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Statiker haben nach langer Zwangspause die Abbrucharbeiten wieder freigegeben.

Stuttgart - Am Mittwoch haben die Prüfstatiker grünes Licht gegeben. Nachdem die Bahn das Bahnsteigdach des Hauptbahnhofs mit Stahlstützen stabilisiert hat, können die Abrissarbeiten für das Projekt Stuttgart 21 weitergehen. Die Bagger graben sich nun wieder in die Reste des Südflügels des Bonatzbaus. Auch die beiden Gleise 15 und 16, die seit Wochen aus Sicherheitsgründen gesperrt waren, können laut einer Projektsprecherin nun wieder genutzt werden.

Seit 19. März wurde auf der Baustelle nur Schutt abgefahren. Damals hatte ein Bagger bei den Abrissarbeiten nicht nur die Rückwand des Südflügels erwischt, sondern auch eine eingebaute Stütze des Bahnsteigdachs. Über den Gleisen 15 und 16 knickte das Dach deshalb ein. Passagiere eines Zugs, der nur wenige Meter entfernt stand, wurden dabei nicht verletzt.

Die Bahn ließ die Arbeiten seitdem ruhen. Nachdem das Dach nun dauerhaft abgestützt worden ist, können Betrieb und Abriss weitergehen. Eine Gefährdung für Reisende oder Instabilität von weiteren Gebäudeteilen oder gar der gesamten Bahnsteigüberdachung schließen Fachleute laut der Projektsprecherin aus.

Kritik an Sicherheitsvorkehrungen

Derweil kommt von zahlreichen Beobachtern scharfe Kritik an den Sicherheitsvorkehrungen auf der Baustelle. „Ich wundere mich nicht über den Unfall im März“, sagt einer, „dieses Risiko hat sich schon davor abgezeichnet.“ Auch ein früherer Bauleiter erkennt erhebliche Mängel bei den Abrissarbeiten. So gebe es keine gesicherten Standplätze der Bagger, die Bauzäune würden unzulässigerweise als Stützmauern für Abbruchmaterial genutzt.

Tatsächlich sind die Umstände des Unfalls am 19. März noch immer nicht vollständig geklärt. Unabhängig von der Freigabe der Baustelle durch die Prüfstatiker laufen die Ermittlungen der Bundespolizei deshalb weiter. Ein Gutachten soll klären, ob Sicherheitsvorschriften verletzt worden sind. „Es liegt noch nicht vor. Wir rechnen Ende April oder Anfang Mai mit einem Ergebnis“, so eine Polizeisprecherin.

Der Abbruch des Südflügels soll nach Wiederaufnahme der Arbeiten nun noch etwa drei bis vier Wochen dauern. Ursprünglich hätte das Gebäude bis Ende März verschwunden sein sollen. Der Gesamtzeitplan des Vorhabens Stuttgart 21, betont die Projektsprecherin, verzögere sich dadurch nicht. Nach dem Abriss steht der Bau eines unterirdischen Technikgebäudes auf der Nordseite auf dem Programm. Mit dem Ausheben der Baugrube für den Tiefbahnhof soll erst Anfang 2013 begonnen werden. Dann soll nach diversen Änderungen die Anlage für das Grundwassermanagement in Betrieb gehen.