Katja Fischer leitet die Musikschule und wünscht sich eine Sanierung. Foto: Achim Zweygarth

Das Gebäude der Außenstelle der Stuttgarter Musikschule in Bad Cannstatt ist in die Jahre gekommen. Das Treppenhaus und die Räume sind abgenutzt, es gibt Wasserflecken. Am schlimmsten ist der Zustand der sanitären Anlagen.

Bad Cannstatt - Katja Fischer ist Musiklehrerin mit Leib und Seele. Trotzdem schämt sie sich manchmal, wenn ihre Schüler zu ihr in die Stadtteilmusikschule Bad Cannstatt kommen. „Das Alter des Hauses ist sichtbar, riechbar und fühlbar.“ Dieser Eindruck beginne mit den Schlaglöchern im Hof, ziehe sich durch das abgenutzte Treppenhaus bis in die Unterrichtsräume, in denen Wasserflecken, verursacht durch kaputte Wasserleitungen, keine Seltenheit seien. Besonders schlimm sei der Zustand der sanitären Anlagen, sagt Fischer: „Es fehlen Fliesen, die Leitungen sind rostig und alles macht einen heruntergekommenen Eindruck.“ Eine bloße Renovierung werde nicht helfen: „Das ganze Haus ist dringend sanierungsbedürftig.“

In den 90er Jahren gab es noch ein Hausmeisterehepaar

Schon viel zu lange sei Flickschusterei betrieben worden, findet Fischer. Als sie Mitte der 90er Jahre Leiterin der Stadtteilmusikschule wurde, habe es in dem Haus an der Kreuznacher Straße noch ein Hausmeisterehepaar gegeben, das sich um allfällige Reparaturen umgehend gekümmert habe. Seit es die nicht mehr gebe, müssten sie und ihre Mitarbeiter selbst auf kleinere Reparaturen teilweise lange warten. Und nicht nur das: „Auch von unseren Besuchern kommen regelmäßig Klagen.“ Das könne sie den Kindern und Eltern nicht verübeln – schließlich lade der Gesamtzustand des Hauses nicht zum Verweilen ein – obwohl viele Eltern und Großeltern warteten, während ihre Zöglinge Musikunterricht hätten. Einen Kinderwagen sollten Eltern ohnehin besser nicht mitbringen: „Das Haus ist nicht barrierefrei zugänglich“, so Fischer.

Auch die Kollegen von der Volkshochschule (VHS), deren Cannstatter Zweigstelle sich das Gebäude mit der Stadtteilmusikschule teilt, werden regelmäßig mit Klagen konfrontiert. „Weder die sanitären Anlagen noch die Ausstattung der Unterrichtsräume sind in gutem Zustand“, sagt die Direktorin, Dagmar Mikasch-Köthner. Über nicht funktionierende Jalousien, die etwa den Sprachunterricht beeinträchtigten, könnten auch Ausstellungen oder Plakate nicht hinwegtäuschen, welche die Kolleginnen vor Ort in Eigenregie aufhängten, um das Ambiente etwas angenehmer zu machen. Rund 200 Kurse finden laut Mikasch-Köthner pro Semester in Bad Cannstatt statt – wobei sie deutlich mehr Potenzial in dem Standort sieht: „Bad Cannstatt ist der größte Stadtbezirk und hat aufgrund seiner Sozialstruktur viele Bildungssuchende und Menschen, die ans Lernen herangeführt werden wollen und müssen.“ Von der Kreuznacher Straße aus könne dieses Potenzial allerdings nicht befriedigt werden. „Langfristig benötigen wir ein Gebäude für Lernen, Bildung und Kultur, das als solches auch erkennbar ist.“ Eine Campuslösung, wie sie Vertretern des Elly-Heuss-Knapp-Gymnasiums, der Eichendorffschule und der Musikschule vorschwebt, sei zwar im Moment nicht realistisch, wäre aber ideal, so die Direktorin der Volkshochschule. Grundsätzlich wolle die VHS ihr Angebot in den Stadtbezirken in Zukunft eher weiter ausbauen und auf die jeweiligen Standorte abstimmen.

Eine Generalsanierung ist nicht vorgesehen

Sich noch mehr als bislang mit anderen Einrichtungen und Schulen im Stadtbezirk zu vernetzen, ist auch das Ziel von Katja Fischer. Nichtsdestotrotz bekennt sie sich klar zum Standort Kreuznacher Straße. „Die Lage ist ideal für uns und unsere Schüler“, sagt sie und verweist auf die nahe Stadtbahnhaltestelle sowie die zentrale Lage in Bad Cannstatt, die es vor allem Kindern ermögliche, zu Fuß zum Musikunterricht zu laufen. Unterstützt werden die Forderungen nach Sanierung, die die Leiterinnen der VHS und der Musikschule stellen, nun auch von der SPD-Gemeinderatsfraktion: Die Sozialdemokraten fragen in einem Antrag nach den Plänen für die Instandhaltung und Herstellung der Barrierefreiheit des bestehenden Gebäudes sowie nach den Zukunftskonzepten der Einrichtungen. Gefragt wird auch nach der Umsetzbarkeit solcher Konzepte zum Beispiel durch quartiersbezogene Angebote Räumlichkeiten in Schulen, also außerhalb der zentralen Anlaufstelle.

Eine Generalsanierung ist allerdings nicht vorgesehen. „Das Gebäude stammt aus dem Jahr 1873 und ist unter Berücksichtigung seines Alters in einem angemessenen Zustand“, sagt Thomas Zügel, der Leiter des Liegenschaftsamts. Bodenbeläge und elektronische Leitungen seien in regelmäßigen Abständen gewartet und ausgetauscht, die Brandschutzmaßnehmen im Jahr 2010 umgesetzt worden. Zumindest an der Situation der sanitären Anlagen soll sich im kommenden Jahr etwas ändern, sagt Markus Hartung vom Hochbauamt: „Die Sanierung der Toiletten ist finanziert.“ Die Arbeiten könnten allerdings nur während der Schließzeiten der Einrichtungen und damit erst in den Sommerferien des kommenden Jahres beginnen. Noch in diesem Jahr soll laut Hartung allerdings ein neues Steuergerät für die Jalousien eingebaut werden. Beide Maßnahmen zusammen kosten rund 125 000 Euro. Auch eine Machbarkeitsstudie für den Einbau eines Aufzugs in das Haus habe das Liegenschaftsamt beim Hochbauamt in Auftrag gegeben, ergänzt Zügel.