Der aus Reutlingen stammende Sänger und Rapper Tua wirbt mit einem provokanten Musikvideo und dem Song „Wenn ich gehen muss“ für die Seenotrettung.

Stuttgart - „Wenn ich gehen muss, werde ich euch winken“, singt Tua zur Akustikgitarre. Er sitzt mit nassem Gesicht im Dunklen. Immer wieder wird sein Gesang von Schreien unterbrochen. Man hört die verzweifelten Stimmen von Kindern, Frauen und Männern. Dann erkennt man, dass Tua in einem Schlauchboot sitzt. Immer wieder stürzen Menschen ins Meer, schließlich verliert auch der Sänger den Halt, geht langsam unter. Der Song verstummt. Tua versinkt ohne ein letztes Winken. Doch dann ziehen ihn Hände aus dem Wasser, und er wird an Bord der „Alan Kurdi“ gebracht, ein Schiff der Hilfsorganisation Sea-Eye.

„Kein Musikvideo. Sondern tödliche Realität“ ist zu lesen, als von diesem inszenierten Untergang umgeschnitten wird auf Dokumentarfilmmaterial, das zeigt wie Mitarbeiter der NGO Sea-Eye Flüchtlinge im Mittelmeer retten. Das Video zu „Wenn ich gehen muss“, das an diesem Montag erschienen ist, wurde für und mit der „Alan Kurdi“-Crew gedreht. Die Konzeptidee stammt von der Agentur Jung von Matt.

„Wir lassen Menschen sterben, die Schutz suchen“

„Dass Menschen auf der Flucht im Mittelmeer sterben und Europa sich seit vier Jahren auf zivile Organisationen wie Sea-Eye verlässt, macht mich wütend“, sagt Tua, „wir lassen Menschen sterben, die Schutz suchen. Das ist völliger Wahnsinn. Ich wollte ein Musikvideo machen das man fast nicht aushält – weil die aktuelle Situation nicht auszuhalten ist.“

Alle Einnahmen, die ab dem Tag der Veröffentlichung über Streaming oder Download des Songs generiert werden, sollen komplett an die Organisation Sea-Eye gehen. Außerdem werden alle Spendeneinnahmen, die im Rahmen der anstehenden Tua-Tour gesammelt werden, und der Gewinn der Jubiläumsveranstaltung zum 20-jährigen Bestehen seines Stuttgarter Labels Chimperator an Sea-Eye übergeben, heißt es in einer Pressemitteilung, die Tua veröffentlicht hat.