Parteichef Figen Yüksekdag wurde festgenommen – anschließend kam es zu einer Explosion in Diyarbakir. Foto: DPA

Bei einem mutmaßlichen Autobombenanschlag sind in Diyarbakir Polizisten und Zivilisten ums Leben gekommen. Zuvor waren bei nächtlichen Razzien in der Türkei elf HDP-Abgeordnete festgenommen worden, darunter die Parteichefs Selahattin Demirtas und Figen Yüksekdag.

Istanbul - Ein mutmaßlicher Autobombenanschlag hat in Diyarbakir im vorwiegend kurdischen Südosten der Türkei Zivilisten und Polizisten das Leben gekostet. Das sagte der türkische Justizminister Bekir Bozdag nach der schweren Explosion am Freitagmorgen, ohne genaue Zahlen zu nennen. Mindestens 30 Menschen seien durch die Detonation im Bezirk Baglar nahe einer Polizeizentrale verletzt worden, meldete die private Nachrichtenagentur Dogan. Die Behörden vermuten einen Anschlag der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK.

Das Büro des Gouverneurs von Diyarbakir sagte, die Explosion sei wahrscheinlich durch eine Autobombe kurdischer Rebellen verursacht worden. Wenige Stunden vor der Explosion waren die zwei Co-Vorsitzenden der prokurdischen Partei HDP, Selahattin Demirtas und Figen Yüksekdag, im Rahmen von Terrorermittlungen festgenommen worden. Zudem wurden neun weitere Abgeordnete der Partei in Gewahrsam genommen. Unklar war zunächst, ob es einen Zusammenhang zwischen diesen Festnahmen und dem mutmaßlichen Anschlag geben könnte.

Die Türkei ist in den vergangenen 18 Monaten von einer Serie von Anschlägen erschüttert worden. Einige wurden von Rebellen mit Verbindungen zur PKK verübt, andere von Extremisten der Terrormiliz Islamischer Staat. Der Friedensprozess zwischen der Regierung und der PKK war im Sommer 2015 abgebrochen worden. Seitdem kamen bei Anschlägen und Kämpfen mehr als 700 türkische Sicherheitskräfte und Tausende kurdische Kämpfer ums Leben, wie die Staatsagentur Anadolu berichtet.

Bei nächtlichen Razzien hatte die Polizei wenige Stunden zuvor elf HDP-Abgeordnete festgenommen, darunter die Parteichefs Selahattin Demirtas und Figen Yüksekdag. Auf Betreiben von Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan war im Mai ihre Immunität aufgehoben worden. Erdogan beschuldigt die HDP, der verlängerte Arm der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK im Parlament in Ankara zu sein.