Sein Keyboard kann Götz Wendlandt zu jedem Auftritt mitnehmen. Foto: Jacqueline Fritsch

Sein Beruf hat Götz Wendlandt jung gehalten – und berühmt gemacht. Einige nennen ihn das „musikalische Urgestein Stuttgarts“. Nun erzählt der Senior von Lebensfreude, der Bühne und Udo Jürgens.

Vaihingen - Götz Wendlandt weiß, was das Publikum will. „Ich schaue mir die Menschen an und weiß sofort, was ich spielen muss“, sagt er. Einige nennen ihn „das musikalische Urgestein Stuttgarts“. Noch heute tritt er solo oder mit seiner Band auf, mit der er früher an etlichen Fernsehshows mitgewirkt hat.

„Ach ja und dann habe ich ja noch etwas gemacht“, sagt Götz Wendlandt und streckt den Finger in die Luft. Begeistert erzählt er von früher, vom Fernsehen, seiner Band, seiner Aufnahmeprüfung an einer Musikschule und seinem „Hexenhaus“ in Botnang. Einige Jahre hat er in dem kleinen zweistöckigen Haus gewohnt – aber nicht nur gewohnt, sondern gelebt. „Andauernd haben wir dort Musik gemacht und Feste gefeiert, das war eine irre Zeit“, sagt der Musiker. In diesem kleinen, windschiefen Haus sind viele berühmte Musiker ein- und ausgegangen. „Tony Marshall hat dort geschlafen, Hans Rosenthal, und Udo Jürgens hat gleich noch eine Frau mitgebracht“, sagt Wendlandt und lacht.

Musikstudium, ohne Noten lesen zu können

Mittlerweile lebt Wendlandt in einer Wohnung in Vaihingen. Wie alt er ist, möchte er nicht sagen. „Gefühlt bin ich 65“, sagt er. „Und ich bin topfit: Ich könnte Bäume ausreißen – die 20 Zentimeter groß sind.“ Wenn der Mann lacht, blinzelt er ein paarmal und streckt seine Zunge etwas heraus. Der Glanz, den er bei Erzählungen über die Musik und die Vergangenheit in den Augen hat, verschwindet schnell, wenn er an seine Kindheit zurückdenkt.

Erst beim Thema Studium kehrt die Freude in sein Gesicht zurück. „Das ist eine lustige Geschichte, wie ich da reingekommen bin“, sagt er. Für die Geschichte muss er aber etwas ausholen. Früher hat er in einem Haus in Halle gewohnt, aus dem seine Mutter eine kleine Pension gemacht hat. Dort hat ein Gast gehört, wie Götz Wendlandt am Klavier gespielt hat. „Diesen Mann kennenzulernen, war ein Meilenstein in meinem Leben“, sagt er. Denn dieser hat ihm vorgeschlagen, sich für ein Musikstudium zu bewerben. „Ich hatte keine Ahnung von Noten, ich wusste nicht einmal wie die aussehen“, sagt Wendlandt und lacht, „ich habe heute noch die Gesichter der Prüfer vor Augen, als sie bemerkt haben, dass ich keine Noten lesen kann“. Trotzdem durfte er sein Studium dort beginnen. „Ich musste aber innerhalb von drei Tagen alle Noten lernen und habe Tag und Nacht gebüffelt“, sagt er.

Früher war es anstrengender, Fernsehen zu machen

Schließlich hat sich das Lernen gelohnt, denn später hat der Musiker eine Band gegründet, mit der er Fernsehsendungen wie „Dalli Dalli“ musikalisch begleitet hat. „Dadurch habe ich viele Leute wie Frank Elstner und Peter Kraus kennengelernt“, sagt Wendlandt. Heute sei Fernsehen etwas ganz anderes als früher. „Damals waren solche Sendungen ja immer live, deshalb musste man höllisch aufpassen und wahnsinnig konzentriert sein“, meint er, „heute schneidet man sich alles so zusammen, dass es passt“.

Seine Fernsehkarriere hat Götz Wendlandt hinter sich; mit vielen großen und kleinen Berühmtheiten ist er aber bis heute befreundet. „Ich fahre zu Tony Marshall, um seinen 80. Geburtstag zu feiern“, sagt er. In seinem Alltag hat die Musik natürlich bis heute einen festen Platz. Ob allein oder mit seiner Band tritt er immer wieder bei verschiedenen Gelegenheiten auf – vorwiegend in Stuttgart. Auch in Seniorenheimen ist der Musiker sehr gefragt. „Die Leute dort sind so dankbar, wenn ich Musik von früher spiele“, sagt er. Selbstverständlich spielt er auch moderne Titel. „Mein Repertoire umfasst Musik aus sieben Jahrzehnten“, sagt er stolz. Nur Heavy Metal spielt er nicht. „Das lehne ich ab, das ist für mich keine Musik.“ Wendlandt weiß eben nicht nur, was das Publikum will, sondern auch was er will.