Seit Freitag muss sich ein 24-jähriger Mann vor Gericht wegen einer mutmaßlichen Geiselnahme in einem ICE verantworten. Foto: dpa

Ein 24 Jahre alter Mann aus Künzelsau steht seit Freitag in Berlin vor Gericht. Ihm wird vorgeworfen, in einem ICE einen Zugchef als Geisel genommen zu haben. Außerdem soll er mehrere Fahrgäste bedroht haben. Der Mann ist geständig und verteidigt seine Tat.

Berlin/Künzelsau - Im Prozess um eine Geiselnahme in einem ICE hat der 24 Jahre alte Angeklagte aus Künzelsau (Hohenlohekreis) die Tat gestanden und zugleich verteidigt. Er habe zwar sein Ziel nicht erreicht, ein politisches Zeichen zu setzen, aber die Tat halte er für gerechtfertigt, sagte der Mann am Freitag vor dem Kammergericht in der Hauptstadt.

Die Anklage wirft ihm vor, im November 2014 im ICE von Berlin nach Hamburg den Zugchef mit vorgehaltener Schreckschusspistole gezwungen zu haben, ein Schreiben mit politischen Forderungen an die Bahnführung telefonisch weiterzugeben. Der Mann gab zu, mit der Waffe auch in einen Sitz geschossen und eine halbe Million Euro gefordert zu haben. Passagiere überwältigten ihn damals schließlich.

Der Mann gilt als voll schuldfähig

Der bereits Vorbestrafte gilt nach einem bisherigen Gutachten als voll schuldfähig. Er wird aber seit Jahren psychiatrisch behandelt. Ob doch eine verminderte Schuldfähigkeit infrage kommt, blieb zunächst offen. Der Prozess vor dem Staatsschutzsenat begann unter starken Sicherheitsvorkehrungen. Der Angeklagte saß anfangs mit Handschellen hinter Panzerglas. Das Potsdamer Landgericht hatte den Fall nach Berlin abgegeben.

Auch der Verdacht der Nötigung des Bundespräsidenten steht im Raum. In dem Schreiben des Geiselnehmers wurde gefordert, dass Bundespräsident Joachim Gauck, Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) auf einer Pressekonferenz die Anerkennung Palästinas als Staat verurteilen. Er fühle sich Israel emotional eng verbunden, sagte der Angeklagte.