Das IHK-Präsidium will die Satzung ändern – und stößt nicht überall auf Gegenliebe. Foto: dpa/Marijan Murat

Die Kammerrebellen verhindern durch zahlreiche Anträge einen Beschluss. Susanne Pauser ist neue IHK-Vizepräsidentin als Nachfolgerin von Wilfried Porth.

Der Streit um eine Satzungsänderung bei der Industrie- und Handelskammer Region Stuttgart (IHK) geht in die nächste Runde. Die Vollversammlung der gewählten Vertreter aus 160 000 Mitgliedsbetrieben hat am späten Mittwochabend keinen Beschluss gefasst. Das Präsidium hatte unter anderem vorgeschlagen, die Quoren für Sondersitzungen und geheime Abstimmungen hochzusetzen. Daran und am Verfahren ohne Satzungskommission gibt es scharfe Kritik von der kammerkritischen Kaktus-Initiative innerhalb der IHK, die die Vollversammlung entmachtet sieht.

„Es lagen 50 Anträge zum Satzungsthema vor“, sagt die stellvertretende Hauptgeschäftsführerin Susanne Herre. Der Großteil davon kam von den Kakteen. Es habe eine Einführung in die Änderungsvorschläge und eine sachliche Diskussion gegeben. Angesichts der vielen Anträge habe IHK-Präsidentin Marjoke Breuning schließlich vorgeschlagen, die Beschlussfassung zu verschieben. Weil die nächste Sitzung erst für Herbst vorgesehen ist, denke das Präsidium nun über die nächsten Schritte nach.

Neue Präsidiumsmitglieder

Die Kakteen schreiben sich die Vertagung als Erfolg gut. „Unser Protest wirkt. Nachdem die sogenannte Modernisierung der Satzungsänderung ohne vorherige Diskussion mit den Gremien der IHK durchgewunken werden sollte, machte die Kaktus-Initiative durch eine Vielzahl von Anträgen dazu dem schnellen Abwinken der Satzung ein Ende“, so ein Sprecher. Die Kakteen fordern die IHK-Führung auf, die Mitglieder, Bezirksversammlungen und Ausschüsse an dem Meinungsbildungsprozess zu einer Satzungsänderung zu beteiligen.

Im Gegensatz zur neuen Satzung gab es bei den Personalien konkrete Beschlüsse. So ist Susanne Pauser, Personalvorständin der Württembergischen Versicherung AG, zur neuen IHK-Vizepräsidentin gewählt worden. Sie hatte bisher schon dem Präsidium angehört und tritt am 1. Mai die Nachfolge von Wilfried Porth an, der nach 13 Jahren im Präsidium altersbedingt ausscheidet. „Es ist nicht nur das Ende einer erfolgreichen Ära bei Daimler – nach 13 Jahren im Vorstand und 37 Jahren im Unternehmen – sondern natürlich auch das Ende einer Ära in der IHK Region Stuttgart“, sagte Marjoke Breuning. Porth habe bei der Weiterentwicklung der IHK zu einem kundenorientierten Dienstleister „ wichtige Impulse gegeben.“

Neu in die Vollversammlung und ins Präsidium gewählt wurde die Personalvorständin der Mercedes-Benz Group AG, Sabine Kohleisen. Damit gibt es im Präsidium eine weibliche Mehrheit – dort sind elf Unternehmerinnen und zehn Unternehmer vertreten.