Hans-Christoph Rademann Foto: Martin Förster

Die Internationale Bachakademie Stuttgart hat das Programm des Musikfests 2018 vorgestellt.

Stuttgart - Ein bisschen müde ist er noch, aber voller Elan. Tags zuvor hat Hans-Christoph Rademann im rundumerneuerten Dresdner Kulturpalast Bachs h-Moll-Messe dirigiert, jetzt schwärmt der künstlerische Leiter der Internationalen Bachakademie von der „ausgesprochen schönen Akustik“ dort und kommt, weil das nicht oft genug gesagt werden kann, auf das große Thema eines neuen Konzertsaales zurück, den Stuttgart unbedingt brauche, um international attraktiv zu sein. Dann aber ist das Festival an der Reihe, das die Bachakademie auch in diesem Jahr wieder am Ende der Sommerferien veranstalten wird: das Musikfest Stuttgart. Zielgerichtet, sagt Rademann, wolle man hier „neue Schritte gehen“, stilistische Vielfalt als „wichtiges Akademiethema“ etablieren – weshalb das Orchester der Gaechinger Cantorey im Eröffnungskonzert des Musikfests 2018 denn auch erstmals mit klassischen Instrumenten und einem etwas höheren Stimmton auftreten wird. Schließlich stehen dann Werke Joseph Haydns – die „Militärsinfonie“ und die „Missa in tempore belli“ – auf dem Konzertprogramm. „Irgendwann“, fügt der Akademieleiter an, „werden wir auch romantische Musik mit Instrumenten und der Stilistik der Zeit spielen.“

„Krieg und Frieden“ ist das Motto des diesjährigen Festivals, das sich dank einer Erhöhung der städtischen Förderung um 150 000 Euro und dank ausgesprochen aktiver privater Großspender über 16 Tage erstrecken wird. Gleich beim ersten Blick auf das Programm stellt man fest, dass 2018 das Kerngeschäft der Institution deutlich stärker im Fokus ist als in den Jahren zuvor. Die Reihe „Sichten auf Bach“ wird erweitert: Ton Koopman wird mit seinem Ensemble Amsterdam Baroque Bachs h-Moll-Messe aufführen, Jörg Halubek und Il Gusto Barocco spielen Bachs „Musikalisches Opfer“, und Bach-Kantaten gibt es nicht nur mit Hans-Christoph Rademann (im Mozartsaal, „der hat die beste Akustik in Stuttgart“), sondern auch mit Hermann Max und den Musikern der Rheinischen Kantorei und des Kleinen Konzerts sowie mit dem Thomanerchor unter Gotthold Schwarz.

Thematisch durchkomponiertes Festival

Dicht verzahnt mit der Reihe „Sichten auf Bach“, dem, so der Chefdramaturg Henning Bey, „Rückgrat des Musikfests“, sind die „Klangateliers“ und die „Musikfest-Cafés“, bei denen Musiker vorgestellt und Hintergründe beleuchtet werden. Experimente rund um Bach gibt es bei einem Tanzabend mit Friederike Rademann und bei einer Art klingendem Gedankenspiel über die Frage, wie Bachs Musik wohl klänge, wenn im 18. Jahrhundert Noten aus Versehen in der Karibik gelandet wären (beides im Club Wizemann). Das Festivalmotto reflektieren im Wechsel von Wort und Musik drei Mittagsveranstaltungen mit dem Titel „Nachgedacht“ in der Hospitalkirche. Die Reihe „Unternehmen Musik“ wird unter anderem mit dem englischen Chor Tenebrae und dem Dresdner Kammerchor fortgeführt, und nachdem er im Eröffnungskonzert das Thema Krieg mit Werken Haydns beleuchtet hat, widmet sich Hans-Christoph Rademann im Abschlusskonzert dem Frieden – dann mit Musik Händels.

Für 2020 plant die Bachakademie einen großen Neubeginn: Dann soll das Musikfest Stuttgart – zu einem anderen, früheren Zeitpunkt im Jahr – endlich ein Fest (fast) aller Stuttgarter Institutionen, ein Musikfest für die ganze Stadt sein. Gespräche mit der Oper, dem SWR und den Philharmonikern habe man bereits geführt, offenbar rennt man offene Türen ein. „Auf so ein Festival“, freut sich Hans-Christoph Rademann, „haben offenbar alle gewartet.“