Der Tatort soll ein Ort des Gedenkens werden. Foto: dpa/Christoph Schmidt

Die Eltern des bei der Bluttat von Illerkirchberg schwer verletzten Mädchens fordern Ruhe statt Hass. Mit dieser Bitte sind sie nicht alleine.

Die äußere Wunde ihrer Tochter heile, ihre Tochter sei körperlich stabil. Zum Glück. So schreiben es die Eltern des Mädchens, das bei der Bluttat von Illerkirchberg schwer verletzt worden ist, in einem offenen Brief. Doch um die „unfassbare Tat“ verarbeiten zu können, brauche es nun „Ruhe und Zeit“. Das gelte für die beiden Familien und die Gemeinde selbst. Und weiter: „Was wir nicht brauchen, sind eine politische Instrumentalisierung der Tat, Demonstrationen, politische Hetze gegen geflüchtete Menschen und eine aufdringliche Berichterstattung.“

Vierter offener Brief binnen weniger Wochen

Es ist der vierte offene Brief nach der Bluttat von Anfang Dezember, als ein 14-jähriges Mädchen durch die Messerstiche eines Asylbewerbers starb und ihre 13-jährige Freundin schwer verletzt wurde. Zuvor hatten sich schon die Eltern der getöteten Ece an die Öffentlichkeit gewandt – und an Markus Häußler. Der Bürgermeister der kleinen Gemeinde hat sich bisher sogar schon zweimal mit diesem Mittel an die Öffentlichkeit gewandt. Im Kern sind sich alle Beteiligten einig: bleibt friedlich.

„Kein Groll und keine Wut sind es wert, unseren gemeinsamen Frieden zu opfern“, schrieben die Eltern der getöteten 14-Jährigen. „Wir möchten alle bitten, unsere Situation für politische Atmosphären nicht zu missbrauchen. Der Tatort soll Trauerstelle und Ort der Begegnung sein. Kundgebungen und politische Parolen bitten wir an dieser Stelle zu unterlassen.“

Demonstranten instrumentalisieren den Tatort

Genau dieser Wunsch war in der Vergangenheit nicht erhört worden. Sowohl die AfD als auch die rechtsextreme Partei Dritter Weg haben Versammlungen dort abgehalten. Sehr zum Unwillen auch des Bürgermeisters: „Ich halte es für wichtig, Äußerungen von Ausländerfeindlichkeit entgegenzutreten“, schrieb Markus Häußler in seinem ersten offenen Brief. Einen zweiten veröffentlichte er, nachdem sich ein Asylbewerber das Leben genommen hatte, der kurzfristig als tatverdächtig galt.

Man trauere mit der Familie der Freundin und sei dankbar für die Empathie seitens der Klinik und der Polizei, so die Eltern des verletzten Kindes in ihrem nun veröffentlichten Brief. Man werde das Kind wie ein Familienmitglied in Erinnerung behalten.