Eine Muslima im indischen Kaschmir beim Gebet. Foto: AP

Fasten ist trendy: einfaches Leben, Konsumverzicht, weniger ist mehr. Beim religiösen Fasten der Muslime während des Fastenmonats Ramadan geht es aber um mehr: um Buße, Nähe zu Gott, Besinnung auf den Glauben und die Quellen des Lebens.

Stuttgart - In Deutschland leben 81,4 Millionen Menschen. 4,4, bis 4,7 Millionen von ihnen sind Muslime. Sie gehören dem Islam an, der nach dem Christentum (rund 2,26 Milliarden Anhänger) mit rund 1,6 Milliarden Gläubigen die zweitgrößte der fünf Weltreligionen (Christentum, Islam, Buddhismus, Hinduismus, Judentum) ist.

Unterwerfung unter Gott

Das Wort Islam ist arabisch und bedeutet: Unterwerfung unter Gott und völlige Hingabe an ihn. Der Name Gottes im Islam ist Allah. Der Anspruch auf Wahrheitsbesitz ist absolut: Alle Menschen sollen den einzig wahren Gott anbeten. Die universale Gültigkeit seiner Verkündigung teilt der Islam mit dem Christentum. Bei beiden handelt es sich um prophetische Religionen, für die der Absolutheitsanspruch von entscheidender Bedeutung ist.

Glaube und Religion

Charakteristisch für den Islam ist die enge Verknüpfung von Politik, Religion und Alltag. Das heißt, der Islam greift wesentlich stärker in das gesellschaftspolitische Leben ein als andere Religionen. Der Koran ist weltliches und religiöses Gesetzbuch in einem, die Umma, die islamische Gemeinschaft, religiöse und politische Gemeinde. Die Scharia, das heilige Gesetz, gibt Weisungen für das gesamte Leben.

Fünf Säulen

Die Einzigkeit Gottes und die Hingabe an seinen Willen sind der zentrale Inhalt des Islam, der auf fünf Säulen ruht: dem Glaubensbekenntnis (Schahada), das fünfmal täglich zu vollziehende Gebet (Salat), der Abgabe an die Armen (Zakat), dem Fasten im heiligen Monat Ramadan (Saum) und der Pilgerfahrt nach Mekka (Hadsch)

„Er ist Allah, außer dem es keinen Gott gibt“

In Sure 59, Vers 22 bis 24 des Koran, einer grundlegenden Stelle der islamischen Gotteslehre, heißt es über Allah: „Er ist Allah, außer dem es keinen Gott gibt, der Kenner des Verborgenen und des Offenbaren. Er ist der Allerbarmer und Barmherzige (22). Er ist Allah, außer dem kein Gott ist; Er ist der Herrscher, der Einzig Heilige, der Friede, der Verleiher von Sicherheit, der Überwacher, der Erhabene, der Unterwerfer, der Majestätische. Gepriesen sei Allah über all das, was sie Ihm beigesellen (23). Er ist Allah, der Schöpfer, der Bildner, der Gestalter. Ihm stehen die schönsten Namen zu. Alles, was in den Himmeln und auf Erden ist, preist Ihn, und Er ist der Erhabene, der Allweise (24).“

Koran – das oft zu lesende Buch

Seinen Ursprung hat der Islam in den Offenbarungen, die der 570 n. Chr. in Mekka geborene und 632 in Medina gestorbene Mohammed von Gott empfangen hat. Mohammed wird von den Muslimen als der historisch letzte der Propheten angesehen, dem mit dem Koran Allahs Offenbarung gesandt wurde. Mit der Hidschra, der Vertreibung aus seiner Heimatstadt Mekka und der Ankunft in Medina 24. September 622, beginnt die islamische Zeitrechnung.

Der Koran (wörtlich: das oft zu lesende Buch) ist die heilige Schrift der Muslime. Der geoffenbarte Text des Koran verkörpert für sie das buchstabengetreue Wort Gottes, das in 114 Kapiteln (Suren) mit 6236 Versen zwischen 610 und 623 n. Chr. von Mohammed verfasst wurde.

Gott der Väter

Allah ist identisch mit dem Gott der biblischen Propheten. Doch nach muslimischem Glauben bedurfte es wegen Fehldeutungen und Verfälschungen der ursprünglichen Botschaft durch andere Religionen eines weiteren Propheten – Mohammed.

Der Islam anerkennt im Koran die Propheten und Stammväter der Bibel – angefangen von Adam und Abraham über Mose bis zu Jesus. Jedoch leugnet er die Gottessohnschaft und Erlösungstat Jesus Christi, wie sie in der Bibel bezeugt wird.

Die Suren des Koran sind ihrer Länge nach und nicht chronologisch geordnet. Schon bald nach Mohammeds Tod 632 n. Chr. entstand die Sunna – Texte, die vorbildliche Handlungsweisen des Propheten und seiner Nachfolger enthalten. Andere Überlieferungen, Hadith genannt (arabisch für Erzählung, Bericht), bezeichnen im Islam Aussprüche und Taten des Propheten.

Fastenmonat Ramadan

Der Ramadan (auf arabisch bedeutet das „heißer Monat“) ist der muslimische Fastenmonat, der neunte Monat des islamischen Mondkalenders. Er dauert 29 bis 30 Tage. Das Fasten im Ramadan ist eine der fünf Lebensregeln der Muslime. 2019 dauert der Ramadan vom 5. Mai bis 4. Juni.

Alle Muslime, die in vollem Besitz ihrer Geisteskräfte, volljährig und körperlich dazu imstande sind, müssen fasten. Sie dürfen in dieser Zeit von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang nicht essen, nicht trinken, nicht rauchen, sollen sich in Gebeten auf ihren Glauben besinnen und von ihren Sünden reinigen. Das Fasten endet mit dem dreitägigen Fest des Fastenbrechens.

Daneben gibt es für Muslime noch andere Anlässe zum Fasten wie zum Beispiel das Sühnefasten sowie einzelne Fastentage wie etwa Ashura, den zehnten Tag des ersten Monats im islamischen Kalender.

„Fastenzeit ist der Monat Ramadan“

In Sure 2, Vers 185, heißt es: „(Fastenzeit ist) der Monat Ramadan, in dem der Koran (erstmals) als Rechtleitung für die Menschen herabgesandt worden ist, und (die einzelnen Koranverse) als klare Beweise der Rechtleitung und der Rettung. Wer von euch während des Monats anwesend ist, soll in ihm fasten. Und wenn einer krank ist oder sich auf einer Reise befindet (und deshalb nicht fasten kann, ist ihm) eine (entsprechende) Anzahl anderer Tage (zur Nachholung des Versäumten auferlegt).“