In einem qualmenden Wohnwagen in Eisenach-Stregda sind zwei Leichen entdeckt worden. Die Ermittler fanden nach einem Banküberfall in Eisenach auch zwei Polizeidienstwaffen in dem ausgebrannten Wohnwagen. Diese Waffen gehören einer 2007 in Heilbronn erschossenen Polizistin aus Thüringen und ihrem damals schwer verletzten Kollegen. Foto: dpa

Die gesuchte Beate Z. stellt sich in Jena der Polizei. Stehen die Ermittler nun kurz vor der Lösung?

Heilbronn/Erfurt/Zwickau - Osteuropäische Mafia, Phantom, Racheakt, Neonazis? Mutmaßungen über den Mörder der Heilbronner Polizistin gab es in den vergangenen viereinhalb Jahren reichlich. Die meisten führten ins Nichts. Doch plötzlich stehen alle Zeichen auf Durchbruch. Seit in dieser Woche die Dienstwaffen der Polizistin Michele K. und ihres Kollegen gefunden wurden, überschlagen sich die Ereignisse. Baden-Württembergs Innenministerium Reinhold Gall (SPD) bleibt zwar zurückhaltend, aber der Stuttgarter Generalbundesanwalt Klaus Pflieger erklärte den Fall am Dienstag bereits für gelöst.

Die 22-jährige Polizistin war am 25. April 2007 auf einer Heilbronner Festwiese per Kopfschuss getötet worden. Ihr damals 24-jähriger Kollege lag wochenlang im Koma. Laut Pflieger sieht nun alles danach aus, dass zwei mutmaßliche Bankräuber aus Ostdeutschland für den Mord und den Mordversuch verantwortlich sind. In dem ausgebrannten Wohnmobil der Männer in Eisenach wurden die geraubten Waffen der Heilbronner Polizisten entdeckt. Zuvor hatten sich die Verdächtigen laut Polizei in dem Wagen erschossen. Warum, das ist immer noch unklar.

Welche Rolle spielt Beate Z.?

Die vielen Funde in dem Wohnmobil und in der Zwickauer Wohnung der beiden Männern begründen Pflieger zufolge den dringenden Verdacht, dass sie die Polizistin getötet haben. Neben den beiden Waffen wurden auch Handschellen der Polizistin gefunden.

Unklar ist nach wie vor die Rolle einer 36 Jahre alten Frau, die nach Polizeiangaben in Zwickau mit den beiden Männern zusammenwohnte. Beate Z. stellte sich am Dienstag der Polizei in Thüringen und wurde festgenommen. Sie soll nach Polizeiangaben mehrere Decknamen benutzen. Inwiefern sich ihr eine Beteiligung nachweisen lasse, sei nicht klar, machte Pflieger deutlich. „Einen dringenden Tatverdacht haben wir jedenfalls bei einer ersten Prüfung nicht bestätigen können“, sagt er dem SWR.

Verbindungen zum Polizistenmord in Augsburg?

Innenminister Gall hält den Mord an der Polizistin zwar für noch nicht aufgeklärt, spricht aber von einer „Spur, die erfolgversprechend ist“. Parallel zu den turbulenten Ereignissen in Stuttgart prüft die Polizei in Augsburg, ob es eine Verbindung zum Mord an einem 41-jährigen Hauptkommissar in Augsburg am 28. Oktober gibt.

Vor dem überraschenden Fund in Thüringen war es recht ruhig geworden um die Ermittlungen in Heilbronn. „Vorher war ja alles im Nebel versunken“, sagte Kriminalpsychologie Rudolf Egg aus Wiesbaden der Nachrichtenagentur dpa. Das lag nicht zuletzt an einer der größten Fahndungspannen in Deutschland. Monatelang hatten die Ermittler der „Soko Parkplatz“ ein Phantom gejagt.

DNA-Spuren der sogenannten „Frau ohne Gesicht“ waren nicht nur in Heilbronn gefunden worden, sondern auch an mehr als 35 anderen Tatorten vor allem in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und im Saarland. Die Hoffnung, der Mörderin so auf die Spur zu kommen, zerplatzte jäh. Ende März 2009 musste die Staatsanwaltschaft Heilbronn einräumen, dass die DNA-Spur von einer Frau stammte, die Wattestäbchen beim Verpacken verunreinigt hatte.

Beschaffungskriminalität könnte der Hintergrund sein

Mysteriös war der Fall von Anfang an, meint Egg. Dass beide Polizisten ohne Anlass auf offener Straße und am hellen Tag niedergeschossen wurden, sei ungewöhnlich. Pflieger hält Beschaffungskriminalität für ein mögliches Motiv. Er denkt, dass sich die Täter vielleicht die Waffen der Polizisten verschaffen wollten.

Kurz nach dem Mord war aufgrund des Tatwaffen-Kalibers zunächst über Verbindungen zur russischen Armee oder zur osteuropäischen Mafia gemutmaßt worden. Auch zu Thüringen gab es schon vor dem Waffenfund eine vage Verbindung: Die erschossene Polizistin stammte aus dem Bundesland.

Ob es wirklich die Polizistenmörder waren, die in dem Wohnmobil verbrannten, welche Motive sie hatten und welche Rolle die 36-Jährige spielte - das gehört zu den vielen Fragen, nach deren Antworten die Ermittler aus Baden-Württemberg, Thüringen und Sachsen in den kommenden Wochen suchen müssen.