Die Stadtkapelle Musikverein Marbach hat ihr großes Jubiläum gefeiert. Für die gute Jugendarbeit gab es beim Jahreskonzert viel Anerkennung.
125 Jahre ist sie alt und dabei doch recht jung, wenn man sie so auf der Bühne erlebt: die Stadtkapelle von Marbach. Am Sonntag feierte der derzeit 260 Mitglieder zählende Musikverein das Jubiläum beim Jahreskonzert in der Marbacher Stadthalle. Die Musiker und Musikerinnen haben dem Publikum vieles geboten: starke Blasmusik, Reisen durch ganz unterschiedliche Welten, ein breites Spektrum an Klängen und damit verbundenen Emotionen.
Der Marbacher Bürgermeister Jan Trost gratulierte in seinem Grußwort und würdigte die lange Tätigkeit des Vereins. Dieser habe die „Tradition von Generation zu Generation weitergegeben“ und damit „Freude und Gemeinschaft“ in die Stadt gebracht. Musik, betonte der Schultes, „hat die Kraft, Brücken zu bauen“, sie sei ein Bestandteil des gesellschaftlichen Lebens. Warme Worte der Anerkennung und Dankbarkeit fanden auch Boris Seitz, der Landesmusikdirektor des Blasmusikverbandes Baden-Württemberg, und Björn Blatt vom Kreisverband Blasmusik Ludwigsburg.
Beide würdigten vor allem auch die erfolgreiche Arbeit mit der Jugend und für die Jugend. Mehr als 80 Kinder und Jugendliche machen derzeit Musik, so die Vorsitzende Annette Greiner. Mehrere Formationen bringt der Verein auf die Bühne, angefangen mit den Kleinsten von der Music-Gang, dann die Music-Gangster und die Music Kings, dazu eine Bläserklasse. Alle diese jungen Orchester traten in der Stadthalle auf, und es war zu hören, dass da eine ganze Schar engagierter junger Künstler heranwächst.
Eindrucksvolle Stücke
Fabian Friedl moderierte kurzweilig und witzig die Kompositionen. Den Auftakt machten Music-Gang und Music-Gangster mit drei kurzen, aber akustisch eindrucksvollen Stücken: La Mourisque von Tilman Susato, dann entführte African Portrait von James Curnow die Zuhörer in die Rhythmen dieses Kontinents, schließlich war in „Rattlesnake“ von Paul Lavender das Rasseln einer Klapperschlange zu hören.
Anspruchsvolle und teils populäre Melodien intonierten Music-Gangster und Music-Kings in ihrem Teil: Motive aus dem Phantom der Oper von Andrew Lloyd Webber, eine Reise durch Tolkiens Welt mit Hobbits Dance and Hymn von Johann de Meij. Einen Höhepunkt bildete die Peer-Gynt-Suite von Edvard Grieg. Das junge Orchester zauberte das Publikum minutenlang in die reiche Sagen- und Klangwelt des norwegischen Komponisten, von der zarten Morgenstimmung bis zu den bekannten Partien in der Halle des Bergkönigs. Tatjana Kuhnle dirigierte die jungen Musikerinnen und Musiker mit großem Einfühlungsvermögen.
Souveräne Leitung des Dirigenten
Das Publikum wurde gut unterhalten, und nach der Pause sorgte die Stadtkapelle mit einer ganzen Reihe interessanter Stücke dafür, dass es so weiterging. Dabei zeigte sich die große Vielfalt des Orchesters: Es ist gleichmäßig gut besetzt. Die Musik spiegelte ein breites Spektrum an Stimmungen wider. Mal dominierten die kräftigen Hörner und Saxophone, dann wieder weckten die hellen Querflöten zartere Gefühle. Unter der klaren und souveränen Leitung des Dirigenten Thomas Conrad entstanden reizvolle bunte Klangteppiche. Besonders überzeugend gelang dies bei George Gershwins American in Paris. Die Stadtkapelle übersetzte die vielen akustischen Eindrücke auf den Straßen von Paris in eine furiose Folge akustischer Bilder.
Eine ungewöhnliche Ehrung erfuhr Roland Greiner: Er gehört der Kapelle seit 65 Jahren an – ein Beweis, dass Musik jung erhält. Der Jubilar, mit starkem Beifall gefeiert, blickte zurück auf „viele spannende Jahre, die ich hier verbringen durfte“.
Zum Schluss versammelten sich alle Musiker und Musikerinnen dieses Abends auf der Bühne – jung und alt – und trugen mit dem Valtz for Band and Water Glasses nach Johann Strauß eine spezielle heitere Note in den Saal, als mit Hilfe von unterschiedlich gefüllten Gläsern ungewohnte Töne zu hören waren. Damit wie auch mit ihrem gesamten Programm hatte die Stadtkapelle-Musikverein Marbach an diesem Abend voll den richtigen Ton getroffen.