Fünf Freunde sollen sie sein: Schäfer, Huber, Elsner, Volle, Selig Foto: Schneider

Die Sänger Markus Schäfer, Christian Elsner, Michael Volle und Franz-Josef Selig wollten gemeinsam mit dem Pianisten Gerold Huber romantische Vokalquartette wiederbeleben – und machten aus Liedern große, (allzu) laute Oper

Stuttgart - Ob Nichtwissen wirklich selig macht, weiß man unseligerweise nicht wirklich. Tatsache aber ist, dass, wer einmal der selten zu erlebenden Kunst von solistisch besetzten romantischen Werken für vier Männerstimmen auf einer CD renommierter Vokalensembles lauschte, nach dem Konzert am Sonntagabend im Mozartsaal wohl nicht anders konnte, als laut „Buh!“ zu schreien. Den Protest haben auch die vier Sänger und ihr Pianist Gerold Huber auf der Bühne vernommen – und weil der Rest des Publikums jubelte, „trotzdem“ (so der Bariton Michael Volle als Moderator) drei Zugaben gegeben.

Tatsächlich sind bei dem Versuch einer Wiederbelebung der romantischen Liedertafel durch die Tenöre Markus Schäfer und Christian Elsner, den Bariton Michael Volle und den Bass Franz-Josef Selig zwei Welten aufeinandergestoßen. Zu erleben war ein Abend mit lauter Musik. Sehr lauter Musik. Große Gesten rieben sich an intimer Lyrik, viele Lieder knallten einem geradezu um die Ohren, und wären nicht jene dichten, stillen Momente gewesen, wie man sie vor allem in A-cappella-Sätzen von Schubert („Die Einsiedelei“, „Die Nacht“, „Grab und Mond“) und Brahms („Erlaube mir, fein’s Mädchen“) hören konnte, so wäre unbedingt von einer freundlichen Übernahme des Liedes durch die Oper zu schreiben gewesen.

Vorzuwerfen ist den vier Solisten, dass sie vier Solisten blieben. Manche Lieder wirken wie musikalische Kampfschauplätze – als gehe es hier darum, wer von allen das größte Organ hat. Unter der Lautstärke leiden vor allem die hohen Stimmen, und Markus Schäfer als erster Tenor leidet nicht nur unter der Anstrengung, sondern auch unter einer übermäßigen Neigung zu Schwelltönen – und hat manchmal Probleme mit der präzisen Intonation.

Dies alles kann man den Sängern vorwerfen. Dass sie ein zu Unrecht vernachlässigtes Genre der bürgerlichen (Haus-)Musik ein wenig populärer werden lassen, macht die Sache besser, aber leider noch nicht gut.