Auch das Katharinenhospital wurde von externen Chefärzten überprüft Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Das Klinikum Stuttgart legt freiwillig Sterblichkeitsraten offen, auch wenn es dabei nicht in allen Bereichen gut abschneidet.

Stuttgart - Fehler erkennen, daraus lernen und die Qualität verbessern: Mit diesem Ziel ist das Klinikum Stuttgart im Jahr 2014 der Initiative Qualitätsmedizin (IQM) beigetreten. Eine Maßnahme, die für das städtische Klinikum nicht nur angenehme Konsequenzen hat, denn es hat sich dazu verpflichtet, die Ergebnisse der Prüfung offen zu legen.

„Wir wollen zeigen, dass wir nichts zu verbergen haben“, sagt Professor Jürgen Graf, Klinischer Direktor des Klinikums Stuttgart. Auf der Internetseite (www.klinikum-stuttgart.de/qualitaet) sind nun die medizinischen Ergebnisse wichtiger Krankheitsbilder, wie zum Beispiel Herzinfarkt, Schlaganfall oder Lungenentzündung, im Vergleich zu den anderen 360 beteiligten Krankenhäusern einsehbar. Damit legt das Klinikum auch offen, dass beispielsweise die Sterblichkeitsrate bei der Diagnose Herzinfarkt um 1,13 Prozent über dem errechneten Erwartungswert der IQM liegt. „Dies sagt aber nichts über die Qualität aus“, betont Dr. Matthias Fabian vom Qualitätsmanagent des Klinikums. Schließlich sei es in der Medizin schwierig, Qualität an einer Zahl abzulesen ohne die Ausgangssituation zu berücksichtigen. „Wenn mehr Menschen mit besonders schweren Krankheitsverläufen zu uns kommen, kann das zu einer höheren Sterblichkeitsrate führen, als in anderen Krankenhäusern mit leichteren Fällen“, sagt Fabian. Trotzdem wird im Klinikum überprüft, wie es zu den Abweichungen gekommen ist. „Das Ziel ist natürlich, dass wir die Raten so gering wie möglich halten“, sagt Graf.

Ergebniss basieren auf Routinedaten

Die veröffentlichten Ergebnisse basieren auf Routinedaten, die das Klinikum ohnehin den Krankenkassen zur Verfügung stellen muss und die daher überprüfbar sind. Bei der IQM werden diese Daten mit denen der anderen Krankenhäuser verglichen. „Dabei geht es aber nicht darum, welches Krankenhaus besser ist, sondern darum, was jedes Haus besser machen kann“, sagt Graf.

Da die Zahlen alleine zu wenig aussagen, werden in einem zweiten Schritt von der IQM Krankenhäuser ausgesucht, die Besuch von externen Chefärzten – sogenannten Peers – bekommen. Diese überprüften im vergangenen Jahr die Abläufe und Krankenakten der Kardiologie des Katharinenhospitals und der Anästhesie im Krankenhaus Bad Cannstatt. In diesen Bereichen waren die Abweichungen der Sterblichkeitsraten aufgefallen. „Bei der Überprüfung haben wir einen Mangel in der Dokumentation festgestellt. Insgesamt wurde unsere Qualität aber gelobt“, sagt Dr. Franz-Josef Kretz, Ärztlicher Direktor der Anästhesie.

Auch das Klinikum stellt fünf Chefärzte zur Verfügung, die in anderen Kliniken prüfen und beraten. „Die Ergebnisse werden vertraulich behandelt“, sagt Graf. Die Kliniken müssten dann selbst entscheiden, ob sie mit entdeckten Mängeln an die Öffentlichkeit gehen. „Wir sind der Meinung, dass man damit offen umgehen muss“, sagt Graf. Auch wenn man damit das Risiko eingehe, dass Patienten von so viel Offenheit abgeschreckt werden: „Wir können dadurch einen Mangel entdecken, während andere denselben Fehler immer wieder machen.“