Mit großangelegten Razzien an Kriminalitätsschwerpunkten sollen Verbrechen bekämpft und das Sicherheitsgefühl in Freiburg verbessert werden. Foto: dpa

Straßensperren, Ausweiskontrollen, Drogenrazzien: Die Polizei erhöht in Freiburg nach einer mutmaßlichen Gruppenvergewaltigung die Präsenz. Und startet großangelegte Kontrollaktionen. Auch technisch rüstet die Polizei auf - nicht nur in Freiburg, sondern landesweit.

Freiburg - Die Studentinnen auf dem Weg zur Party haben ihre Personalausweise griffbereit. Auch die Discobesucher, die mit dem Auto aus der Umgebung kommen, lassen sich ohne Murren kontrollieren. Es diene der Sicherheit, sagt einer von ihnen. Freiburg, in der Nacht zum Samstag: Mehrere hundert Polizisten sind im Einsatz, nachdem eine mutmaßliche Gruppenvergewaltigung und zuvor andere Verbrechen die Stadt in Unruhe versetzt haben. Die Polizei zeigt nun Stärke und Präsenz. Und macht mit einer großangelegten Polizeiaktion in dieser Nacht den Anfang. Weitere solcher Aktionen sollen folgen. Es ist der Versuch, Freiburg sicherer zu machen.

„Wir wollen zeigen, dass wir wachsam sind“, sagt der Leitende Polizeidirektor Berthold Fingerlin, der den Großeinsatz leitet. Überall in der badischen Universitätsstadt sind die ganze Nacht mehrere hundert Beamte unterwegs, es gibt zahlreiche Kontrollstellen. Sie sollen Sicherheit vermitteln und Kriminelle aufschrecken.

Tat macht überregional Schlagzeilen

Auch in dem Gebiet, in dem Mitte Oktober den Ermittlern zufolge eine 18-Jährige nach einem Discobesuch von mehreren Männern vergewaltigt wurde. Acht Männer sitzen deshalb in Untersuchungshaft, nach zwei weiteren Verdächtigen sucht die Polizei. Die Tat machte überregional Schlagzeilen. Und traf eine Stadt, die sich bereits nach dem Sexualmord an einer Studentin in Freiburg rund zwei Jahre zuvor und wegen anderer Verbrechen um ihre Sicherheit sorgte.

Nun, sechs Wochen nach der mutmaßlichen Gruppenvergewaltigung, erhöht die Polizei den Druck. „Wir ziehen einen Fahndungsschleier über die Stadt“, erklärt Freiburgs Polizeipräsident Bernhard Rotzinger. Die nächtliche Aktion hat, zumindest beim Auftakt, Erfolg: Wegen diverser Gesetzesverstöße gibt es mehrere Festnahmen, lautet die Bilanz.

Sorgen wegen internationalen Drogenhandels

Unter anderem die Drogenkriminalität macht den Beamten Sorge, sagt der Polizeipräsident. In der südlichsten Großstadt Deutschlands mit ihren rund 230 000 Einwohnern treffe massenhaft Party-Publikum auf internationalen Drogenhandel. Mit gezielten Kontrollen und Fahndungen will die Polizei den Händlern das Handwerk legen. Unter anderem in einem Park am Hauptbahnhof, in dem laut Rotzinger zu Spitzenzeiten gleichzeitig rund 100 Verdächtige unterwegs seien.

Beteiligt an der nächtlichen Polizeiaktion sind Beamte der Bundespolizei und des Landeskriminalamtes (LKA). Diese sind unter anderem auf das Erkennen gefälschter Ausweise und anderer Dokumente spezialisiert. „Wir haben es bei den Fälschern mit Profis zu, die alle Tricks kennen“, sagt Stefan Bertolini, Kriminalrat beim LKA. Die Polizei rüste daher auf, um Schritt halten zu können.

Weitere Städte sollen profitieren

Technik zur Dokumentenüberprüfung, die es sonst in der Regel nur an Flughäfen gibt, kommt erstmals bei der Polizeiaktion in Freiburg zum Einsatz. Installiert ist sie in einem Einsatzfahrzeug. Unter anderem über den Vergleich von Fingerabdrücken und biometrischen Fotos sowie über die direkte Verbindung zu internationalen Datenbanken könne die Polizei Fälschungen innerhalb von Sekunden erkennen, sagt Bertolinis LKA-Kollege Rolf Fauser. Bei regulären Polizeikontrollen sei dies nicht möglich. Es fehlten dort Spezialisten und die passende Technik. Bei einem Verdacht müsse dann meist mit großem Aufwand nachgefragt und ermittelt werden. Die neue Technik bringe so Verbesserungen.

Nach Freiburg sollen auch andere Städte von ihr profitieren. Im nächsten Jahr erhalten dem LKA zufolge alle Polizeireviere und Kriminaldauerdienste im Südwesten die moderne Technik, die - wie bei der Polizeiaktion in Freiburg - ein schnelles Erkennen gefälschter Papiere ermöglicht. Für die 200 bis 250 Geräte investiert das Land demnach rund eine Million Euro. „In Zeiten internationaler Kriminalität und Migration ein wichtiger Schritt, um Polizeiarbeit zu verbessern und Sicherheit zu erhöhen“, sagt der Staatssekretär im Stuttgarter Innenministerium, Julian Würtenberger (CDU).

In Freiburg will die Polizei weiter präsent sein. Mit Kontrollen sei es jedoch nicht getan, sagt der Polizeipräsident. „Der aufgeklärte Bürger lässt sich durch ein Blaulicht alleine nicht beeindrucken.“ Es gibt auch Sicherheitskonferenzen, mehr Prävention und andere Angebote wie etwa ein Frauen-Taxi, das nachts am Wochenende für ein sicheres Heimkommen sorgt. „Es war erst der Anfang heute Nacht“, sagt der Einsatzleiter: „Eine Stadt zu beruhigen und sicherer zu machen, ist kein Sprint, sondern ein Dauerlauf.“ Die Polizei habe ihn begonnen.