Die Ditzinger Musikschule richtet traditionell den Wettbewerb Jugend musiziert aus. Die jungen Teilnehmer nehmen in der Regel Musikunterricht. Foto: factum/Andreas Weise

Die Corona-Krise richtete in den drei Musikschulen im Strohgäu bisher kaum Schaden an. Es gab und gibt Online-Angebote – doch vernünftiger Unterricht sieht für die Leiter anders aus.

Strohgäu - Die Musikschulen haben die Corona-Krise bis jetzt gut überstanden. „Es hätte schlimmer kommen können. Unter den gegebenen Umständen sind wir sehr zufrieden“, sagt der Leiter der Ditzinger Einrichtung, Manfred Frank. Sehr erleichtert ist er darüber, dass alle Schüler treu geblieben sind. „Wir hatten große Angst vor Abmeldungen.“

Seit dem Beginn der Pandemie bis Ende Mai hat die Musikschule bei den Unterrichtsentgelten einen Verlust von rund 32.000 Euro eingefahren. „Da es noch keine sichere Aussage gibt, ob unsere Unterrichte an den allgemeinbildenden Schulen und Kitas vom Land auch während des Corona-Ausfalls finanziert werden, könnte hier nochmals ein Minus von bis zu 20.000 Euro entstehen“, so Frank.

Um nicht vollständig auf die Unterstützung der Kommunen Ditzingen und Hemmingen angewiesen zu sein, steuere die Jugendmusikschule mit geeigneten eigenen Initiativen wie Kurzarbeit und dem Einsatz von Betriebsmittelrücklagen gegen. Die Erhöhung des Landeszuschusses für Musikschulen um 2,5 auf 12,5 Prozent sorgt für „etwas Polster“.

Wenig Ab-, aber auch Anmeldungen

Auch die Korntal-Münchinger Musikschule schickte ihre Lehrer in die Kurzarbeit, um es ohne eine Finanzspritze der Stadt zu schaffen. „Wir kommen gut durch die Krise. Im Moment sind wir stabil“, sagt der Leiter Peter Meincke. Der übliche jährliche Zuschuss der Stadt reiche für die Ausgaben für die Verwaltung und laufenden Kosten. Dagegen gäbe es Einbußen bei den Gebühren, und auch die Zahl der Anmeldungen halte sich in Grenzen. „Zum Glück haben wir nur wenig Abmeldungen“, sagt Peter Meincke.

Die Gerlinger Jugendmusikschule indes konnte auf Kurzarbeit verzichten. „Wir stehen relativ stabil da und können nach jetzigem Stand die Krise aus eigener Kraft bewältigen“, sagt der Leiter Udo Will. Er berichtet von Einbußen zwischen 11.000 und 45.000 Euro. Der Grund für die weite Spanne: Auch Gerlingen weiß noch nicht, ob Baden-Württemberg landesfinanzierte Angebote wie Sprachförderung im frühkindlichen Bereich bezahlt, obwohl sie wegen Corona nicht stattfanden. „Dann ist auch keine zusätzliche finanzielle Hilfe des Landes notwendig.“

Langsam kehren die Musikschulen in den Normalbetrieb zurück. Seit Mitte Mai ist Einzelunterricht wieder erlaubt, nach den Pfingstferien auch Unterricht in Kleingruppen. In Ditzingen entspricht dies, inklusive der Online-Kurse, 70 bis 80 Prozent des gesamten Angebots. Die Kooperationen mit Kitas und Schulen, der Elementarunterricht sowie die Ensemble-Arbeit einschließlich des Erwachsenenbereichs seien noch nicht wieder möglich, bedauert Manfred Frank. Noch bis mindestens 30. Juni sind die Räume in Schulen tabu für außerschulische Aktivitäten. Das Gleiche gilt für Kitas.

Online-Angebote: Teils war Überzeugungsarbeit nötig

Ditzingen baute direkt nach dem vorläufigen Aus für den Präsenzunterricht ein Online-Angebot auf. „Die Bereitschaft, auf Online- und Alternativ-Unterricht einzugehen, war bei allen sehr groß“, sagt der Schulleiter – gleichwohl sei am Anfang teils Überzeugungsarbeit nötig gewesen. Ähnliches erzählt Udo Will aus Gerlingen. „Die Resonanz der Teilnehmer ist positiv, die Schüler und Eltern sind sehr solidarisch. Die Online-Angebote wurden und werden gut angenommen.“ Die aktuell möglichen Angebote könnten 80 bis 90 Prozent der Einbußen ausgleichen.

Trotzdem bleibt der Präsenzunterricht das Mittel der Wahl. „Die Online-Angebote können nach Corona eine Ergänzung zum Präsenzunterricht und eine zusätzliche Flexibilisierung der Unterrichtsangebote darstellen“, sagt Udo Will. Manfred Franks Fazit fällt genauso aus. „Solche Angebote waren in den einzelnen Fachbereichen unterschiedlich gut einsetzbar. Aber unser Schwerpunkt wird weiterhin eindeutig auf dem ‚Live-Unterricht’ mit persönlichem Kontakt liegen.“

Peter Meincke findet Online-Unterricht gar „nicht sinnvoll“, erst recht nicht für längere Zeit. „Musizieren hat mit direkter Interaktion zu tun“, sagt der Leiter aus Korntal-Münchingen. Hinzu kommt: Viele Kinder hätten nur ein Smartphone, ebenso wenig seien alle Lehrer entsprechend technisch ausgestattet. Das erschwere den Unterricht, etwa wenn die Übertragung zeitversetzt ist oder der Ton schlecht. Da Meincke zudem datenschutzrechtliche Bedenken hat, wenn die Lehrer ihre privaten Geräte nutzen, habe er von ihnen keine Online-Angebote verlangt. Sie hätten digital vielmehr Kontakt gehalten.