Der Nabu fordert in einer Petition, die Menge an Spritzmitteln zu halbieren. Foto: dpa

Der Verband fordert eine Halbierung der Spitzmittel bis zum Jahr 2025. Rund 7000 Menschen haben die Petition mit unterzeichnet.

Stuttgart - Der Naturschutzbund Baden-Württemberg (Nabu) hat vor einem knappen Jahr den ersten Pestizidbericht für den Südwesten vorgestellt, jetzt legt er mit einer Petition in den Landtag nach. Hauptforderung ist die Halbierung der ausgebrachten Pestizide bis 2025. Das sei keine Utopie, sagt der Nabu-Chef Johannes Enssle: Beim Weizen etwa könne man leicht auf Spritzmittel verzichten.

Weiter müsse das Land endlich offenlegen, wie viele Spritzmittel ausgebracht werden, so die Petition; und alle landeseigenen Flächen müssten als Vorbildfunktion ökologisch bewirtschaftet werden. Der Nabu kritisiert zudem, dass die versprochene Strategie zur Reduzierung der Pestizide immer noch nicht vorliege: „Wir haben den Eindruck, dass das Ganze erst verbummelt und dann immer weiter verwässert wird“, sagt Enssle. Diese Strategie ist Teil des „Sonderprogramms zur Stärkung der biologischen Vielfalt“, das die Landesregierung im Herbst 2017 aufgelegt hatte, nachdem Studien das massive Insektensterben publik gemacht hatten.

In Dänemark ging die Giftigkeit der Mittel stark zurück

Johannes Enssle rechnet nicht damit, dass der Petitionsausschuss die Forderungen umsetzt. Es gehe ihm aber darum, dass die Landtagsabgeordneten nochmals kritisch auf das Thema schauten. Er verweist auf Erfolge anderer Länder wie Dänemark, das seit 2013 eine differenzierte Pestizidsteuer hat – je gefährlicher ein Mittel ist, umso höher wird es besteuert. Seither ist die Giftigkeit aller Mittel je nach Studie um bis zu 57 Prozent zurückgegangen; die Pestizidmenge hat sich aber kaum verändert. Auch Frankreich, Schweden und Norwegen haben eine Pestizidsteuer eingeführt.

Jürgen Wippel, der Sprecher des Landwirtschaftsministeriums, wies die Kritik des Nabu zurück. Das Papier zur Reduzierungsstrategie für Pflanzenschutzmittel befinde sich in der Endabstimmung und soll „in Bälde“ dem Ministerrat vorgelegt werden. Grundsätzlich sieht das Ministerium seine bisherige Ausrichtung an einem „Integrierten Pflanzenschutz“ weiter als richtig an. Danach sollen so wenig Pestizide wie möglich, aber so viel wie nötig ausgebracht werden. Um dieses Ziel zu erreichen, wird nach alternativen Methoden geforscht; und es werden jene Landwirte gefördert, die ganz oder teilweise auf Spritzmittel verzichten. Gut zehn Prozent der Ackerfläche in Baden-Württemberg werden bezuschusst.