Mittelfristig will das Land vier Millionen Euro im Jahr bei den Musikhochschulen einsparen. An den Standorten in Stuttgart (Foto), Freiburg und Karlsruhe ändert sich im Grunde nichts, in Trossingen und Mannheim hingegen sollen 200 bzw. 300 Studienplätze abgebaut werden. Foto: Leserfotograf yoube

Mittelfristig will das Land vier Millionen Euro im Jahr bei den Musikhochschulen einsparen. An den Standorten in Stuttgart, Freiburg und Karlsruhe ändert sich im Grunde nichts, in Trossingen und Mannheim hingegen sollen 200 bzw. 300 Studienplätze abgebaut werden.

Trossingen - Die Kürzungspläne des Landes bei den Musikhochschulen im Südwesten halten die Betroffenen in Trossingen (Kreis Tuttlingen) für nicht umsetzbar. „Es geht schlicht nicht“, sagte Rektorin Elisabeth Gutjahr der Nachrichtenagentur dpa.

An dem mit rund 480 Studienplätzen kleinsten von fünf Standorten im Land sollen 200 Plätze wegfallen. Zudem sollen die Ausbildung für Alte Musik und Elementare Musikpädagogik gebündelt werden. Die Spezialisierung auf Alte Musik sei aber nur dann sinnvoll, wenn sie mit der Hochschule für Alte Musik in Basel konkurrieren könne, sagte Gutjahr. Dafür müsse das Land jedoch tief in die Kasse greifen, um die personelle und institutionelle Ausstattung nachzuliefern.

Hintergrund sind Pläne des Wissenschaftsministeriums zu einer Neuordnung der Musikhochschulen im Südwesten. Mittelfristig sollen so vier Millionen Euro im Jahr eingespart werden. An den Hochschulen in Stuttgart, Freiburg und Karlsruhe ändert sich im Grunde nichts. Die Standorte Trossingen und Mannheim hingegen sollen 200 beziehungsweise 300 Studienplätze abbauen. Allerdings soll in Mannheim zum Ausgleich die Popakademie in die Musikhochschule integriert werden.

Für ein musikalisches Studium sei die lebendige Betätigung in einem vielfältigen Umfeld ein entscheidender Faktor, sagte die Trossinger Hochschulrektorin. „Man kann hier nicht nur Konzerte der Alten Musik machen.“ Die Musiker lebten davon, dass sie mit den Vereinen, Kirchenchören, Blasorchestern oder auch Schulen vor Ort etwas gemeinsam gestalten könnten.

"Das wäre kein Sparkonzept, das ist ein Investitionskonzept"

Auch eine Abkoppelung der Elementaren Musikpädagogik - also dem grundlegenden Musikunterricht - von der Vollmusikhochschule sei der falsche Weg, sagte Gutjahr. Jeder Student müsse sich parallel dazu noch einem Instrument widmen. „Dazu bräuchte ich Professoren für Theorie, für Musikwissenschaft, für alle Instrumente - das wäre kein Sparkonzept, das ist ein Investitionskonzept.“ Die Elementare Musikpädagogik sei kein Profil, sondern eine Grundvoraussetzung.

Der Rechnungshof habe der Musikhochschule Trossingen höchste Effizienz bei maximaler Leistung attestiert. Zudem erhielten die Standorte in Stuttgart und Freiburg bereits jetzt deutlich mehr Zuwendungen: „Das Budget ist dort bis zu 36 Prozent höher bemessen und dies seit Jahrzehnten, ohne dass damit eine höhere Leistungsfähigkeit festgestellt wurde“, heißt es in Trossingen.

Eine Neuordnung der Musikhochschule nach den derzeitigen Plänen könne sie daher nicht verantworten. „Ich gebe nicht meinen Namen dafür her“, sagte Gutjahr. „Ich werde nicht mein eigenes Fach zu Grabe tragen - wider besseren Wissens. Da müssen sie sich wirklich was überlegen.“