Die Familie Moll ist bereits in dritter Generation in der Musikkapelle Bad Ditzenbach vertreten. Warum macht das gemeinsame Musizieren die Familienmitglieder so glücklich?
Den Überblick über die Familie Moll aus Bad Ditzenbach zu behalten, ist nicht leicht. Hinzu kommt, dass fast jedes Familienmitglied in der Kapelle ein anderes Instrument spielt. Die erste Generation sind Sabine und Walter Moll. Sie spielt Klarinette, er Flügelhorn. Gemeinsam haben sie drei Kinder: Alexander Moll (Tenorhorn), Manuela Semilia (Klarinette) und Stefanie Beier (Saxofon). Auch die vier Enkelkinder von Walter und Sabine Moll spielen schon Instrumente oder sind in der musikalischen Früherziehung. Ebenso sind die Ehepartner zum Teil musikalisch aktiv.
Walter Moll spielte Trompete im Posaunenchor, erzählt er. Beim Eintritt in die Kapelle habe er zunächst einmal umlernen müssen, da Posaunenchöre traditionell in C-Stimmung spielten, die Stücke in der Kapelle aber für die Trompete als ein in B gestimmtes Instrument ausgelegt sind. In der Kapelle habe er auch Sabine kennengelernt. Mit der Zeit kamen ihre drei Kinder ebenfalls in den Verein, lernten dort wiederum ihre Ehepartner kennen. Die Familie übernahm diverse Ämter und Aufgaben im Verein. Sabine Moll leitete jahrelang die musikalische Früherziehung, in der sie Kindern das Notenlesen beibrachte und ihnen den Spaß an der Musik mitgab.
2012 übernahm Tochter Manuela die musikalische Früherziehung. „Sie hat sich gewünscht, dass Manuela es macht“, ergänzt Schwester Stefanie Beier. Zusätzlich zur musikalischen Früherziehung leitet Manuela die Blockflötengruppe und ist seit 15 Jahren im Vorstandsteam der Kapelle. Eine Zeit lang war sie mit ihrer Schwester gleichzeitig im Vorstand, was wohl in der Kapelle ab und zu für stressige Situationen gesorgt habe. Doch gerade ist es wieder besser, versprechen beide, Beier ist auch nicht mehr im Vorstand. Es komme auch ab und zu vor, dass manche Auftritte von der Anwesenheit von Familie Moll abhängen – denn kann einer nicht, sind die anderen auch oft nicht da. Deshalb richtet die Großfamilie ihre Termine nach der Musik, gibt Stefanie Beier zu.
Probe als Familientreffen
Die wöchentliche Probe ist praktisch ein Familientreffen. „Da kommen alle zusammen“, erklärt Sabine Moll und ihr Mann ergänzt: „Es ist die schönste Probe, wenn die Familie da ist.“ So ist Enkel Alessio bereits aktiv in der Stammkapelle mit dabei, Enkelin Lavinia komme demnächst dazu. Die Familie legt Wert darauf, dass die Kinder ein Instrument lernen, doch niemand werde gezwungen. „Es wäre jedoch schwer zu akzeptieren, wenn die Kinder es nicht wollen“, gibt Stefanie Beier zu bedenken. Ihre siebenjährige Tochter Lotte zeigt schon ein gutes Rhythmusgefühl und freut sich darauf, bald Blockflöte zu lernen. Was vermittelt die Musik denn gerade den jüngeren Familienmitgliedern? „Den richtigen Umgang miteinander, Kameradschaft und Gemeinschaft“, zählt Beier auf, „Man bringt den Kindern bei, dass ein Ort von Vereinen lebt.“ Man gehe außerdem mit dem Engagement in einem Verein gewisse Verpflichtungen ein, wie beispielsweise die ehrenamtlichen Vorstandsposten. „Musik ist auch ein Ausgleich“, ergänzt Sabine Moll, gerade bei Schule, Arbeit und auch ab und zu im Alltag. Es sei auch mal ein gewisser Ausgleich, wenn die Kinder nicht in der Probe sind, fügt Beier schmunzelnd hinzu. Dass man bei drei Generationen ein Lied hat, das alle gerne spielen, scheint fast nicht möglich.
„Böhmische Liebe“ als Lieblingsstück
Doch Walter Moll fällt nach kurzem Überlegen eines ein: „Böhmische Liebe“, eine Polka von Mathias Rauch aus dem Jahr 2013. Den Text dazu singt auch Enkelin Lotte sehr gerne. Während Cousin Alessio moderne Stücke wie „Backdraft“ bevorzugt, tut sich Oma Sabine damit eher schwer, gesteht sie. Doch auch die Polka „Omi und Opi“ werde von allen Generationen in der Kapelle recht gerne gespielt.
Da der Alltag der gesamten Familie sehr auf das Vereinsleben ausgelegt ist, versuchen sie, im Privaten das Thema Musik auch mal bewusst wegzulassen. Denn auch ohne die Probe kommt Familie Moll oft zusammen, nämlich zum gemeinsamen, täglichen Mittagessen. Es wird immer abwechselnd gekocht. Ein weiterer Vorteil ist, dass alle nah beieinander wohnen. Ähnlich wie bei einem gemeinsamen Lieblingsstück stellt sich die Frage nach einem Lieblingsgericht. Auch dafür hat Walter Moll irgendwann eine Antwort: „Schinkenwurstknöpfle mit Kartoffelsalat. Oder Waffeln oder Pfannkuchen.“