Vermutlich in der Einliegerwohnung in bester Rottenburger Wohngegend übernachtete der mutmaßliche Attentäter immer wieder. Foto: 7aktuell.de/Oskar Eyb

Nach der Festnahme des mutmaßlichen BVB-Attentäters gibt es Details zu dem Tatverdächtigen. Die Nachbarn sind entsetzt und können es kaum fassen, dass der mutmaßliche Täter in ihrer Nähe eine Wohnung nutzte.

Tübingen - Ein Holzzaun umgibt das große Grundstück, an dem weißen Einfamilienhaus ist eine Überwachungskamera angebracht. Vermutlich in der Einliegerwohnung der Immobilie in bester Rottenburger Lage hat er immer wieder übernachtet oder gar gewohnt: der 28-jährige Sergej W., der die Bombenattacke auf den Team-Bus des BVB verübt haben soll. Gleich vier große Polizeiwagen parken am Freitagmorgen vor dem Grundstück mit dem weitläufigen Garten und dem Wäscheständer auf der Terrasse. Etliche Beamte durchsuchen das Haus. Fernsehteams positionieren ihre Kameras vor der gepflasterten Einfahrt.

In der ansonsten so unauffälligen Straße laufen die Nachbarn zusammen und reden über die dramatischen Ereignisse. Sie können es kaum fassen, dass der mutmaßliche Täter in ihrer Nähe lebt. „Ich habe im Fernsehen von der Festnahme erfahren“, sagt ein 75-jähriger Rentner, der nur ein paar Häuser weiter wohnt. „Bei uns ist sonst ziemlich wenig los.“ Den Deutschrussen, der immer wieder zusammen mit seiner Freundin gesehen wurde, kennt er nicht. „Da parkte seit einiger Zeit ein kleines rotes Auto mit Freudenstädter Kennzeichen mitten in der Kurve“, erzählt er, darüber habe er sich schon mehrfach geärgert.

Örtliche Polizei über Zugriff nicht informiert

Der aus Freudenstadt stammende und dort gemeldete Sergej. W. arbeitet als Elektriker im Fernheizwerk auf der Tübinger Morgenstelle. Wie der Pressesprecher des Mannheimer Unternehmens MVV Energie bestätigt, ist der seit zehn Monaten in dem Heizwerk, das das Universitätsklinikum mit Wärme versorgt, beschäftigt. Dort ist er auch am Freitag von Spezialkräften der GSG 9 nach einer mehrtägigen Observation festgenommen worden. Er war gerade auf dem Weg zur Arbeit. Augenzeugen im Uniklinikum berichten von einem Großeinsatz der Polizei.

Der Rottenburger Erste Bürgermeister Thomas Weigel zeigt sich erleichtert: „Es ist gut, dass er gefasst wurde.“ Erstaunlich sei aber, wie lange sich manche Menschen verbergen könnten. Verblüfft habe ihn auch die Tatsache, dass die Taktik des mutmaßlichen Täters hätte aufgehen können. Sergej W. wollte mit dem Anschlag einen Kursabfall der BVB-Aktie erzwingen und mit Put-Optionen ein Vermögen verdienen. Die örtliche Polizei sei über den Zugriff nicht informiert worden, sagt Weigel. Alles habe aber reibungslos funktioniert. „Ich bin froh, dass es keine islamistischen Hintergründe gibt“, so Weigel, „wir in Rottenburg sind beim Thema Integration nämlich ganz gut unterwegs.“