Christos Sourantanopoulos hat eine außergewöhnliche Biografie. Foto: Gottfried Stoppel

Christos Sourantanopoulos betreibt in Fellbach seine eigene Bouzouki-Schule. Zuvor tingelte er viele Jahre durch die Music-Halls und Bars Griechenlands.

Die Lebensgeschichte des Christos Sourantanopoulos etwas ausführlicher zu erzählen, wäre sicher ein spannendes Projekt. Wobei das vielleicht gar nicht in seinem Sinne wäre. Denn der Leiter und Betreiber der Bouzouki-Musikschule X.S. Music in Fellbach beschreibt sich selbst so: „Ich mag es, zu machen, zu organisieren und etwas Gutes zu zeigen. Aber ich mag es nicht, auf Fotos oder ganz vorne zu sein. Ich bin kein Mensch, der sich gerne zeigen will.“

 

Der Ausgangspunkt dieser außergewöhnlichen Musiker-Biografie sind die 1970er und 80er Jahre in West-Berlin. Drei „B“ bestimmten Kindheit und Jugend von Christos Sourantanopoulos: Berlin, Breakdance und Bouzouki. Er kommt Anfang der 1970er Jahre in Berlin zur Welt und wächst in Tempelhof auf. Den Jungen fasziniert zunächst der Breakdance. Die Hip-Hop-Szene in der rauen Mauerstadt zieht ihn an. „Wir hatten eigene Gesetze. Ich habe mit ein paar Kumpels angefangen, Breakdance zu tanzen“, erzählt er. Doch sein Vater, der ursprünglich aus der nordgriechischen Gegend um Veria in der Region Zentralmakedonien stammt, sieht das nicht so gerne und versucht seinen Sohn davon abzubringen: „Er drückte mir seine Bouzouki in die Hand, zeigte mir ein paar Griffe für ein Lied“, erinnert sich Sourantanopoulos.

Begabung wird schnell erkennbar

Der Zwölfjährige probiert es und siehe da: „Nach einer Woche konnte ich das Lied spielen.“ Er nimmt Unterricht. Seine Begabung wird schnell erkennbar: Nach etwa anderthalb Jahren habe er in Tavernen spielen können, erinnert er sich. Damals sind die Werke von Mikis Theodorakis nicht nur bei den Linken und Intellektuellen in West-Berlin angesagt. Die griechischen Musiker der Zotos Kompania aus Berlin arbeiten mit Theodorakis zusammen: „Die haben mich damals tatsächlich mitgenommen, obwohl ich noch ein Knirps war, vielleicht 13 oder 14 Jahre alt“, erinnert sich Sourantanopoulos.

Doch den Teenager zieht es weiter weg: „Ich wollte unbedingt nach Griechenland zu den großen Musikern.“ Mit circa 16 Jahren verlässt er Berlin und das Elternhaus. „Ich hatte eine winzige Wohnung in Griechenland. Die Schule habe ich dort weitergemacht.“ Gleichzeitig verfolgt er seinen Traum: „Ich habe mich langsam hochgearbeitet“, erzählt er. Er übt und übt. Schon in jungen Jahren zieht Sourantanopoulos mit wechselnden Bands durch die Bars, Clubs und Music-Halls in Griechenlands Norden.

Zunächst spielt er eher in der Provinz und in kleineren Städten. Die damaligen Unterhaltungsbands bestehen in der Regel aus einem Sänger, Schlagzeuger, Gitarristen, Keyboarder, Bassisten und Bouzouki-Spieler. Die nächtlichen Konzerte folgen einem festen Muster, das er so beschreibt: „Die Zuschauer sitzen an kleineren Tischen. Man serviert ihnen Whisky oder Wein, dazu gibt es Mandeln. Blumenfrauen haben Sträuße dabei. Wenn die Stimmung steigt und die Zuhörer im Saal bestimmte Lieder besonders mögen, kaufen sie Blumen und werfen sie zu dir auf die Bühne.“ Diese Form der Anerkennung ist aber nur ein Aspekt: „Denn du lernst jeden Abend neue Leute kennen und hast viel Spaß.“

Nach und nach erarbeitet Sourantanopoulos sich einen Namen als Gitarrist und Bouzouki-Virtuose in der Branche: „Die bekannten Sänger sind in diesem Business die Stars. Sie engagieren dich, wenn du dein Instrument wirklich gut spielen kannst. Dafür bekommst du dann eine angemessene Gage“, erklärt er. Er tingelt viele Jahre durch die Music-Halls und Bars Griechenlands. Die letzten zehn Jahre ist er dort angekommen, wo er ursprünglich hinwollte: „Mein Ziel war, mit prominenten Sängern zusammen-zuarbeiten, als ich von Berlin wegging. Das ist mir gelungen.“

Die Reise ins Rembetiko

2011 hängt er dieses unstete und auch anstrengende Live-Musiker-Leben an den Nagel. Er zieht mit seiner Frau nach Süddeutschland und lebt nun in Winnenden. 2014 eröffnet er seine eigene Bouzouki-Musikschule: X.S. Music. Mit den begabtesten Schülern gründet er 2019 die „Bouzoukis der Engel“. Nach dem gefeierten Konzert im April dieses Jahres wird jetzt schon wieder kräftig für ein neues Programm geprobt. „Eine Reise ins Rembetiko, Teil II“ soll im Januar 2025 in der Alten Kelter Winnenden starten. Der Saal wird sicher proppenvoll sein. Und vielleicht fliegen da ja auch Rosen und Nelken.

Als Musikpädagoge und Leiter von X.S. Music hat Sourantanopoulos ein festes Ziel vor Augen: „Ich will die richtige Bouzouki, das richtige Spiel, herausarbeiten.“ Er will daran anzuknüpfen, was Komponisten und Bouzouki-Spieler wie Giorgos Zampetas, Vasilis Tsitsanis und Markos Vamvakaris auszeichnete. Diese Perfektion und diesen Purismus will er der kommenden Generation nun als Lehrer vermitteln. Mit seinen jüngeren Schülern, den „X.S. Music Kids“, hat er schon vor einiger Zeit ein Programm in Erinnerung an Giorgos Zampetas auf die Bühne gebracht: „Das ist ein großer Songwriter bei uns in Griechenland.“

Er fühlt sich der Tradition griechischer Musik verpflichtet und will diese Fackel auch hierzulande weitertragen. Zuletzt hatte er mit einigen Sinfonie-Orchestern zusammengearbeitet und dort den Part der Bouzouki übernommen. In Nürnberg, Mannheim und Ludwigshafen wurden Werke von Mikis Theodorakis unter der Leitung der Dirigenten Marcus Bosch, Stefanos Tsialis oder Garrett Keast aufgeführt. Insgesamt sechs Konzerte, wo er teilweise auch mit einem seiner Meisterschüler die Bouzouki spielte: „Solche klassischen Projekte will ich künftig weiterverfolgen, da bin ich auch ein bisschen stolz darauf“, sagt Sourantanopoulos. Wer ihn solo oder auch mit seinen „Bouzoukis der Engel“ hört, kommt ins Staunen und stellt beglückt fest: Der Himmel hängt mitunter voller Bouzoukis. Und nicht nur voller Geigen.

Veranstaltung in Winnenden

Karten
In der Alten Kelter in Winnenden findet am Sonntag, 19. Januar, die „Reise ins Rembetiko, Teil II“ statt. Eintritt kostet im Vorverkauf 15 Euro und 18 Euro an der Abendkasse. Beginn ist um 18 Uhr. Reservierungen unter 0151 / 700 260 80.