Trossinger Studenten demonstrieren. Foto: dpa

Ein Vorschlag, mehr nicht. So nennt Grün-Rot jetzt das Reformkonzept für die Musikhochschulen. Wie diese aber sparen, Schwerpunkte bilden und zugleich vollwertige Hochschulen bleiben können, bleibt ein Geheimnis.

Stuttgart - Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) zeigt sich bei der Reform der fünf Musikhochschulen zwar offen für neue Vorschläge. Von der Vorgabe, dass die Ausbildungsstätten sparen und Schwerpunkte bilden, rückt er aber nicht ab.

„Es genügt nicht, sich den örtlichen Protesten anzuschließen“, sagte er in einer Landtagsdebatte an die Opposition gerichtet, die das Reformkonzept von Kunstministerin Theresia Bauer (Grüne) ablehnt. Die Aufgabe sei, den Haushalt zu sanieren und gleichzeitig die Exzellenz der Musikerausbildung zu erhalten. Bisher liege aber nur ein „Vorschlag“ auf dem Tisch, kein Kabinettsbeschluss, betonte er.

Bauer verteidigte ihr Konzept, zum Beispiel die Pop- und Jazzmusikerausbildung in Mannheim zu konzentrieren: „Wir können nicht an allen Standorten alles machen und dann noch Geld sparen.“ Die Musikhochschulen selbst hätten sie gebeten, eine Lösung für den Konflikt zwischen wachsenden Studierendenzahlen und stagnierenden Mitteln zu finden. Bauer: „Wir haben dieses Problem geerbt.“ Deshalb habe sie externe Fachleute und Vertreter der fünf Hochschulen an einen Tisch geholt. Drei von ihnen hätten sich schließlich auf den Reformvorschlag geeinigt, nicht aber Trossingen und Mannheim. Damit sei sie im Sommer an die Öffentlichkeit gegangen: „Was wäre die Alternative gewesen?“

Trossingen zu beschneiden, ein „Angriff auf den ländlichen Raum“

Ein Konzept zu entwickeln, so antwortete darauf die FDP, das nicht nur die Hochschulen, sondern auch Musikvereine, Musikschulen und Studierende einbezieht. „Nehmen Sie die Betroffenen mit“, forderte der Abgeordnete Leopold Grimm.

Die Liberalen pochen auf eine Zusage, dass alle fünf Standorte vollwertige Musikhochschulen mit dem Angebot einer klassischen Ausbildung bleiben. Zur Finanzierung schlagen sie allgemeine Studiengebühren vor, die allerdings erst nach dem Examen bezahlt werden müssen. Außerdem solle das Land den Hochschulen Budgets zuweisen, die sich an der jeweiligen Zahl der Studierenden bemessen.

Die CDU bekräftigte ihre Forderung nach einem neuen Konzept: „Das Kulturland Baden-Württemberg leidet unter einer solchen Politik“, sagte der CDU-Abgeordnete Dietrich Birk. Unter Leitung eines externen Moderators müsse die Sache von vorne aufgerollt werden. Für CDU-Fraktionschef Peter Hauk ist Bauers Vorschlag, Trossingen zu beschneiden, ein „Angriff auf den ländlichen Raum“. Außerdem habe die Ministerin nirgendwo die Menschen beteiligt, sondern „kühl von oben regiert“.

Kai Schmidt-Eisenlohr (Grüne) appellierte an den Landtag, die Popakademie nicht aus den Augen zu verlieren, die ohne Eingliederung in die Mannheimer Musikhochschule ab 2018 in Geldnot gerate.

SPD-Fraktionschef Claus Schmiedel regte eine andere Gewichtung der Fächer an den Hochschulen an: „Wir wissen, dass wir zu viele Pianisten für den Musikmarkt ausbilden.“ Andererseits gebe es im stark nachgefragten Fach Gitarre zu wenige Professoren. Vor dem Landtagsgebäude, wo mehrere Dutzend Trossinger Musikstudenten für den Erhalt ihrer Hochschule demonstrierten, sagte Schmiedel: „In allen Musikhochschulen wird es einen Kernbereich geben, so dass sie ein eigenes Orchester bilden können.“ Die Studierenden applaudierten.