleichen Abend festgenommen

Die Polizei meldete, dass noch am gleichen Abend ein damals 24-Jähriger als Verdächtiger festgenommen wurde. Er habe die Tatvorwürfe gestanden, so die Polizei weiter. „Vermutlich waren psychische Probleme der Auslöser“, hieß es. Gegen den Mann wurde ein Haftbefehl wegen schwerer Brandstiftung erlassen. Laut der Polizei wohnte der Verdächtige im Mai 2018 noch in einer anderen Unterkunft der Gemeinde in der Patronatsstraße, als dort ebenfalls ein Brand ausbrach. Dabei wurde ein Teil des Hauses unbewohnbar. Die Polizei teilte nach dem Brand im August mit, es werde ermittelt, ob der 24-Jährige auch dafür verantwortlich sei. Zuvor hatte es geheißen, Brandursache sei ein technischer Defekt.

Beide Häuser saniert

Die Gemeinde Hemmingen hat mittlerweile zusammen mit der Versicherung und einem freischaffenden Bauleiter beide Häuser saniert. In der Patronatstraße seien die Arbeiten fast abgeschlossen, teilte das Rathaus mit. Die Verwaltung habe bei der Gelegenheit auf eigene Kosten die Heizung und die Küche für etwa 20 000 Euro verbessert. Drei Zimmer hätten auch nach dem Brand im Mai noch genutzt werden können, die sanierten sechs könne man vermutlich in wenigen Wochen wieder belegen. Im Schiff seien nach dem Brand die sechs Zimmer im Obergeschoss weiter genutzt worden; auch die Gemeinschaftsküche sei noch funktionstüchtig gewesen.