Das Marienplatzfest wird in diesem Jahr nicht stattfinden (Archivbild). Foto: Lichtgut/Julian Rettig/Lichtgut/Julian Rettig

Das beliebte Marienplatzfest wird in diesem Jahr nicht stattfinden. Zu groß seien die Verluste im vergangenen Jahr gewesen. Mal wieder flammt eine Diskussion um das sogenannte Verräterbier auf.

In diesem Jahr hätte das Marienplatzfest seinen zehnten Geburtstag gefeiert. Doch dazu kommt es nicht. Das beliebte Straßenfest im Stuttgarter Süden muss in diesem Sommer ausfallen. Zu groß seien die Verluste im vergangenen Jahr gewesen, lassen die Organisatoren Reiner Bocka und Michael Benz wissen. Rund 50.000 Euro mussten sie ausgleichen, weil unter anderem zu viele Gäste ihre Getränke mitbrachten.

Die Diskussionen rund um das sogenannte Verräterbier gehen also in die nächste Runde. „Solche Veranstaltungen sind einfach mit Kosten verbunden, sei es die Technik, Bühne, GEMA, Versicherung etc. Und ein Bier für 5 EUR? Ja und? Auf dem Frühlingsfest zahlt man mehr wie das doppelte.... Man sollte wirklich die Subkultur fördern und nicht dagegen schießen“, so ein Kommentar auf der Facebook-Seite der Stuttgarter Zeitung.

35 Prozent weniger Getränke verkauft

Statt am Getränkestand sein Bier zu kaufen, griffen viele Besucher lieber in die Regale der Supermärkte, die sich rund um den Marienplatz befinden. Zu viele für die Organisatoren. „Das hat wahnsinnig zugenommen im letzten Jahr“, sagt Bocka. 35 Prozent weniger Getränke haben sie verkauft im Vergleich zu den Jahren vor Corona. „Freibier Mentalität. Keiner muss sich wundern. Kunst und Musik kostet Geld“, schreibt ein User unter das Instagram-Posting der Stuttgarter Nachrichten.

„Klar sind Getränke teuer, aber eigene mitbringen geht gar nicht. Kann verstehen dass abgesagt wurde“, so ein weiterer Kommentar. Eine Userin schreibt: „Vielleicht wird nun dem einen oder anderen bewusst, was solch eine Verhaltensweise für Folgen haben kann. Ein Bier weniger am Abend und dafür den Umsatz dem Veranstalter sollte eigentlich dem Anstand gebührend selbstverständlich sein.“ Doch nicht alle teilen den Unmut der Organisatoren. Manch einer kann den Gang zum Supermarkt verstehen. „Irgendwann mal können sich die Leute die teuren Preise nicht leisten. Man trinkt ein oder zwei Bier und dann war’s das“, so ein Kommentar. „Bei den Preisen brauchen sich die Veranstalter nicht wundern“, ein weiterer.

User schlägt Ansteckpins vor

Doch wie kann das Fest in Zukunft wieder auf die Beine gestellt und das Problem mit dem Verräterbier gelöst werden? Die Forderung einiger User nach einer Umzäunung des Geländes kommt für Bocka nicht in Frage: „ Das würde dem Charakter des Festes zuwider laufen“, so Organisator und Betreiber des Café Galao. Ein Nutzer hat da noch einen Vorschlag parat: „Schaut nach Crailsheim. Dort gibt es das Kulturwochenende. Ist ebenfalls Kostenlos, man kann aber über Ansteckpins die 5€/Stück kosten das Event mitfinanzieren“, schreibt er. Hoffnung gibt es, dass die zehnte Auflage im nächsten Jahr wieder stattfinden kann. So bleibt Dinkelacker als Hauptsponsor an Bord, und Geld könnte womöglich von der Stadt kommen.

Gespräche mit der Stadt laufen

Zudem soll es bereits Gesprächen zwischen den Organisatoren und den kulturpolitischen Sprechern der Gemeinderats-Fraktionen und dem Kulturamt gegeben haben. „Für dieses Jahr ist es leider zu spät“, sagt Marcel Roth von den Grünen, „wir wollen nun versuchen, eine Lösung zu finden, die nicht nur für das Marienplatzfest funktioniert.“ Aber klar sei auch, ohne die Solidarität der Besucher funktioniere es nicht. Die Diskussionen um das Verräterbier werden also weitergehen.