Mohammed Badie, Oberhaupt der Muslimbrüder Foto: dpa

Die juristische Abrechnung mit den entmachteten Islamisten in Ägypten kommt ins Stocken. In einem der beiden Prozesse gegen den Bruderschaftsführer Badie werfen die Richter zum zweiten Mal das Handtuch.

Die juristische Abrechnung mit den entmachteten Islamisten in Ägypten kommt ins Stocken. In einem der beiden Prozesse gegen den Bruderschaftsführer Badie werfen die Richter zum zweiten Mal das Handtuch.

Kairo - Eklat in Kairo: Ein Prozess gegen das Oberhaupt der ägyptischen Muslimbrüder, Mohammed Badie, ist nach massiven Störmanövern geplatzt. Kurz nach Eröffnung des Verfahrens legten die Richter am Mittwoch ihr Mandat wegen lautstarker Proteste der Angeklagten nieder. Diese hatten Parolen wie „Nieder mit der Militärherrschaft!“ geschrien und damit die Verhandlung übertönt, berichtete die Webseite der Tageszeitung „Al-Ahram“. Es war bereits der zweite Anlauf in diesem Verfahren.

Die Anklage wirft Badie und 29 anderen Spitzenfunktionären der inzwischen verbotenen Muslimbruderschaft Anstiftung zu tödlicher Gewalt bei anti-islamistischen Protesten im vergangenen Juni in Kairo vor. Die Verhandlung fand in einem eigens dafür eingerichteten Saal in der Polizeiakademie für Unteroffiziere im Süden Kairos statt.

Prozess muss neu angesetzt werden

Der Prozess muss nun mit neuen Richtern neu angesetzt werden. Dabei hatte es sich bei der Verhandlung am Mittwoch schon um den zweiten Anlauf gehandelt. Im Oktober hatten die damaligen Richter ihr Mandat wegen Befangenheit niedergelegt. Ein weiteres, davon unabhängiges Verfahren gegen Badie, in dem es um Unruhen in Giza im Juli geht, hatte am vergangenen Montag begonnen. Es war auf Februar vertagt worden.

Zusammen mit Badie angeklagt sind dessen Stellvertreter, Chairat al-Schater und Raschad Bajumi. Ihnen wird vorgeworfen, sie hätten im vergangenen Juni Schlägertrupps angeheuert und mit Waffen ausgestattet, um Einrichtungen ihrer Organisation zu schützen. Anti-islamistische Demonstranten hatten damals das Hauptquartier der Bruderschaft in Kairo gestürmt und in Brand gesetzt.

Al-Schater gilt bei den Muslimbrüdern als „Mann fürs Grobe“. Der Geschäftsmann war von den Islamisten 2012 ursprünglich als Präsidentschaftskandidat ausgewählt worden. Nachdem Al-Schater von der Wahlkommission aus formalen Gründen abgelehnt worden war, hatten die Muslimbrüder dann Mohammed Mursi nominiert, der die Wahl mit knapper Mehrheit gewann. Die Armee stürzte Mursi ein Jahr später nach Massenprotesten gegen den Regierungsstil der Islamisten.

An den Universitäten des Landes kommt es immer wieder zu Zusammenstößen zwischen islamistischen Studenten und der Polizei. Allein am Dienstag wurden bei gewaltsamen Kundgebungen an der Universität Kairo, an der religiösen Al-Azhar-Universität in Kairo und an der Universität Fajum, 90 Kilometer südlich von Kairo, 36 Menschen verletzt, berichteten Medien am Mittwoch.