Regierungsviertel in Ottawa: Schwer bewaffnete Polizeibeamte im Einsatz. Foto: EPA

In kanadischen Regierungsviertel in Ottawa werden in dieser Woche zwei Soldaten erschossen. Jetzt sucht die Polizei nach den Hintermännern für diese Taten.

Ottawa - Nach dem Attentat im Regierungsviertel der kanadischen Hauptstadt Ottawa mit zwei Toten suchen die Behörden nach möglichen Hintermännern.

Polizei und Justizbehörden hielten sich mit Angaben zu dem Verbrechen extrem zurück. Auch rund zehn Stunden nach dem Anschlag war noch unklar, ob es sich um einen Einzeltäter handelte oder ob er Komplizen hatte. Auch zur Frage, ob es einen islamistischen Hintergrund gebe, nahm die Polizei nicht Stellung.

Laut unbestätigten Medienberichten handelt es sich bei dem mutmaßlichen Attentäter um einen 32-jährigen kanadischen Staatsangehörigen. Der bei dem Anschlag ums Leben gekommene Mann sei erst kürzlich als "Reisender mit hohem Sicherheitsrisiko" ("high-risk-traveller") eingestuft worden, berichtete die Zeitung "Globe and Mail" am Mittwochabend unter Berufung auf namentlich nicht genannte Behördenquellen. In weiteren Medienberichten hieß es, er stehe auf einer Liste von 90 Personen, die wegen einer möglichen Terrorgefahr beobachtet werden. Der TV-Sender NN berichtete unter Berufung auf nicht genauer beschriebene Quellen, der mutmaßliche Attentäter sei kürzlich zum Islam übergetreten.

Bei dem Attentat war ein Soldat an einem Kriegsdenkmal erschossen und ein Wachmann im nahe gelegenen Parlamentsgebäude angeschossen worden. Stunden nach den ersten Schüssen war das Parlament noch immer abgeriegelt. Sicherheitskräfte suchten nach möglichen weiteren Attentätern.

Das kanadische Fernsehen zeigte dramatische Bilder aus dem Parlamentsgebäude: Schwer bewaffnete Polizeibeamte rannten geduckt über die Gänge, als Schüsse fielen. Abgeordnete und Parlamentsmitarbeiter verbarrikadierten sich in Büros. Parlamentarier twitterten, dass etwa 30 Schüsse zu hören gewesen seien. Ministerpräsident Stephen Harper, der sich auch im Gebäude befand, wurde sofort in Sicherheit gebracht.

Susan Hughes, eine Regierungsangestellte, sagte der dpa, die Stimmung im Gebäude sei kollegial gewesen. Man habe Essen geteilt. Als die Sicherheitsvorkehrungen etwas gelockert wurden, konnte sie das Gebäude verlassen.

Gilles Michaud von der Royal Canadian Mounted Police räumte ein, dass es noch Unklarheiten gebe. Viele Fragen könnten noch nicht beantwortet werden. "Aber ich verspreche Ihnen diese Antworten, sobald wir sie haben."

Nach Angaben der Polizei hatte es zuvor keinen konkreten Hinweis auf das Verbrechen gegeben. Die Sicherheitsstufe war auf mittlerem Niveau. "So ist sie seit Jahren und wir hatten keine Hinweise, die eine Verschärfung nötig gemacht hätten", sagte Michaud.

US-Präsident Barack Obama wurde ständig über die Lage unterrichtet - ein möglicher Hinweis, dass ein Zusammenhang mit dem gemeinsamen Kampf gegen den Terrorismus nicht ausgeschlossen wurde. Obama sagte Harper in einem Telefonat Solidarität zu. Auch Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg zeigte sich geschockt.

Kanada gehört der internationalen Koalition im Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) in Nahost an. In Washington wurde die Bewachung am Grab des unbekannten Soldaten verstärkt.

Es ist der zweite Anschlag in Kanada in dieser Woche. Erst am Montag hatte ein mutmaßlicher Islamist zwei kanadische Soldaten mit dem Auto überfahren. Ein Soldat starb, der Täter wurde nach einer Verfolgungsjagd von der Polizei erschossen.